Die Provinzkommandantur der türkischen Militärpolizei (Jandarma) in Şirnex (tr. Şırnak) will 600 neue Dorfschützer anwerben. Laut einer veröffentlichten Mitteilung der Jandarma-Kommandantur sollen im Zentrum der Provinz Şirnex sowie im Landkreis Basa (Güçlükonak) insgesamt 600 Personen eingestellt werden, davon 100 als „Freiwillige“.
In Şirnex werden paramilitärische Dorfschützerclans seit drei Jahren vor allem bei der Rodung von Wäldern genutzt. In der Region Besta und an den Bergen Gabar und Cûdî haben Dorfschützer unter militärischer Aufsicht Hunderttausende Bäume gefällt und für den Verkauf in andere Gegenden transportiert.
Auch bei den grenzüberschreitenden Militäroperationen der türkischen Armee in Südkurdistan kommen Dorfschützer zum Einsatz. An den Operationen in den Regionen Zap, Avaşîn und Metîna haben in den letzten beiden Jahren Hunderte Dorfschützer aus Şirnex teilgenommen. Die kurdischen Paramilitärs im Sold des türkischen Staates werden dabei häufig als Vorhut benutzt und dienen als „Kanonenfutter“. Wenn sie sich den Operationsbefehlen verweigern, werden ihre Waffen konfisziert.
Was sind Dorfschützer?
Dorfschützer sind paramilitärische Einheiten, die in Kurdistan gegen die Guerilla und unliebsame Oppositionelle eingesetzt werden, ihre heutige Bezeichnung lautet „Sicherheitswachen“. Sie bestehen zu einem beträchtlichen Teil aus Stammesführern, Großgrundbesitzern, Familien und Einzelpersonen, die oft seit Jahrzehnten mit dem Staat zusammenarbeiten und versuchen, in Kurdistan für die Interessen des Staates einzutreten. Ein Teil der Dorfschützer tritt diesem System freiwillig bei, andere werden mit Mord, Verhaftung und Vertreibung bedroht und müssen unter Druck Dorfschützer werden.
Das heutige Dorfschützersystem ist 1985 entstanden, ein Jahr nach dem Auftakt des bewaffneten Kampfes der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Damals begann die türkische Regierung unter Turgut Özal damit, kurdische Stämme und Clans im Krieg gegen die PKK anzuwerben und zu bewaffnen.