Grabbesuch bei Vedat Aydın: „Die Täter sind bekannt“

In Amed wurde des kurdischen Politikers Vedat Aydın gedacht, der vor fast 34 Jahren im Auftrag des türkischen Staates ermordet wurde. Angehörige und Politiker:innen äußerten bei dem Grabbesuch ihren Wunsch nach Frieden und Gerechtigkeit.

Ermordet im staatlichen Auftrag

Aus Anlass des Zuckerfestes wurde des kurdischen Politikers Vedat Aydın gedacht, der am 5. Juli 1991 in Amed (tr. Diyarbakır) von der staatlichen Todesschwadron JITEM verschleppt und zwei Tage später ermordet aufgefunden wurde. Sein Leichnam lag verstümmelt an einer Landstraße in der Provinz Xarpêt (Elazığ).

Die Gedenkveranstaltung fand am Grab Aydın auf dem Friedhof am Merdîn-Tor der Stadtmauer von Amed statt und wurde vom Solidaritätsverein der Familien von Gefallenen (MEBYA) organisiert. Zahlreiche Persönlichkeiten aus der kurdischen Politik nahmen teil, darunter auch die Ko-Oberbürgermeister:innen Serra Bucak und Doğan Hatun.

„Die Täter sind bekannt“

Die Zeremonie begann mit einer Schweigeminute und Gebeten. In ihrer Rede erinnerte Şükran Aydın, die Witwe Vedat Aydıns, an das Leid des kurdischen Volkes und verwies auf die Vielzahl der sogenannten „Verschwundenen“ in der Türkei. „Seit mehr als drei Jahrzehnten besuchen wir jedes Jahr die Gräber“, sagte sie. „Es gibt tausende Fälle von Verschwindenlassen – und die Täter sind bekannt. Uns interessiert nicht, wer die Waffe in der Hand hielt, sondern wer den Befehl gab. Diese müssen zur Rechenschaft gezogen werden.“

Şükran Aydın  © MA

Aydın forderte eine offizielle Anerkennung der staatlichen Verantwortung für die Verbrechen der Vergangenheit und eine Entschuldigung gegenüber den betroffenen Familien – gesetzlich verankert durch das Parlament. Zudem rief sie zur Einheit aller Kurd:innen in den vier Teilen Kurdistans auf und verwies auf den Aufruf von Abdullah Öcalan vom 27. Februar für Frieden und einem demokratischen Miteinander.

„Ein Kampf, der weiterlebt“

Oberbürgermeisterin Serra Bucak würdigte Vedat Aydın als eine Symbolfigur des kurdischen Freiheitskampfes. „Der Kampf um Demokratie und Freiheit hat viele Leben gekostet“, sagte Bucak. „Wir gedenken Vedat Aydın und all jenen, die für diese Ideale ihr Leben gaben.“

Halide Türkoğlu, Sprecherin des Frauenrats der DEM-Partei, erinnerte daran, dass die Ermordung Aydıns eine gezielte Attacke auf die kurdische demokratische Bewegung war. „Sein Kampf lebt in Millionen weiter“, betonte sie. „Die patriarchale, militaristische Gewalt hat ihr Ziel nicht erreicht. Wir werden nicht vergessen – und wir werden Rechenschaft fordern. Der Tag der Freiheit und des Friedens ist nicht mehr fern.“

Auch Gülşen Özer, Ko-Vorsitzende des Provinzverbands der DEM in Amed, betonte die Kontinuität der kurdischen Bewegung. „Seit hundert Jahren leisten die Kurd:innen Widerstand“, sagte sie. „Wir folgen dem Weg, den Vedat Aydın und viele andere mit ihrem Leben geebnet haben.“

Die Veranstaltung endete mit dem Niederlegen von Nelken am Grab des ermordeten Politikers – ein stilles, aber kraftvolles Zeichen des kollektiven Gedenkens und der anhaltenden Forderung nach Gerechtigkeit.