Mutter kann ihre inhaftierten Söhne nicht sehen

Fatma Töre aus Colemêrg kann ihre in weit entfernten Gefängnissen inhaftierten Söhne seit vier Jahren nicht mehr sehen.

Zwei von Fatma Töres Söhnen sind politische Gefangene des türkischen Staates. Einer befindet sich im fast 2.000 Kilometer von ihrem Wohnort in der Provinz Colemêrg (tr. Hakkari) entfernten Gefängnis in Silivri, der andere im 1.900 Kilometer weit entfernten Gefängnis von Balıkesir. Aufgrund fehlender Geldmittel und gesundheitlicher Probleme ist die Mutter nicht in der Lage, die lange Reise aus ihrem Dorf Sipîndaror (Akkavak) auf sich zu nehmen. Ihr Söhne Mehmet Emin Töre und Mikail Töre befinden sich seit fünf Jahren in Haft. Seit vier Jahren hat die Mutter sie nicht gesehen.

Die 54-jährige erklärt gegenüber der Nachrichtenagentur MA: „Ich vermisse sie so sehr, ich bin krank geworden, weil ich meine Kinder seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Alle meine Krankheiten liegen in der Sehnsucht nach meinen Kindern begründet. Ich habe Bluthochdruck, ich kann meine Füße nicht mehr spüren und ich kann nicht mehr laufen. Ich warte verzweifelt auf den Tag, an dem ich meine Kinder sehe. Ich möchte, dass meine beiden Kinder zusammen in dasselbe Gefängnis gebracht werden. Ich spreche mit ihnen nur am Telefon. Eine Mutter kann nur die Stimmen ihrer Kinder hören. Es ist schmerzhaft.“

Ich möchte nicht sterben, ohne sie zu sehen“

Töre appelliert an das Justizministerium: „Alles, was ich will, ist, dass meine Kinder an einen in der Nähe gelegenen Ort verlegt werden. Ich möchte, dass sie mich sehen können. Meine Kinder sind unschuldig. Ich weiß nicht, wann ich sterben werde, und ich möchte, bevor ich sterbe, meine Kinder zum letzten Mal gemeinsam sehen. Ich möchte nicht sterben, ohne sie zu sehen.“

Verlegung ist Teil der Repression gegen die Angehörigen von politischen Gefangenen

Die Verlegung politischer Gefangener in der Türkei in entfernt gelegene Haftanstalten findet systematisch statt und betrifft vor allem Kurd:innen. Viele kurdische politische Gefangene werden in Tausende Kilometer von ihren Familien entfernte Haftanstalten verlegt. Angehörige müssen für eine halbe Stunde Besuchszeit tagelang anreisen. Immer wieder werden dann die Besuche unangekündigt aufgrund von „Disziplinarstrafen“ abgesagt. So sollen die Familien zermürbt und die Gefangenen isoliert werden.