In Mûş haben Politiker:innen der Grünen Linkspartei (YSP), der Partei der demokratischen Regionen (DBP und der Demokratischen Partei der Völker (HDP) gegen die herrschende Repression protestiert. In der nordkurdischen Provinz sind am Montag achtzehn Personen festgenommen worden, elf der Betroffenen wurden wegen „Unterstützung einer terroristischen Vereinigung“ verhaftet. Vorgeworfen wird ihnen die Teilnahme an der Beerdigung des im Dezember in Paris ermordeten Musikers Mîr Perwer (Mehmet Şirin Aydın).
Bei der Protestkundgebung vor dem Provinzverband der HDP bezeichnete der Ko-Verbandsvorsitzende Savcı Arslan die Verhaftung der elf jungen Menschen als rechtswidrig und erklärte: „Vor hundert Jahren wurde mit Massakern und Vertreibung versucht, das kurdische Volk und weitere Identitäten und Glaubensgemeinschaften einzuschüchtern. Heute wird mit Festnahmen, Verhaftungen und Spezialkriegspolitik versucht, das kurdische Volk und seine Freundinnen und Freunde in die Knie zu zwingen. Die Regierung begeht eine Straftat nach der anderen, aber wir setzen dieser Politik etwas entgegen: Sie sollte wissen, wo sie sich befindet und gegen wen sie ihre schmutzige Politik richtet. Wer glaubt, ein seit Jahren nicht von seinem Freiheitskampf abzuhaltenden Volk beugen zu können, sollte wissen, dass wir gegen die repressive Politik Haltung beziehen und unseren organisierten Widerstand verstärken werden.“
Die Kundgebung wurde von der Polizei angegriffen, vier Personen wurden festgenommen, darunter die HDP-Provinzverbandsvorsitzende Bermal Nergiz.
Beerdigung von Mîr Perwer
Der Musiker Mîr Perwer stammte aus Mûş und war eines von drei Opfern bei dem Anschlag auf das Ahmet-Kaya-Kulturzentrum im vergangenen Dezember in Paris. Bei dem Attentat auf die vom Demokratischen Kurdischen Rat in Frankreich (CDK-F) betriebene Einrichtung und angrenzende Läden kurdischer Geschäftsleute waren von dem Killer William Mallet auch der langjährige Aktivist Abdurrahman Kızıl sowie Evîn Goyî (Emine Kara) erschossen worden. Letztere war Vertreterin der kurdischen Frauenbewegung und kämpfte als YPJ-Kommandantin in Nordsyrien gegen den IS. Drei weitere Menschen wurden bei dem Anschlag verletzt.
Bei der Beerdigung von Mîr Perwer Anfang Januar in Mûş waren Dutzende Menschen vorübergehend festgenommen worden, Polizei und Militär setzten Tränengas, Gummigeschosse und Wasserwerfer gegen die Trauergemeinde ein. Zur Beisetzung waren nur engste Verwandte zugelassen worden. Um Proteste zu verhindern, hatten Sicherheitskräfte den Leichnam von Mîr Perwer am Flughafen verschleppt und unter strenger Bewachung zum Friedhof gebracht.