Leichnam wird Familie seit über einem Jahr nicht übergeben

Der Leichnam des bei einem Luftangriff in Colemêrg getöteten Guerillakämpfers Serhat Kaya wird seinen Angehörigen seit 16 Monaten vorenthalten.

Serhat Kaya ist am 18. August 2019 in der Nähe von Talê bei Colemêrg (türk. Hakkari) zusammen mit einem weiteren Kämpfer der Volksverteidigungskräfte HPG bei einem türkischen Luftangriff gefallen. Seitdem wird der Familie verweigert, seinen Körper zu übernehmen und zu bestatten. Auch Anträge bei der Staatsanwaltschaft brachten keinen Erfolg.

Leichnam liegt angeblich in „verbotener Zone“

Nicht einmal die übliche DNA-Probe bei Familienmitgliedern wurde erhoben. Die Staatsanwaltschaft behauptete, dass sie der Militärpolizei eine Anfrage geschickt, diese allerdings geantwortet habe, bei dem Gebiet handele es sich um eine „verbotene Zone“. Daher sei der Leichnam bisher nicht geborgen worden. Der Familie ist aber bekannt, dass es genau an diesem Ort zwei Militärbasen gibt und die Bombardierung direkt in der Nähe des Dorfes Talê stattgefunden habe. Kenan Kaya, ein Bruder des Gefallenen, sagt, Dorfbewohner in der Gegend hätten Gliedmaßen gefunden und vor Ort begraben.

Lasst Euch nicht auf das Spiel des Staats ein“

Kaya appelliert auch an die Familienmitglieder, die an der staatlichen Propagandaaktion vor dem HDP-Provinzverband in Amed (Diyarbakır) teilnehmen: „Ich kann die Leiche meines Bruders, die nur 30 Kilometer entfernt liegt, nicht bergen. Sie wird mir nicht übergeben. Nehmt doch die Realität wahr und lasst euch nicht auf das Spiel des Staats ein.“

Wir werden für unseren Bruder eintreten“

Kaya geht davon aus, dass der Leichnam in Stücke gerissen worden ist. Er sagt: „Und wenn es nur eine Hand ist, wir wollen seinen Leichnam. Gebt uns die Erlaubnis und wir holen ihn. Aber das wird nicht zugelassen. Das ist einfach unmenschlich. Auch wenn hundert Jahre vergehen, werden wir für ihn eintreten.“

Körper der Gefallenen als Schlachtfeld der psychologischen Kriegsführung

Der türkische Staat macht die Leichen gefallener Guerillakämpfer*innen zum Schlachtfeld der psychologischen Kriegsführung. Immer wieder werden Leichname verstümmelt oder in demütigenden Posen in den sozialen Medien präsentiert. Oft werden sie in anonymen Gräbern, manchmal sogar unter Wegen verscharrt. Durch psychologischen Druck und diese Art der Kollektivbestrafung soll der Widerstand der kurdischen Gesellschaft gebrochen werden.