Guerillakämpfer unter massiven Absperrungen beigesetzt

Die Leichen der am Berg Bagok bei Mêrdîn gefallenen Guerillakämpfer Musa Anter Çatak und Serhat Ericek sind vier Monate nach ihrem Tod ihren Angehörigen ausgehändigt worden. Die beiden Gefallenen wurden unter massiven Polizeiabsperrungen beigesetzt.

Die Leichname der beiden am 8. Mai am Berg Bagok in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn (tr. Mardin) bei Luftangriffen gefallenen Guerillakämpfer Musa Anter Çatak (Sidar Rizok) und Serhat Ericek (Rizgar Koçer) sind nach vier Monaten ihren Familien übergeben und in ihren Heimatorten beigesetzt worden.

Die beiden Kämpfer waren Teil von zwei Guerillagruppen, die am 7. Mai im Gebiet Şehîd Merwan am Berg Bagok von einer geheimen Einheit der türkischen Armee entdeckt worden waren. Das Militär schickte Aufklärungsdrohnen in das Gebiet und startete eine Operation. Am 8. Mai wurde das Gebiet, in dem sich die beiden Kleingruppen der Volksverteidigungskräfte (HPG) befanden, ab 12 Uhr stundenlang von Kampfjets und sechs Hubschraubern bombardiert. Dabei kamen eine Kämpferin und fünf Kämpfer ums Leben.

Nachdem am Dienstag festgestellt worden war, dass die DNA-Proben der Angehörigen mit denen der beiden Gefallenen übereinstimmen, wurde die Übergabe der Leichen bei der Generalstaatsanwaltschaft Mardin beantragt. Am Mittwochmorgen wurden die Leichen aus einem anonymen Friedhof exhumiert und den Familien übergeben.

Die Familie von Musa Anter Çatak (Sidar Rizok) hatte aus eigenen Mitteln einen Wagen gemietet und brachte die Leiche ihres Sohnes nach Hezex (Idil) in der Provinz Şirnex (Şırnak). Dort wurde der Gefallene auf dem Şêx-Hesen-Friedhof beigesetzt. Die Polizei sperrte den Friedhof ab und ließ niemanden zur Beerdigung vor.

Der HPG-Kämpfer Serhat Ericek (Rizgar Koçer) wurde auf dem Mohris-Friedhof in der Kreisstadt Nîsebîn (Nusaybin) in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn beigesetzt. Auch hier organisierte die Familie den Transport der Leiche selbst. Die Polizei verhinderte jegliche Teilnahme an der Beisetzung.

Bestattungen sind Ausdruck der Isolationspolitik

„Die Isolationspolitik von Imrali hat das ganze Land erfasst“, ist häufig von Kurd:innen in der Türkei und Nordkurdistan zu hören. Dieser abstrakte Satz wird im Umgang mit gefallenen Guerillakämpfer:innen konkret. Die Leichen der Gefallenen werden häufig den Angehörigen erst nach monatelangem Ringen ausgehändigt. Beerdigungen, die immer Ausdruck der Trauer und Solidarität Zehntausender waren, finden heute unter massiven Polizeiabsperrungen im Kreis der engsten Angehörigen statt. Auf diese Weise versucht der türkische Staat, die Bevölkerung und den Freiheitskampf voneinander zu isolieren.