Dorfschützer im Norden – PDK im Süden

Das System der Dorfschützer in Nordkurdistan hat Zehntausenden Menschen das Leben gekostet. Eine ähnliche Rolle wie die kurdischen Kollaborateure im Norden spielt die PDK im Süden. Es ist von überlebensnotwendiger Bedeutung, diesen Verrat zu stoppen.

Der Nahe Osten ist das Schlachtfeld, auf dem alle regionalen und globalen Mächte ihre Konflikte austragen und versuchen, ihre Interessen mit verschiedenen Formen von Gewalt durchzusetzen. Der Freiheitskampf der Menschen im Nahen Osten wurde immer wieder von regionalen und internationalen Akteuren mit sektiererischen Konflikten abgelenkt. Der schiitisch-sunnitische Konflikt, der seit Jahren im Nahen Osten schwelt, tritt zunehmend in den Hintergrund und wird allmählich durch die Konfliktlinie Islam und Nicht-Islam ersetzt. Auf diese Weise wird der Freiheitskampf der Völker zugunsten einer Neugestaltung der Gesellschaften geopfert. Hinter diesem Ziel steht die Absicht, eine einheitliche Gesellschaftsordnung in homogenen Gruppen zu schaffen, die darum konkurrieren, die Bedürfnisse des globalisierten Kapitalismus zu erfüllen. In der europäischen politischen Debatte zeigt sich diese Form der kapitalistischen Ordnung im Modell des nationalen Wettbewerbsstaates, bei dem einzelne Staaten um möglichst günstige Investitionsbedingungen für das Kapital konkurrieren.

Um eine solche Ordnung im Nahen Osten durchzusetzen, werden Allianzen geschmiedet, die angeführt vom türkischen Faschismus auf regionale Kollaborateure setzen. Ein Ausdruck dieser blutigen Politik in Kurdistan ist die Barzanî-Partei der PDK, die ihre Macht durch den Tod unzähliger Kurd:innen errungen hat und mit dem türkischen Staat kollaboriert. Es ist nicht mehr ungewöhnlich, im Krieg Allianzen zu sehen, aber es ist sehr selten, dass man auf eine Kraft trifft, die Arm in Arm mit den Feinden gegen ihr eigenes Volk vorgeht, anstatt es zu schützen.

Türkische Besatzung in Amêdî soll dauerhaft werden

Einige wollen nicht wahrhaben, dass das Hauptziel der Invasionsoperationen des türkischen Staates in Südkurdistan weit über die Liquidierung der Guerilla hinausgeht. Derzeit leistet die kurdische Freiheitsguerilla in vielen Regionen großen Widerstand gegen die türkische Invasion, jedoch konzentriert sich die Besatzungsarmee gezielt auf einige Regionen und plant, sich dort dauerhaft zu etablieren. Die Region Amêdî steht an der Spitze dieser Gebiete. Diese Region ist sowohl geografisch als auch historisch von großer Bedeutung.

Geografisch gesehen ist die Region mit den Bergen, die sich bei Amêdî direkt westlich des Flusses Zap erheben, von größter strategischer Relevanz. Nach den Schluchten und Tälern hinter Amêdî beginnt das Massiv des Girê Hekarî. Rechts davon liegt der Girê Cûdî. Auch dieses Gebiet ist von strategischer Bedeutung, da es aus vielen Gipfeln besteht, die sich direkt am Zap steil erheben. Dahinter befindet sich das Gebiet Girê FM. Alle diese Gebiete sind von Natur aus so gelegen, dass sie sich gegenseitig schützen. Es handelt sich also um eine geschützte Geografie, die ihr Inneres nicht einfach zugänglich macht.

Die türkische Armee will den Widerstand der Guerilla mit der PDK brechen

Historisch betrachtet ist der Widerstand in dieser Region tief verwurzelt. Es handelt sich um ein Gebiet, in dem die größten Opfer im Widerstand gegen das Saddam-Regime gebracht wurden. Gegenwärtig ist es eines der Gebiete, in denen ein Krieg von historischem Ausmaß gegen die türkische Besatzungsarmee geführt wird. Dieser seit vielen Jahren ununterbrochen von den Guerillaarmeen HPG (Volksverteidigungskräfte) und YJA Star (Verbände freier Frauen) geführte Kampf basiert auf der Akkumulation historischer Erfahrung. Es handelt sich um einen Kampf, in dem die Guerilla schier Unglaubliches gegen die zweitgrößte NATO-Armee leistet. Die Guerilla widersteht modernster Technik, einschließlich aller möglichen verbotenen Waffen. Während die Guerilla diesen Freiheitskampf für ganz Kurdistan führt, versuchen die Kräfte der südkurdischen Regierungspartei PDK, die türkische Armee vor der Guerilla zu schützen.

Warum unbedingt dieses Gebiet?

Was bewegt den türkischen Besatzungsstaat dazu, seit zwei Jahren ohne Unterbrechung so viele Ressourcen für Militäroperationen in dieser Region einzusetzen? Der Hauptgrund ist natürlich die Vernichtung der Guerilla. Warum beharrt die türkische Besatzungsarmee so sehr auf dieses Gebiet, obwohl sie wiederholt schwere Verluste durch die Guerilla erlitten hat und ihre am besten ausgerüsteten Kräfte verloren hat? Dafür gibt es zwei zentrale Faktoren:

Der erste Grund ist, dass die türkische Armee die strategische Lage dieser Region nutzen möchte, denn diese Region bildet eine Zwischenlinie zwischen Metîna und Zap, und diese Region befindet sich vollständig unter der Kontrolle der Guerilla. Indem die türkische Armee diese Region erobert und sich dort festsetzt, beabsichtigt sie, die vollständige Kontrolle über andere Gebiete zu erlangen. In dieser Region sind die PDK-Kräfte bereits für die Türkei aktiv. In der ersten Zeit versuchte der türkische Staat, mithilfe der PDK so weit wie möglich in diese Region vorzudringen und dort Stellungen zu errichten. So begannen die Truppen der PDK trotz aller Warnungen der kurdischen Freiheitsbewegung, die Guerillagebiete immer hemmungsloser einzukreisen und Militärfestungen zu errichten. Diese Festungen tragen zwar die Flagge der PDK, sind aber in Wirklichkeit Stützpunkte der türkischen Besatzungssoldaten. Obwohl die PDK-Kräfte behaupten, dass sie die Straßen für ihre eigenen Posten bauten, wurden insbesondere in kritischen Gebieten solche Wege errichtet, um gepanzerten Fahrzeugen der türkischen Armee die Passage zu ermöglichen. Tatsächlich führen die Besatzungstruppen den größten Teil ihres Bodenvorstoßes über diese Wege durch. Das Entscheidende dabei ist, dass die PDK ihre eigenen Kräfte zwischen die Guerilla und die türkischen Soldaten platziert. Auf diese Weise setzt sie das Leben von Kurden ein, um die Invasionstruppen zu schützen. Ein solches Maß an Selbstverrat ist beispiellos.

Ein weiterer Grund für das hartnäckige Beharren der türkischen Besatzungsarmee auf diesem Gebiet ist, dass sie ihre Militärstützpunkte, die sie in vielen Teilen Südkurdistans eingerichtet hat, über diese Region miteinander verbinden kann. Auf diese Weise plant die türkische Armee, die Entsendung und Verwaltung ihrer Streitkräfte zu erleichtern. Die türkische Armee führt ihre Invasionsoperationen gegen die Guerilla im Moment ausschließlich von Südkurdistan aus durch, das heißt von Gebieten, die zumindest formal unter der Kontrolle der PDK stehen. Es geht also um die Zerstörung aller Errungenschaften in Südkurdistan. Die Stützpunkte der Besatzungsarmee, die über ganz Südkurdistan verteilt sind, zielen übrigens auch darauf ab, gegen mögliche Aufstände der Bevölkerung dort vorzugehen.

Die PDK bestimmt die Ziele, der türkische Staat greift an

Der Luftangriff, bei dem der türkische Staat in Şîladizê fünf Zivilisten getötet hat, stellte einen wichtigen Wendepunkt dar. Die Kräfte der PDK griffen die Beerdigungsfeier für die Opfer an. Daraufhin stürmten die Menschen voller Wut die Stützpunkte der türkischen Besatzungsmacht. Viele Soldaten wurden verletzt, und die Stützpunkte wurden von der Bevölkerung in Brand gesetzt. Der Volksaufstand zwang den türkischen Staat dazu, vorsichtiger zu agieren und die zivilen Gebiete stärker zu kontrollieren. Natürlich hat die PDK den Boden dafür bereitet. Allein in den letzten drei Jahren sind mehr als 50 Zivilist:innen bei Angriffen der türkischen Armee ums Leben gekommen. Anstatt sich gegen diese Angriffe zu wehren, ging die PDK mit aller Härte gegen diejenigen vor, die dagegen protestierten. Wir müssen wissen, dass fast alle Menschen, die bei diesen Angriffen ums Leben kamen, Menschen waren, die sich gegen die Kollaboration der PDK gestellt und klar gemacht hatten, dass es sich bei den türkischen Truppen um eine Besatzungsarmee handelt, die bekämpft werden muss. Dies macht deutlich, dass die PDK die Ziele für den türkischen Staat auswählt, und dieser vernichtet sie dann.

Die PDK hat die gleiche Rolle wie die Dorfschützer im Norden

Durch die Kollaboration der PDK und der türkischen Armee wurde Südkurdistan für die Besatzer geöffnet. Die Geschichte ist voll von Beispielen von Menschen, die zu Kollaborateuren gemacht wurden und ihre Geschwister für ihre eigenen Interessen bekämpften. Vietnam ist eines der besten Beispiele dafür. Dort war es ähnlich wie in Nordkurdistan, wo Kollaborateure als Dorfschützer für die Invasoren eingesetzt wurden. Die PDK spielt heute in Südkurdistan die gleiche Rolle wie die Dorfschützer im Norden, die vor der türkischen Armee marschieren, um gegen die Freiheitsbewegung vorzugehen.

Im letzten Vierteljahrhundert hat der türkische Staat Zehntausende von Kurdinnen und Kurden in Nordkurdistan durch die Hände kurdischer Kollaborateure massakrieren lassen. Der türkische Staat hat das System der Dorfschützer in vollem Umfang für seinen Genozid am kurdischen Volk eingesetzt, und heute hat er der PDK die gleiche Rolle für Südkurdistan übertragen. Leider handeln die Familie Barzanî und ihre PDK ausschließlich auf dieser Grundlage und begehen große Verbrechen an ihrem eigenen Volk. Während sich die Machtverhältnisse im Nahen Osten aktuell neu ordnen, ist es eine historische Schande, sich an die Seite des neoosmanischen Expansionismus des türkischen Staates zu stellen, um den Sieg des kurdischen Freiheitskampfes zu verhindern. Das Entscheidende ist, gegen diesen Verrat zu kämpfen.

Der Krieg bedroht alle

Die PDK versucht, den Kampf des kurdischen Volkes aufzuhalten, um ihre eigene Macht und ihren Reichtum in der Region zu vergrößern. Während das Volk aus verschiedenen Gründen in Hunger und Elend lebt, ist der persönliche Reichtum der Familie Barzanî legendär. Sie besitzen Immobilien im Wert von mehreren zehn Millionen Dollar in Luxusvierteln in vielen Teilen Europas und den USA. Während ihre eigenen Peschmerga mit Hunger und Notlagen zu kämpfen haben, leben die Kinder der Barzanîs im Überfluss und Vergnügen. Dies sind keine Behauptungen, sondern dokumentierte Tatsachen. Leider werden Kurden von der PDK nicht nur zur Armut verdammt, sondern auch dazu gebracht, das Leben ihrer Feinde zu schützen. In der gegenwärtigen Situation ist es die grundlegende Verantwortung aller, den Guerillakampf in all seinen Facetten zu unterstützen und den Kampf für ganz Kurdistan durch gesellschaftliche Mobilisierung zu verbreiten. Es sollte bekannt sein, dass der Krieg vor der Haustür aller steht. Es ist ein großer Fehler, der PDK ihren Verrat zu erlauben, während gleichzeitig die Guerilla den Kampf um das Überleben dieses Volkes führt.