Die türkischen Behörden haben das seit Winter in der kurdischen Provinz Şirnex (tr. Şırnak) gültige Zutrittsverbot ins Gebirge erneut verlängert. Die am Dienstag vom Gouverneursamt verfügte Anordnung steht im Zusammenhang mit mehreren Militäroperationen gegen die PKK-Guerilla und betrifft mehr als ein Dutzend Gebiete, die zu „Sondersicherheitszonen“ deklariert wurden. Für die ortsansässige Bevölkerung bedeutet die Maßnahme Einschränkungen in nahezu allen Bereichen des Alltags.
Das Zutrittsverbot gilt in nahezu allen höher gelegenen Regionen in den Landkreisen Cizîr (Cizre), Silopiya (Silopi), Qilaban (Uludere), Basan (Güçlükonak), Elkê (Beytüşşebap) und in der Provinzhauptstadt Şirnex. Nicht betreten werden dürfen unter anderem das Cûdî-Gebirge, die Regionen Besta und Feraşîn und das Gabar-Massiv. Die Bewohnerinnen und Bewohner in den dortigen Siedlungen und Dörfern wurden vom Gouverneursamt aufgefordert, sich an die „Präventionsmaßnahme“ zu halten. Es solle verhindert werden, dass die „nationale Sicherheit und öffentliche Ordnung“ gefährdet wird. Außerdem wolle man gewalttätigen Zwischenfällen vorbeugen.
Die Schaffung von „Sondersicherheitszonen“ ist Teil einer größeren Entwicklung, bei der militärische Sperrgebiete in verschiedenen Teilen von Nordkurdistan eingerichtet werden. Dadurch werden ganze Landstriche von der Außenwelt abgeschnitten und unterliegen der Kontrolle und Willkür des Militärs. Diese Maßnahmen führen zu einer erheblichen Belastung für die kurdische Landbevölkerung und erhöhen den Druck auf die Bewohnerinnen und Bewohner, die betroffenen Gebiete zu verlassen. In Şirnex werden solche Verfügungen seit letztem Dezember in zweiwöchigem Turnus erlassen. In den Jahren zuvor waren Zutrittsverbote ins Gebirge ebenfalls immer wieder über Monate hinweg in Kraft.
Operationszone Şirnex
Şirnex befindet sich im Südosten des türkischen Staatsgebiets und liegt im Dreiländereck mit Irak und Syrien. Die Provinz grenzt an Südkurdistan und damit an die von der PKK-Guerilla kontrollierten Medya-Verteidigungsgebiete. In der Region, in der unter anderem die 23. Infanteriedivision der türkischen Landstreitkräfte angesiedelt ist, finden regelmäßig groß angelegte Militäroperationen statt, auch am Rande oder innerhalb von Wohngebieten. Im Kreis Hezex war ein kurdisches Dorf im Winter für Wochen von der Außenwelt abgeschnitten, nachdem es für eine Operation gegen die Guerilla in eine temporäre Sondersicherheitszone umgewidmet worden war. Şirnex gilt zudem wie die benachbarte Provinz Colemêrg (Hakkari) als Ausgangsbasis für die Besatzungsoperation der türkischen Armee in Südkurdistan.