Friedensdelegation besucht Silêmanî und Helebce
Die #Delegation4Peace hat in den vergangenen beiden Tagen in Silêmanî und Helebce Gespräche mit politischen Parteien, der diplomatischen Vertretung von Nordostsyrien und Umweltorganisationen geführt.
Die #Delegation4Peace hat in den vergangenen beiden Tagen in Silêmanî und Helebce Gespräche mit politischen Parteien, der diplomatischen Vertretung von Nordostsyrien und Umweltorganisationen geführt.
Nachdem die „Delegation für Frieden und Freiheit in Kurdistan“ am 14. Juni in Hewlêr (Erbil) die internationale Initiative „DEFEND KURDISTAN – Against Turkish Occupation“ ausgerufen hatte, entschieden sich die Delegationsteilnehmer:innen, ihre Reise und politischen Gespräche in Silêmanî weiter zu führen.
Gespräch mit YNK: Gemeinsam Nein zur türkischen Invasion
Am 17. Juni traf sich die Delegation in Silêmanî mit Vertreter:innen der Patriotischen Union Kurdistans (YNK). Im Gespräch betonte die Delegation ihre Solidarität mit der HDP in Nordkurdistan und verurteilte den Mord an Deniz Poyraz, die von einem türkischen Faschisten in der HDP-Zentrale in Izmir in der Westtürkei erschossen wurde. „Dies war ein politischer Feminizid. Ein Mord, weil sie eine Frau war, eine Frau, die sich politisch engagierte”, sagte Lisa Schelm.
Zusammen mit der YNK formulierte die Delegation ein klares und entschlossenes Nein zur türkischen Invasion in Südkurdistan.
Demonstration der kurdischen Zivilgesellschaft gegen den Krieg
Um 17 Uhr versammelten sich erneut tausende von Menschen vor dem Palace Hotel in Silêmanî, um gegen den Krieg der Türkei in Südkurdistan zu demonstrieren. Unter ihnen waren auch die Delegationsteilnehmer:innen, die ein großes Transparent mit der Aufschrift „#DefendKurdistan“ trugen. Organisiert wurde die Demonstration von von elf verschiedenen NGOs, Verbänden und Parteien, darunter die Frauenorganisation RJAK, Demokratische Volksfront, Asoyê Nû, Sekoy Dijî Dagirkerî und die Lokalgruppe der Union kurdischer Künstler:innen
Besuch bei der Vertretung von Nordostsyrien
Nach der Demonstration besuchte die Delegation die diplomatische Vertretung der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien in Silêmanî. Auch die demokratische Selbstverwaltung wird seit Jahren immer wieder durch den türkischen Staat angegriffen. Im Jahr 2018 wurde der Kanton Efrîn durch islamistische Söldner und türkisches Militär besetzt und 2019 die Region zwischen Girê Spî (Tall Abyad) und Serêkaniyê (Ras al-Ain). Die Zivilbevölkerung wurde vertrieben. In dem Gespräch wurde einmal mehr betont, dass nur die kurdische Einheit die türkische Aggression und Invasion stoppen kann, ob nun in Südkurdistan oder in Rojava und Nordostsyrien.
Ökologische Zerstörung in Derbendîxan
Am 18. Juni machte sich die Delegation auf den Weg nach Derbendîxan, einem Ort nicht weit der iranischen Grenze, um sich mit der Umweltorganisation Kurdistan zu treffen. In der gemeinsamen Diskussion wurde auch auf die Philosophie von Murray Bookchin und Abdullah Öcalan eingegangen. So betonte Louise Schneider: „Die Philosophien von Bookchin und Öcalan sind wichtig für eine ökologische Gesellschaft. In Rojava wird versucht, diese Ideen in die Praxis umzusetzen. Es ist wichtig, sich auch in Europa dafür einsetzen und gemeinsam für eine ökologische Gesellschaft zu kämpfen.“ Auch die Unterdrückung von Frauen in der patriarchalen Gesellschaft war Gegenstand der Diskussion. „Die Mentalität, die die Natur unterdrückt, ist die gleiche, die auch die Frauen unterdrückt“, hieß es in einem Diskussionsbeitrag.
Wie die kurdische Umweltorganisation der Delegation mitteilte, ist 1958 auf der iranischen Seite ein Staudamm gebaut worden, der seitdem die Wasserzufuhr des Kleinen Zap stark beschränkt. So wird auch von Seiten des Irans Wasser als Waffe eingesetzt und die Gesellschaft abhängig gehalten. Allein im letzten Jahr ist der Wasserspiegel des Sees um elf Meter gesunken, was auf die Staudämme zurückzuführen ist. Auch die Wasserverschmutzung auf iranischer Seite verursacht große ökologische Probleme. So berichteten Anwohner:innen, dass es kaum noch Fische gibt.
„Ein Krieg gegen die Natur und unseren Planeten“
Die Umweltorganisation Kurdistan legte der Delegation einen Bericht über die ökologische Zerstörung in Kurdistan durch den türkischen Staat vor. Demnach werden von den vierzig türkischen Militärstützpunkten in Südkurdistan aus und in den besetzten Gebieten in Rojava zahllose Straftaten begangen. Die türkische Armee bombardiert Kurdistan seit Jahren und zerstört damit auch die Natur. „Im Krieg sterben nicht nur Menschen, auch die Umwelt und Tier sterben, die Luft wird verschmutzt, das Wasser vergiftet und der Boden beschädigt. Der Krieg ist gleichzeitig ein Krieg gegen die Umwelt und unseren Planeten“, hieß es in dem Bericht.
Die Umweltorganisation fordert die sofortige Beendigung der türkischen Militäroperationen und einen Boykott türkischer Waren. Sie ruft außerdem dazu auf, sich nicht an der mit der Besatzung einhergehenden Plünderung der Natur Kurdistans zu beteiligen.
Eine Teilnehmende der Delegation erklärte: „Wir sind hier, auch um gegen die ökologische Zerstörung zu protestieren, die von der Türkei angerichtet wird. Einige von uns haben auch an der Verteidigung der Wälder in Deutschland teilgenommen, die für den Bau einer Autobahn zerstört werden sollten, oder an Protesten gegen den Kohleabbau, der mit einer Ausbeutung der Erde verbunden ist. Wir müssen unsere Kämpfe in Europa mit euren Kämpfen hier verbinden. Gemeinsam können wir gegen die ökologische Zerstörung und Ausbeutung auf dem ganzen Planeten durch Staaten und die Industrie kämpfen.
Besuch in Helebce
Nach dem Besuch in Derbendîxan fuhr die Delegation weiter zu Gesprächen mit zivilgesellschaftlichen Organisationen nach Helebce (Halabdscha). Die Menschen der Stadt wurden im Jahr 1988 Opfer eines der größten Massaker an der kurdischen Gesellschaft. Mit Giftgas griff das irakische Regime unter Saddam Hussein die kurdische Stadt an. Mehr als 5000 tausend Menschen starben in wenigen Stunden. Mehrere deutsche Firmen waren am Aufbau von Fabriken beteiligt, in denen wissentlich das eingesetzte Giftgas produziert wurde. Auch wenn es in Deutschland Gerichtsverfahren gegen zehn Manager gab, deren Firmen beteiligt waren, kam es zu keinen großen Verurteilungen.