Gabar: Eine Oase wurde zur Wüste gemacht
Die Abholzungen und das Niederbrennen der Wälder in der nordkurdischen Gabar-Region haben einst grüne und bewaldete Gebiete in Wüsten verwandelt.
Die Abholzungen und das Niederbrennen der Wälder in der nordkurdischen Gabar-Region haben einst grüne und bewaldete Gebiete in Wüsten verwandelt.
Das Gabar-Massiv in der nordkurdischen Region Şirnex (tr. Şırnak) war einst eine grüne Oase, die seit Jahrtausenden den Menschen Schatten spendete und Landwirtschaft ermöglichte. Doch der türkische Kolonialstaat hat große Teile der Natur Gabars unwiederbringlich zerstört. Unter dem Vorwand, der Guerilla keine Deckung bieten zu wollen, wurde sämtlicher Wald niedergebrannt oder mithilfe kurdischer Kollaborateure abgeholzt. Hinzu kommt, dass man in der Gabar-Region Öl fördern will. Das Land ist nun der Bodenerosion preisgegeben.
Die Vernichtung der Wälder in den Regionen Besta, Cûdî und Gabar in Şirnex hat sich auf Gebiete in Qilaban (Uludere) und Elkê (Beytüşşebap) ausgeweitet. Die von den kurdischen Kollaborateuren, sogenannten Dorfschützern, unter dem Vorwand der „Sicherheit“ durchgeführte Umweltvernichtung hat auch das Dorf Qeşûra (Andaç) im Bezirk Qilêban und das Bêtkar-Tal erreicht. Die Rodungsgebiete befinden sich vor allem in den Sondersicherheitszonen, deren Betreten vom Militär verboten wurde. Die eigentlichen Besitzer der Flächen sind entrüstet ob der Zerstörung.
„Es steht kein Baum mehr“
Einer der Orte, an denen die Rodungen stattfanden, ist die Umgebung des Dorfes Meydîn an den Hängen des Gabar-Massivs. Das Dorf war bereits 1992 vom Militär niedergebrannt worden, die Menschen wurden vertrieben. Jetzt wird die Abholzung mit einer bevorstehenden Ölförderung begründet. Ahmet Emin Tunç, einer der enteigneten Landbesitzer in Meydîn, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya: „Wir sind ein paar Mal dorthin gegangen und haben sie daran gehindert, die Bäume zu fällen, aber dann haben sie wieder angefangen. Unsere Bäume werden seit Beginn der Ölarbeiten gefällt. Wir wollen nicht, dass unsere Wälder abgeholzt werden. Sie haben unsere Berge, Wälder und Bäume zerstört. Es sollte ernsthafte Proteste dagegen geben. Es gibt keine Bäume mehr, um im Schatten zu sitzen. Die Zerstörung von Bäumen und den Wäldern wirkt sich auch auf den Klimawandel aus.“
„Die Dorfschützer führen die Rodungsarbeiten durch“
Medine Aksoy, eine weiterer Einwohnerin von Meydîn, die nach Cizîr (Cizre) fliehen musste, nachdem das Militär das Dorf niedergebrannt hatte, berichtete, dass die Bäume von den Dorfschützern in der Region gefällt wurden. Aksoy sagte: „Unser Dorf war sehr schön. Wir hatten Obstbäume, Felder, Weinberge und Wälder. Es war eine sehr schöne Zeit. Nachdem wir fliehen mussten, ging es uns schlecht. Unser Dorf wurde zum Sperrgebiet erklärt. Und jetzt werden unsere Bäume abgeholzt. Unsere Bäume werden von Dorfschützern gefällt. Wir wollen nicht, dass unsere Bäume und Wälder zerstört werden. Früher war es sehr schön, jetzt ist nichts mehr da.“
„Üppiges Grün wurde zur Wüste gemacht“
Berivan Kutlu aus dem Dorf Navyana Şêxan bei Şirnex berichtet, dass auch bei ihrem Dorf alle Bäume abgeholzt worden sind. Sie erklärte, dass sich die Rodungsarbeiten vor allem auf den Berg Pîra fokussierten. Kutlu sagte: „Es war ein großes bewaldetes Gebiet. Sie vernichteten jedoch die Bäume von Besta bis Pîra. Auch unsere Bäume befanden sich in diesem Gebiet. Hundertjährige Bäume wurden abgeholzt. Sie zerstörten die Bäume, die die Dorfbewohner niemals abholzten und sehr wertschätzten. Das ist Raub. Es gibt keinen anderen Namen dafür. Das eigentliche Ziel ist die Zerstörung der Natur in Kurdistan. Orte, die früher bewaldet waren, von denen sich die Tiere ernährten und in denen sich die Natur erneuerte, sind jetzt zu Wüsten geworden. Es schmerzt uns sehr, dass sich üppige grüne Gebiete in Wüste verwandelt haben.“
Lauter Protest ist notwendig
Kutlu fuhr fort: „Es ist notwendig, konkrete Schritte gegen dieses System, das die Natur zerstört, zu unternehmen. Wenn die bisherigen Proteste ausreichend gewesen wären, dann würde das nicht weiter geschehen. Deshalb unser Aufruf: Lasst uns unserer Verantwortung gerecht werden. Werden wir lauter gegen dieses Massaker, sowohl in Kurdistan, der Türkei als auch im Ausland. Alle Umweltschützer sollten aktiv werden, bis wir ein Ergebnis erzielen. Aber da es nicht genügend Stimmen gibt, die sich gegen dieses Massaker an der Natur stellen, geht es immer weiter. Wenn wir die Vernichtung der Bäume und der Natur in Kurdistan stoppen wollen, sollten wir gemeinsam dorthin gehen und wenn nötig, könnten wir dort Zelte aufstellen.“