Große Waldbrände am Cûdî-Massiv werden nicht gelöscht
Seit Tagen breiten sich die Brände am nordkurdischen Cûdî-Massiv immer weiter aus. Das Militär verhindert Löscharbeiten, es kommt es zu Protesten.
Seit Tagen breiten sich die Brände am nordkurdischen Cûdî-Massiv immer weiter aus. Das Militär verhindert Löscharbeiten, es kommt es zu Protesten.
Seit fünf Tagen breiten sich große Brände am Massiv des nordkurdischen Berges Cûdî in der Provinz Şirnex aus. Von der Stadt Silopiya aus sind die Flammen zu sehen. Dennoch unternimmt der Staat nichts, um die Feuer zu löschen. Berichten von Zeugen zufolge wurden die Brände vom Militär gelegt. Darauf deuten auch Hinweise hin, dass das Feuer am 26. Juli in der Nähe eines Militärstützpunktes ausgebrochen war. Durch das Abbrennen der Vegetation versucht das Militär immer wieder, Deckung für die Guerilla zu vernichten. Doch selbst wenn nicht nachzuweisen ist, ob der Brand vom Militär gelegt wurde, so steht fest, dass das Militär die Menschen am Löschen hindert und selbst ebenfalls nichts unternimmt, um das Feuer zu bekämpfen. Das Landwirtschafts- und Forstministerium behauptete auf Anfrage der Grünen Linkspartei (YSP), dass keine Anzeige über Brände bei ihm eingegangen sei und dass nichts brenne, weshalb es auch keine Löscharbeiten gebe.
Brandstiftung durch türkische Soldaten in der Besta-Region im nordkurdischen Şirnex
„Vom Cûdî bis Akbelen – wir verteidigen die Umwelt und unser Leben“
Die Menschen gehen jedoch für den Cûdî auf die Straße. Eine wichtige Entwicklung ist die Annäherung der ökologischen Kämpfe gegen den Braunkohleabbau im westtürkischen Akbelen und gegen die Brände am Cûdî in Kurdistan. Seit dem Ausbruch der Brände finden vielerorts Proteste statt, zuletzt in Silopiya. Dort hatte die Frauenbewegung TJA unter dem Motto „Vom Cûdî bis Akbelen – wir verteidigen die Umwelt und unser Leben“ zum Protest aufgerufen. An der Aktion nahmen viele Menschen und Organisationen wie die Friedensmütter, die Umweltbewegung und Parteien wie die YSP, HDP und DBP teil. Auf der Demonstration wurden die Waldbrände und die massiven Abholzungen am Cûdî sowie die Umweltzerstörung in Akbelen thematisiert.
Die YSP-Abgeordneten Zeynep Oduncu, Newroz Uysal Aslan, Zeki Irmez und Sebahat Erdoğan Sarıtaş begleiteten den Protestmarsch. Die Demonstration begann mit einem Polizeikessel, da die Behörden erklärten, dass den Protest nicht erlauben würden.
Protest vor dem Gebäude der Grünen Linkspartei (YSP) in Silopiya gegen die Zerstörung von Natur und Umwelt
Die Menschen waren jedoch entschlossen, zu protestieren, und so fand eine Kundgebung vor dem Gebäude der YSP statt. Dort ergriff die Abgeordnete Newroz Uysal Aslan das Wort und erklärte: „Wir wollten als politische Parteien und ökologische Organisationen gegen den Raubbau an der Natur protestieren und das Abschlachten unserer Bäume und Wälder in Cûdî verhindern. Wie Sie sehen können, werden wir jedoch von allen Seiten blockiert.“
Uysal sagte, dass das Vorgehen der Polizei die Willkür und Gesetzlosigkeit des herrschenden Systems zeige: „Heute findet überall auf der Welt ökologische Zerstörung statt. Es werden nicht nur die Berge Kurdistans für den Kapitalismus zerstört, sondern es findet auch eine Politik der Entvölkerung und Vertreibung statt. Diese Situation dauert seit Jahren an. 1980 begann die Verwüstung der Berge von Dersim, in den 90er Jahren wurden Tausende Dörfer in Kurdistan verwüstet. Seit Jahren wird die Umwelt für die Errichtung von Staudämmen, Wasserkraftwerken und Atomkraftwerken vernichtet. Hinter diesem Vorgehen stehen die Kriegspolitik, die Politik der Vernichtung von Frauen, das Fehlen einer Lösung für die kurdische Frage, die Zerstörung des kurdischen Volkes und die Zerstörung seines Landes. Die gefällten Bäume in Hatay und Akbelen und die Zerstörungen in Bedlîs, Mereş und am Cûdî sind nicht voneinander zu trennen. Gleichzeitig will man uns isolieren. Man will das kurdische Volk zerstören, man will Kurdistan entvölkern.“ Uysal verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Isolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali als Teil dieser Politik hin und erklärte: „Die Isolation, die auf Imrali begann, dauert weiter an. Wir akzeptieren die Kriegspolitik gegen Kurdistan nicht. Wir werden unseren Kampf von hier bis Akbelen fortsetzen. Weder Cûdî, noch Gabar, noch Akbelen sind allein. Unser Kampf für diese Orte wird weitergehen.“
Anschließend erklärte Murad Bilgiç von der Ökologiebewegung in Mesopotamien (MEH): „Wo auf der Welt hat man schon Tausende von Polizisten gesehen, die den Weg versperren, um die Menschen daran zu hindern, zu einem Feuer zu gehen? Warum ist das Betreten dieser Wälder für die Menschen verboten? Wie entstehen die Brände, die hier seit Jahren wüten, warum entstehen sie? Man möchte nicht, dass dies untersucht wird. Wir betonen noch einmal, dass wir das Leben unter allen Umständen schützen werden. Keine Macht kann das verhindern. Wir sind hier, diese Berge, diese Bäume sind hier. Auch morgen wird es diese Bäume, diese Wälder geben, aber ihr werdet nicht mehr hier sein. Als Ökologiebewegung Mesopotamiens rufen wir allen Naturfreunden zu: Es gibt eine massive ökologische Zerstörung in Kurdistan, lasst uns gemeinsam herausfinden, wer dahintersteckt!"
Die Kundgebung endete in einem Sitzstreik. Die Menschen riefen: „Es lebe der Widerstand vom Cûdî“.