Elvan: „Jetzt wollen sie die Mütter gegeneinander ausspielen“

Der Prozess gegen den Polizisten, der den 14-jährigen Berkin Elvan am 16. Juni 2013 mit einer Gasgranate tötete, wurde vertagt. Die Mutter von Berkin warnte, dass der Staat die Mütter gegeneinander ausspielen wolle.

Zur Zeit des Gezi-Aufstands, am 16. Juni 2013, wollte der damals 14-jährige Berkin Elvan im Istanbuler Stadtteil Okmeydanı Brot kaufen gehen und wurde von einer Gasgranate am Kopf getroffen. Er starb nach 269 Tagen im Koma. Der Polizist Fatih Dalagalı, der Berkin Elvan getötet hat, lebt weiter in Freiheit. Heute fand der 14. Prozesstag gegen ihn vor dem 17. Schwurgerichtshof in Istanbul statt. An dem Verfahren nahmen unter anderem die HDP-Abgeordnete Oya Ersoy und der CHP-Abgeordnete Sezgin Tanrıkulu teil.

Berkins Mutter: Soll noch mehr Blut vergossen werden?

Die Mutter von Berkin, Gülsüm Elvan, erklärte vor Gericht: „Das Verfahren kommt nicht zum Ende. Ich verstehe nicht, warum wir abgewiesen werden. Sie haben die Kinder getötet und gegeneinander aufgebracht, nun machen sie das auch bei den Müttern. Wir wollen ein Urteil und eine Strafe. Wir sind Mütter. Wie viele unserer Kinder sollen noch sterben, wie viel Blut soll noch vergossen werden? Könnt Ihr denn noch ruhig schlafen, das war doch noch ein Kind! Er hat sein Zeugnis bekommen. Aber ein Diplom wird er nie erhalten. Wenn Ihr auf Eure Kinder schaut, dann denkt auch an mein Kind. Mehr habe ich nicht zu sagen. Ich überlasse das Ihrem Gewissen.“

Der Prozess wurde auf den 13. November vertagt.

Lasst uns Frieden schaffen“

Nach dem Prozess fand eine Pressekonferenz vor dem Gerichtsgebäude statt. Berkins Mutter appellierte an die Mütter, die seit einigen Wochen vor dem HDP-Gebäude in Amed (Diyarbakir) die Rückkehr ihrer Kinder fordern: „Dort ist nicht der richtige Ort. Kommt, vereinen wir uns und bringen Frieden. Keine Mutter soll mehr weinen. Es reicht. Kein Kind soll mehr sterben. Das ist es, was wir wollen.“