Nächtlicher Überfall: Familien sollen gegen HDP protestieren

Türkische Sicherheitskräfte versuchen in Bazîd Familien von Guerillakämpfer*innen dazu zu zwingen, vor dem HDP-Gebäude in Amed zu protestieren und die Rückkehr ihrer Angehörigen zu fordern.

Gestern Abend stürmte die Polizei die Wohnung der Familie Seferoğlu in der nordkurdischen Stadt Bazîd (Doğubeyazıt) in der Provinz Agirî (Ağrı). Die Polizei umzingelte gegen 23.00 Uhr das Haus mit Dutzenden von Panzerfahrzeugen und bedrohte die Familie. Yıldız Seferoğlu berichtet zu dem Überfall: „Nachdem die Polizei unser Haus mit Panzerfahrzeugen umstellt hatte, riefen sie über Lautsprecher ‚Ergebt euch‘. Ich habe mit meinem weißen Kopftuch aus dem Fenster gewunken. Dann mussten wir mit nackten Füßen und den Händen über dem Kopf aus dem Haus herauskommen. Nachdem sie unsere Wohnung stundenlang durchsucht hatten, holten sie uns wieder hinein. Sie sagten uns, es habe eine Anzeige gegeben, dass sich im Haus PKKler befänden. Ich sagte, das sei eine Lüge. Dann fragten sie mich, warum meine Kinder bei der PKK seien, worauf ich antwortete, das sei die Entscheidung meiner Kinder. Sie begannen dann von den Familien vor dem HDP-Gebäude in Amed (Diyarbakır) zu sprechen: ‚Seht ihr die Familien vor dem HDP-Gebäude in Diyarbakır? Schaut, sie kümmern sich um ihre Kinder. Dieser Staat öffnet seinen Schoß für jeden. Wenn ihr vor das HDP-Gebäude in Diyarbakır geht, werden wir euch auf jegliche Weise unterstützen. Versuch dein Kind zu überzeugen, dass es zurückkommt.' Ich erklärte daraufhin, dass ich so etwas nicht tun würde.“

Seferoğlu berichtet, dass die Nötigungen vor zwei Monaten begannen: „Das Team, das vor zwei Monaten zu mir kam, sagte: ‚Geh dort hin, mach bei den Familien [vor dem HDP-Gebäude in Amed] mit. Wir werden alle eure Ausgaben bezahlen. Die Familien dort bekommen eine nach der anderen ihre Kinder zurück. Wenn du auch gehst, helfen wir dir, dein Kind wiederzubekommen. Ich hatte damals gesagt, dass ich so etwas nie machen würde. Das sei die Entscheidung meines Kindes. Sie gingen nach mir noch zu vielen anderen Familien. Sie versuchten, alle Familien dazu zu bringen. Wir fühlen uns hier unseres Lebens nicht mehr sicher.“