Über dem Flüchtlingslager Mexmûr in Südkurdistan kommt es zu intensiven Aufklärungsflügen. Wie die Campverwaltung am Mittwoch mitteilte, werden inzwischen den dritten Tag in Folge am Himmel über dem Lager Flugzeuge unbekannter Herkunft gesichtet.
Das Camp Mexmûr liegt etwa 60 Kilometer südwestlich von Hewlêr (Erbil), der Hauptstadt der Kurdistan-Region Irak. In der Region finden fast ununterbrochen Aufklärungsflüge der türkischen Luftwaffe statt. In den letzten Wochen sind in der Region um Mexmûr wieder erhöhte Aktivitäten der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) zu beobachten. Möglicherweise findet die derzeitige Luftraumüberwachung im Rahmen der Anti-IS-Koalition statt.
IS-Basis auf dem Qereçox
Etwa drei bis vier Kilometer vom Flüchtlingslager entfernt liegt der Berg Qereçox. Auf dem Osthang befindet sich eine IS-Basis, in die sich Dschihadisten nach dem militärischen Sieg über die Miliz im Frühjahr 2019 aus Nord- und Ostsyrien zurückgezogen haben. Im Februar vergangenen Jahres hatte eine IS-Gruppe vom Qereçox kommend das Camp Mexmûr angegriffen und drei Bewohner verletzt. Die Attacke war von einer Guerillaeinheit der HPG zurückgeschlagen worden, zwei Dschihadisten wurden getötet. Bei den Gefechten fiel auch der Guerillakämpfer Ahmed Muradpur (Bekês Urmiye). Die Bevölkerung im gleichnamigen Distrikt gerät häufig ins Visier der Söldner. Die internationale Anti-IS-Koalition führt regelmäßig Luftschläge gegen IS-Positionen auf dem Massiv durch.
Größte kurdische Flüchtlingsgemeinschaft weltweit.
Im Flüchtlingslager Mexmûr, das offiziell unter dem Schutz des Flüchtlingswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) steht, leben heute etwa 13.000 Menschen. Die meisten von ihnen waren in den 1990er Jahren aufgrund der Repression des türkischen Staates und der Politik der verbrannten Erde gezwungen, ihre Dörfer in der Botan-Region in Nordkurdistan zu verlassen. Nach einer mehrjährigen Odyssee und Aufenthalten in verschiedenen Camps haben sie 1998 am Rand der Wüste das Lager Mexmûr gegründet. Die Campbevölkerung bildet damit die größte kurdische Flüchtlingsgemeinschaft weltweit.
Tödliche Luftangriffe der Türkei
Zum Angriffsziel wird das Lager bereits seit seiner Gründung. In der Regel ist die Türkei der Aggressor. Die türkische Regierung hat Camp Mexmûr im Rahmen ihres „Antiterrorkampfes” zum „PKK-Stützpunkt“ umgewidmet, um Kriegsverbrechen zu legitimieren. Erst am 5. Juni war eine von einer türkischen Drohne abgefeuerte Rakete in dem Lager eingeschlagen, drei Menschen kamen ums Leben. Vergangenes Jahr im April starben in Mexmûr drei Frauen bei einem tödlichen Luftschlag der Türkei.