Brandrodung am Cûdî: Die Armee, die Steinbrüche und das Erdöl

Der Berg Cûdî in Nordkurdistan ist militärisches Sperrgebiet, in den Wäldern finden regelmäßige Brandrodungen statt. Die Brände werden jedoch nur in der Region gesehen, es gibt keine Unterstützung und Solidarität für das, was in Kurdistan geschieht.

Das am 26. Juli am Massiv des nordkurdischen Berges Cûdî in der Provinz Şirnex ausgebrochene Feuer konnte sich ungehindert bis zum 29. Juli ausbreiten. Von der Stadt Silopiya aus waren die Flammen die ganze Zeit zu sehen. Inzwischen sind einige Brände erloschen, an anderen Stellen brennt es weiter. Weil das Brandgebiet zur militärischen Sicherheitszone erklärt wurde, können auch die Gemeinden und die Zivilbevölkerung der Region nicht intervenieren. Für das Betreten des Geländes ist eine behördliche Genehmigung erforderlich.


Am Berg Cûdî werden in jedem Jahr zur selben Zeit Brände gelegt, die Täter sind immer dieselben. Mehmet Zırığ, der von der Bevölkerung von Cizîr zum Ko-Bürgermeister gewählt und vom türkischen Innenministerium durch einen Zwangsverwalter ersetzt wurde, erklärte gegenüber ANF zum aktuellen Stand, dass das gesamte Gebiet, in dem das Feuer ausbrach und sich ausbreitete, ein Militärstützpunkt ist, jegliches Betreten und Verlassen sei verboten. Die einzige Nachrichtenquelle über das Ausmaß der Brände seien die Menschen in den benachbarten Dörfern, andere Informationen gebe es nicht. Zırığ erklärte, dass das betreffende Gebiet seit vielen Jahren aus verschiedenen Gründen brennt:

„Das Feuer ist nicht vollständig unter Kontrolle. Wir sind darüber informiert, dass es von Zeit zu Zeit weiter brennt. In der Region gibt es evakuierte Dörfer, in die man nur mit Genehmigung gehen kann, um dort nach den Weinbergen und Gärten zu sehen. Nach den Informationen, die wir von den Dorfbewohnern erhalten haben, brach das Feuer in der Nähe des Dorfes Karaca (Sorbitme) aus. Dieses Dorf wurde in den 1990er Jahren evakuiert. Da sich das Feuer über ein sehr großes Gebiet erstreckt, können wir keine Informationen über andere Siedlungen in der Nähe erhalten. Wir wissen jedoch, dass dasselbe Gebiet in den vergangenen Jahren schon mehrmals abgebrannt ist. In diesem Gebiet brechen fast jedes Jahr Brände aus. Es wird von einem nicht löschbaren Feuer gesprochen, aber es ist nicht zu erkennen, dass gegen das Feuer vorgegangen wird. Wir wissen, dass die Brände in diesem Gebiet in den letzten Jahren die Dörfer von Silopi erreicht haben."

Mehmet Zırığ erklärte, dass die Gemeinde Silopiya am ersten Tag des Brandes alle offiziellen Institutionen vom Feuernotruf 112 bis zum Gouverneursamt informiert und um Intervention gebeten habe, aber keine staatliche Institution habe der Gemeinde geantwortet.

Zırığ erinnerte daran, dass in allen HDP-Gemeinden in Şirnex mit Ausnahme von Silopiya staatliche Treuhänder ernannt wurden. Mehrere Gemeinden in der Nähe des Brandgebietes gehörten ebenfalls der AKP an und er habe keine Informationen darüber, ob diese in den vom Feuer betroffenen Gebieten Maßnahmen ergriffen hätten.

Rodungen für Steinbrüche und Ölfirmen

Das Gebiet, in dem das Feuer ausbrach, sei auch eine Region ist, in der illegale Baumfällungen durchgeführt werden, erklärte Mehmet Zırığ und betonte, dass die Zunahme von Steinbrüchen und Erdölförderungsunternehmen, die in den letzten Jahren um den Berg Cûdî zugenommen haben, die Hauptursache für die Brände ist:

„Es gibt ein militärisches Sicherheitskonzept in den Regionen Cûdî, Gabar und Besta, wo öffentliche Einrichtungen Bäume fällen und Brände legen. Da die Region eine Militärzone ist, darf keine Organisation in die Brände eingreifen. Die Cûdî- und Gabar-Berge sind ein Gebiet, in dem vor kurzem Stein- und Kohlebrüche eröffnet wurden und in dem Ölförderunternehmen intensiv tätig sind. Im Cûdî-Gebirge haben die Unternehmen keine Stelle unausgegraben gelassen. Wir wissen, dass in dem Gebiet, in dem sich der Brand ereignet hat, auch Erdölförderungsunternehmen tätig sind.“

Nur wir erheben unsere Stimme gegen das, was am Cûdî geschieht“

Zırığ betonte, dass das Feuer am Cûdî, das seit Tagen nicht gelöscht wurde, ebenso wirksam ist wie das von der AKP geschaffene Klima der Kurdenfeindlichkeit sowie die fehlende öffentliche Reaktion und Solidarität, und schloss seine Worte wie folgt:

„Auf der einen Seite organisiert der Staat ein Festival in der Cûdî-Region. Es wird erklärt, dass dieser Ort zu einem ,sicheren Gebiet' gemacht wurde. Tausende von Menschen werden auf diesen Berg gebracht und es werden Unterhaltungsprogramme organisiert. Es ist nicht richtig, nach irgendeiner Logik zu suchen, wenn es um die Geographie Kurdistans geht. Es gibt keine Unterstützung und Solidarität für das, was in Kurdistan geschieht, außer von uns. Abgesehen von den Menschen in der Region und unserer Basis haben wir keine Unterstützung von Umweltschützern oder der Opposition erhalten. Niemand hat sich an uns gewandt. Die öffentliche Meinung wurde zu einer Stimme für Akbelen und machte auf das aufmerksam, was dort geschah. Obwohl sich Kurdistan seit Jahren in ein Kriegsgebiet verwandelt hat, gibt es nicht genug öffentliche Meinung."