„Gezi heißt Hoffnung“

Vor sechs Jahren begann der Gezi-Aufstand in Istanbul. Aus Anlass des Jahrestages hat trotz Polizeiblockade eine Demonstration im Stadtzentrum stattgefunden.

Hunderte Menschen sind gestern auf Aufruf der Initiative „Taksim-Solidarität“ in Istanbul zusammengetroffen, um an den Gezi-Aufstand vor sechs Jahren zu erinnern. Eine Demonstration zum Gezi-Park wurde von der Polizei verhindert, auf der gesamten Istiklal Caddesi blockierten Polizeieinheiten den Zugang. Trotz der polizeilichen Behinderung konnte eine kurze Demonstration stattfinden, auf der an die Todesopfer der Polizeigewalt bei dem Massenaufstand im Jahr 2013 erinnert wurde. In den vordersten Reihen liefen die Angehörigen von Berkin Elvan, Ali İsmail Korkmaz, Ethem Sarısülük, Ahmet Atakan, Mehmet Ayvalıtaş, Abdullah Cömert, Medeni Yıldırım und Hasan Ferit Gedik, die damals ums Leben gekommen sind. „Gezi heißt Hoffnung, die Hoffnung hört nicht auf. Die Dunkelheit wird gehen, Gezi wird bleiben“ stand auf dem Fronttransparent. An der Demonstration nahmen mehrere Abgeordnete der HDP, CHP und TIP sowie Vertreterinnen und Vertreter von Gewerkschaften und Berufsverbänden teil.

Der Beginn des Gezi-Aufstands

Der Gezi-Aufstand begann am 27. Mai 2013, als die Stadtverwaltung für ein geplantes Bauprojekt Bäume im zentralen Gezi-Park am Taksim in Istanbul fällen wollte. Damals stellten sich Mitglieder verschiedener Vereine, Berufsverbände und Initiativen vor die Baumaschinen und verhinderten die Abholzung. Unter ihnen war auch der damalige HDP-Abgeordnete Sirri Süreyya Önder, der inzwischen im Gefängnis ist. Aus der Aktion entstand eine Massenbewegung. Am Taksim wurden Zelte aufgebaut, immer mehr Menschen beteiligten sich an der Mahnwache. Die Polizei ging mit Tränengas und Wasserwerfern gegen die Demonstranten vor. Die lokalen Proteste weiteten sich schnell zu einer landesweiten Widerstandsbewegung gegen die autoritäre Politik des damaligen Ministerpräsidenten und heutigen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan aus, nachdem die Polizei hart gegen die Aktivist*innen vorging. Schließlich wurde die Bewegung blutig niedergeschlagen – elf Menschen starben, Tausende weitere wurden verletzt.