Angriff in Metîna: „Ein vorbereitetes Szenario“

Der Journalist Kemal Rauf und der Lehrbeauftragte Hewjin Mele Emin haben sich in Silêmanî zu dem tödlichen Angriff auf eine Peschmerga-Einheit in Metîna geäußert. Beide sind davon überzeugt, dass es sich um ein vorbereitetes Szenario handelt.

Am 5. Juni sind fünf Peschmerga-Kämpfer in einem gepanzerten Fahrzeug im Guerillagebiet Metîna in Südkurdistan ums Leben gekommen. Der Journalist und Autor Kemal Rauf sowie der Lehrbeauftragte Hewjin Mele Emin von der Universität Silêmanî haben sich gegenüber ANF zu dem Vorfall geäußert. Beide sind davon überzeugt, dass der türkische Staat hinter dem Angriff steht und die Schuldzuweisung an die PKK ein vorbereitetes Szenario ist.

Kemal Rauf erklärte: „Der traurige Vorfall in Metîna hat zum Tod von fünf Peschmerga geführt, vier weitere wurden verletzt. Es handelt sich um einen sehr durchsichtigen und offenkundigen Vorfall. Die PDK-nahen Medien haben zuerst von einem Luftangriff gesprochen und die Türkei als mutmaßlichen Täter benannt. Etwas später hieß es, dass die Guerilla es getan hat. Das ist jedoch von der Guerilla dementiert worden.“

Die Schäden an dem Fahrzeug zeigen laut Rauf, dass es aus der Luft angegriffen worden ist: „Der Angriff ist mit Raketen von oben durchgeführt worden. Es handelt sich nicht um eine Minenexplosion und es gibt auch kein Anzeichen dafür, dass das gepanzerte Fahrzeug von der Seite aus angegriffen worden ist. Und warum wird die Türkei dafür verdächtigt? Weil sie seit langer Zeit versucht, den Krieg nach Südkurdistan zu tragen. Sie bemüht sich darum, einen Krieg zwischen den Kurden auszulösen. Sie selbst will nur aus der Luft Krieg führen. Am Boden sollen die PDK und die mit ihr verbundenen Kräfte kämpfen. Diese Situation gibt der gesamten Gesellschaft zu denken. Die kurdische Gesellschaft hat geschworen, dass Kurden nie wieder gegen Kurden Krieg führen werden. Das Volk lehnt einen innerkurdischen Krieg ab. Der Plan der Türkei ist ein Angriff auf Südkurdistan. Ich hoffe, dass alle politischen Parteien sich dagegen verwehren und nicht auf diese Machenschaften hereinfallen. Vor allem auch die PDK-nahen Medien müssen sich davon distanzieren. Sie müssen ihren feindlichen Sprachgebrauch der Guerilla gegenüber ändern. Die Medien sollten sich dafür einsetzen, diesen Krieg zu stoppen. Leider können wir sehen, dass ein Teil der Medien in Südkurdistan eine gegenteilige Rolle spielt.“

 

Die Türkei begründe ihre Angriffe in Südkurdistan mit der Präsenz der Guerilla, führte Rauf weiter aus. In den Medien und in Verlautbarungen von Politikern aus der Türkei werde außerdem die Unterstützung der Turkmenen und der Kampf gegen den IS betont. „Das eigentliche Ziel der Türkei ist jedoch die Besatzung und Plünderung Südkurdistans. Sie will mit ihren Angriffen auch die südkurdische Regierung vernichten. Wenn sie mit ihren Angriffen Erfolg hat und noch mehr Stützpunkte einrichtet, wird es ihr auch gelingen, die PDK in den Krieg einzubeziehen. Dann kann es sein, dass es bald keine Regierung mehr gibt. Wie beim Kampf gegen den IS müssen wir als Volk und Land zeigen, dass wir das Recht auf Selbstbestimmung haben. Wenn wir das nicht bewahren können, bieten wir den Feinden der Kurden weitere Gelegenheiten. Der Irak wird sich noch mehr in unsere Angelegenheiten einmischen. Und das wird zu Hoffnungslosigkeit und erneuter Zerstörung führen.“

PDK-Politik nützt den Besatzern

Hewjin Mele Emin erklärte: „Die Bewegungen der PDK in den Medya-Verteidigungsgebieten verschärfen die Krise in der Region. Sie versucht im Rahmen der festgelegten Strategie, einige Stellen in dem Gebiet einzunehmen und ihren Einfluss zu vergrößern. Das kann zu einem ernsten Konflikt führen, der nur den Besatzern nützt. Das Schweigen der PDK-Führung, der Regierung Südkurdistans und der irakischen Zentralregierung zu den Besatzungsangriffen zeigt, dass sie diese bis zu einem bestimmten Punkt genehmigt haben und sogar daran teilhaben.

Das festgelegte Szenario ist eindeutig. Die PDK-nahen Medien haben zuerst berichtet, dass der Angriff in Metîna von der Türkei erfolgt sein könnte. Gleichzeitig hat einer der bei dem Vorfall Verwundeten im Krankenhaus erklärt, dass es sich um einen Angriff durch eine Rakete oder ein Flugzeug gehandelt hat. Es ist also alles sehr deutlich. Die Beschuldigung der PKK war ein vorbereitetes Szenario. Diese Anschuldigung ohne jegliche Untersuchung zeigt die Beteiligung am Plan des Feindes gegen die HPG.

 

Aufgrund ihrer Beziehungen zu den Feinden Kurdistans nimmt die PDK an diesem Plan teil und versucht den Vorfall entsprechend darzustellen. Sie will die Konflikte zwischen den politischen Parteien verschärfen. Dass wir heute an diesem Punkt sind, liegt an den politischen, wirtschaftlichen und geostrategischen Beziehungen, die die PKK mit kurdenfeindlichen Ländern wie der Türkei eingegangen ist. Inzwischen kann sie auch nicht mehr zurück. Aufgrund dieser Hilflosigkeit ist sie Teil der Besatzungsangriffe des türkischen Staates und des Krieges gegen die Guerilla geworden.

Sie will den Bewegungsspielraum der Guerilla einschränken und damit den Krieg gegen die Guerilla verschärfen. Aufgrund ihrer Alternativlosigkeit betrachtet sie die Krise in der Region als Gewinn für sich selbst. Sie hat sich dafür entschieden. Sie bereitet Szenarien vor und setzt ihre Medien für den Spezialkrieg ein, um die HPG an den Punkt zu bringen, auf das Vorgehen zu reagieren. Die Botschaft des Feindes ist ganz offen. Die Feinde der Kurden wollen immer, dass wir uns gegenseitig bekämpfen.“