Bayik: Südkurdistan wird zu einer Provinz der Türkei gemacht

Der türkische Staat und seine Medien führen einen psychologischen Sonderkrieg, sagt Cemil Bayik (KCK): „So wie Goebbels die Menschen mit seiner Propaganda während der Hitler-Ära in Deutschland getäuscht hat, tun die AKP-Medien dasselbe.“

Cemil Bayik hat sich als Ko-Vorsitzender des Exekutivrats der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans) in einer Sondersendung bei Stêrk TV zu aktuellen politischen Entwicklungen geäußert. Wir veröffentlichen einen Ausschnitt, in dem es um den Krieg zwischen der türkischen Armee und der Guerilla in Südkurdistan und die Rolle der Barzanî-Familie geht.

Der Krieg zwischen der Besatzungsarmee des türkischen Staates und der Guerilla geht weiter. Was können Sie uns über den Krieg in den Medya-Verteidigungsgebieten sagen?

Im Moment herrscht ein großer Krieg zwischen uns und dem türkischen Staat. Der türkische Staat entwickelt viele Taktiken, um diese Realität zu verschleiern. Zum Beispiel geben sie nie die Identität ihrer toten Soldaten preis. Sie geben nur ein oder zwei von ihnen bekannt. Darüber hinaus geben sie ständig propagandistische Erklärungen ab, dass sie etliche viele Kämpferinnen und Kämpfer der Guerilla getötet haben. Sie wollen in der Gesellschaft den Eindruck erwecken, dass sie die Guerilla ausgeschaltet haben. Manchmal geben wir bekannt, dass Genossinnen und Genossen gefallen sind, und ein oder zwei Wochen später, vielleicht sogar einen Monat später, erklärt der türkische Staat, er habe sie kürzlich im Rahmen einer Geheimdienstoperation getötet. Auf diese Weise will er alle täuschen und den Eindruck erwecken, dass er erfolgreich war und Ergebnisse erzielt hat.

Deshalb bombardieren sie die ganze Zeit und setzen auch Waffen ein, die weltweit geächtet sind. Sie beladen Drohnen mit chemischem Sprengstoff und versuchen, diesen auf die Tunneleingänge zu werfen. Auf diese Weise wollen sie die Tunnel einnehmen. Trotz alledem erzielen sie keine Ergebnisse, die Guerilla zeigt großen Heldenmut unter schwierigsten Bedingungen. Ich möchte meinen Genossen und Genossinnen von den HPG und YJA Star zu diesem Anlass gratulieren. Sie sind nicht nur Helden des kurdischen Volkes, sondern auch der Menschheit. Denn sie verteidigen die Menschlichkeit. Sie verteidigen die menschlichen Werte. Wenn es die PDK nicht gäbe, hätte der türkische Staat diesen Krieg verloren. Wenn der türkische Staat immer noch auf Krieg beharrt, dann nur mit der Unterstützung der PDK. Das kurdische Volk muss das sehr gut verstehen. Der türkische Staat, insbesondere die AKP-Medien, führt einen psychologischen Sonderkrieg. So wie Goebbels die Menschen mit seiner Propaganda während der Hitler-Ära in Deutschland getäuscht hat, tun die AKP-Medien dasselbe. Ihre Kanäle zeigen Tag und Nacht, wie sie Waffen produzieren und wie leistungsfähig ihre Technologie ist. Sie senden die Botschaft, dass der türkische Staat militärisch sehr stark ist, dass er eine Weltmacht ist, dass sich niemand mehr vor die Türkei stellen kann.

Sie machen schmutzige Propaganda: „Die PKK ist keine Freiheitsbewegung, dahinter stehen ausländische Staaten, die nicht wollen, dass sich die Türkei entwickelt und stärker wird. Sie wollen das Wachstum der Türkei verhindern, indem sie der PKK helfen. Wenn diese ausländischen Mächte der PKK nicht helfen, kann sie nicht überleben. Diese Staaten benutzen die PKK für ihre Interessen, die PKK will nicht, dass wir die Bodenschätze der Türkei freilegen und sie in den Dienst des Volkes stellen. Wenn wir diese Bodenschätze freilegen, wird das türkische Volk sehr stark werden, es wird sich gegen jeden in der Welt behaupten. Wenn die Menschen in der Türkei arm sind, ist das auf die PKK zurückzuführen. Mit dem Kampf der PKK verhindern die imperialistischen Staaten, dass wir Öl und Bodenschätze fördern, damit die Türkei arm bleibt." So machen sie Propaganda, so erzählen sie es dem Volk.

Auf diese Weise wollen sie die Liquidierung der PKK und den Völkermord am kurdischen Volk legitimieren. Auf diese Weise wollen sie die Unterstützung der Bevölkerung der Türkei und der Welt gewinnen. Es sind jedoch die USA selbst, die die AKP an die Macht gebracht hat. Es sind die USA, die NATO und einige europäische Staaten, die die Durchführung der Völkermordpolitik in der Türkei unterstützen. Mit ihrer Hilfe bleibt die AKP an der Macht und führt eine Politik des Völkermords durch. Alle eingesetzten Waffen gehören der NATO.

Es gab Verhandlungen zwischen der PDK und dem türkischen Staat und Angriffe auf das Flüchtlingslager Mexmûr, und es gibt täglich Angriffe auf Südkurdistan. Wie bewerten Sie die Verhandlungen zwischen der PDK und dem türkischen Staat?

Die PDK, insbesondere die Familie von Mesûd Barzanî, hat ihr Schicksal an die Türkei gebunden. Sie stehen ganz im Dienste des türkischen Staates. Sie helfen ihm nicht nur in Südkurdistan, sondern überall. Auch die PDK unternimmt eine psychologische Sonderkriegsführung gegen die PKK. Militärisch, nachrichtendienstlich, in jeder Hinsicht kämpfen sie gegen die PKK, indem sie sich auf die Seite des türkischen Staates stellen. Aber auch außerhalb Südkurdistans will die PDK die Beziehungen der PKK zu allen kappen, sie in der Welt isolieren, sie einkreisen, übernehmen oder liquidieren. Einige unserer Freunde sagen uns zum Beispiel: „Die PDK ist euch feindlicher gesinnt als die Türken." Das ist wahr. Barzanî hilft dem türkischen Staat gegen uns in [den Guerillagebieten] Metîna, Girê Cûdî und Avaşîn und dient der Politik des Völkermords. Die Gesellschaft muss dafür Rechenschaft einfordern. Die Politik der PDK legitimiert alles, was der türkische Staat gegen das kurdische Volk tut.

Auch der Vertreter des KNK wurde in Hewlêr [Erbil] ermordet, aber bis heute haben sie keine einzige Erklärung abgegeben, keine Verurteilung ausgesprochen und keine einzige Person verhaftet. Als jedoch in Ankara eine Aktion gegen das Innenministerium durchgeführt wurde, hat die PDK diese Aktion sofort verurteilt. Auch das zeigt, wie es um die PDK bestellt ist, auf wessen Seite sie steht und in wessen Dienst. Warum hat sie die Aktion in Ankara verurteilt? Diese Aktion richtete sich nicht gegen sie, sondern gegen die türkischen Sicherheitskräfte, die einen Völkermord an den Kurden begehen. Anstatt sich darüber zu freuen, verurteilen sie die Aktion. Aber warum verurteilen sie nicht diejenigen, die Deniz Bülbün ermordet haben? Warum wird dieser Mörder nicht verhaftet? Sie sagen: „Ich bin die Regierung, ich bin an der Macht, ich habe Gesetze, niemand kann hier etwas tun." In der Tat haben sie in Hewlêr eine solche Macht errichtet, dass sich niemand mehr bewegen kann. Überall gibt es Kameras. Das KNK-Gebäude steht unter ständiger Überwachung. Wie kann es sein, dass Deniz dort ermordet wird und die PDK niemanden verhaftet? Weil sie auch bei diesem Mord ihre Hand im Spiel hat.

Die PDK will den Irak in die Politik hineinziehen, die sie zusammen mit dem türkischen Staat betreibt. Daran arbeitet sie auch. Die irakischen Verantwortlichen führen seit Tagen Gespräche in Ankara. Der Irak soll in ihre Pläne einbezogen werden. Sie suchen nach Möglichkeiten, die PKK zu vernichten und den Völkermord am kurdischen Volk zu vollenden.

Diesbezüglich möchte ich den Irak warnen. Der Irak darf nicht auf die Machenschaften der Barzanîs und des türkischen Staates hereinfallen. Sie sollten kein Interesse an dieser Politikhaben haben. Sie sollten von der Türkei verlangen, dass sie die kurdische Frage mit demokratischen Mitteln löst. Die Interessen des Irak liegen in dieser Richtung. Sich auf die Seite des türkischen Staates und der Barzanîs zu stellen und den Kurdinnen und Kurden feindlich gegenüber zu stehen, wird dem Irak großen Schaden zufügen. Die Barzanîs wollen sich an einigen Orten niederlassen, und eine Niederlassung der Barzanîs bedeutet die Niederlassung des türkischen Staates. Denn der türkische Staat und die Barzanîs agieren jetzt an vielen Orten gemeinsam und kämpfen gegen uns. An manchen Orten sind ihre Streitkräfte nur 100 bis 150 Meter entfernt. Einige Orte wurden von den Türken gebaut, aber als sie im Winter abzogen, übergaben sie sie den Barzanîs. Jetzt haben die Türken sie wieder übernommen. Sie handeln also gemeinsam. Der türkische Staat beherrscht Südkurdistan in jeder Hinsicht. Er hat aus Behdînan eine Provinz des türkischen Staates gemacht.