Die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) hat der PDK Kriegspartnerschaft mit der Türkei und Rückendeckung bei der Invasion vorgeworfen. Im Zusammenhang mit dem Vorfall vom Sonntag, bei dem im Zuge eines Transports von südkurdischen Regierungstruppen nach Metîna mehrere Peschmerga aus bisher ungeklärter Ursache getötet und verletzt wurden, kritisiert die KCK, dass die PDK eine „Kesselpolitik“ gegenüber der Guerilla betreibe. Damit werde das offene Ziel verfolgt, den Kriegspartner in Ankara vor einer Niederlage zu bewahren. Anders sei es nicht zu erklären, dass die PDK just in dem Moment, in dem sich der Konflikt zwischen der Guerilla und dem türkischen Staat verschärft, einen Belagerungsangriff auf Gebiete unter Kontrolle der HPG und YJA-Star startet, heißt es in einer am Sonntag veröffentlichten Mitteilung.
Ankara und PDK: Hammer und Amboss
„Gegenwärtig verfolgen die Türkei und die PDK das gleiche Ziel. Der Schulterschluss dient in erster Linie dazu, die Guerilla in den Gebieten, in denen sie sich seit 40 Jahren aufhält, durch Krieg auszuschalten und sie so von ihrem Freiheitskampf gegen den türkischen Staat abzuhalten. In diesem Sinne existiert kein Unterschied zwischen den Besatzungsangriffen der Türkei und der Belagerung von Guerillagebieten durch die PDK. Lediglich die Rollen sind unterschiedlich. Die türkische Republik spielt den Hammer, die PDK den Amboss”, so die KCK.
Akt der Unterstützung für antikurdischen Kolonialismus
Die Volksverteidigungskräfte (HPG) hätten die PDK wiederholt aufgefordert, ihre Kesselpolitik gegenüber Guerillagebieten aufzugeben. Dass dies bisher nicht geschah, sei auf den Schulterschluss der PDK mit Ankara zurückzuführen. Deutlich hervorgetan habe sich dieser Umstand beim gestrigen Vorfall bei Metîna. „Die PDK hat im kritischsten Moment des Krieges eingegriffen, um die schwächelnde Position der Türkei zu stärken. Dieser Akt der Unterstützung für den kurdenfeindlichen, genozidalen Kolonialismus wird einen Schandfleck in der Geschichte Kurdistans hinterlassen. Dass die PDK diesen Schritt in einem Prozess setzte, in dem sie mit uns Gespräche führt, um bestehende Probleme auszuräumen, kommt einer Täuschung gleich, die im Grunde nichts anderes bedeutet als ein Komplott gegen unsere Bewegung.”
Mesrûr Barzanî Hauptakteur des Anti-PKK-Flügels innerhalb der PDK
Guerillagebiete einzukesseln und sie voneinander zu trennen, sei eine offene Kriegserklärung an die kurdische Befreiungsbewegung, führt die KCK weiter aus. Für jeden Konflikt, der auftreten könnte, und damit einhergehende Verluste sei einzig die PDK verantwortlich. Die gesamte kurdische Öffentlichkeit wisse um die fortgesetzten Besatzungsangriffe auf die Medya-Verteidigungsgebiete, gegen die die Guerilla einen „selbstlosen Widerstand“ leiste. An einigen Punkten in der Region sitze die zweitgrößte NATO-Armee fest; ihre Technik und Feuerkraft sei durch den neuen Kampfstil und Taktiken in den Bergen vereitelt worden. „Obwohl dies die Realität ist, setzt die PDK diesen Widerstand mit der türkischen Invasion gleich. Sie wirft der Guerilla sogar vor, Kurdistan zu besetzen. Anstatt das Parlament in Hewlêr aufzurufen, gegen die türkische Besatzung Stellung zu beziehen, mobilisiert (Ministerpräsident) Mesrûr Barzanî als Hauptakteur des Anti-PKK-Flügels innerhalb der PDK zu einer Haltung gegen die Guerilla. Das kann nicht die Politik und Haltung der kurdischen Mentalität sein.“
Guerillaintervention gegen IS vor Hewlêr
Die PKK habe immer wieder bewiesen, dass sie Südkurdistan verteidigt, unterstreicht die KCK, und erinnert an die Guerillaintervention im Jahr 2014, als der IS vor den Toren Hewlêrs stand. „Mesûd Barzanî bedankte sich damals bei der Guerilla und warf dem türkischen Staat vor, seiner Führung im Kampf gegen den IS die Unterstützung entzogen zu haben. Obwohl diese Tatsachen als Geschichtsbild anerkannt sind, werden Fakten verzerrt und die Guerilla aufgrund ihres Widerstands gegen die türkische Besatzung in Südkurdistan beschuldigt.“ Die KCK ruft die politischen Kräfte Südkurdistans und das Parlament auf, schnellstmöglich gegen die Invasion Stellung zu beziehen und zu fordern, dass alle türkischen Kräfte sofort und bedingungslos aus Südkurdistan abziehen. Gegenteiliges zu fordern, würde nicht nur den türkischen Expansionismus fördern, sondern Ankara dem Ziel näher bringen, die kurdische Sache zu zerschlagen und den Genozid an den Kurdinnen und Kurden zu vollziehen. Das Volk in allen Teilen Kurdistans, Intellektuelle, Kunstschaffende, Politiker:innen und demokratische Organisationen seien nun aufgefordert, eine gemeinsame Haltung gegen die Angriffe der PDK zu entwickeln und Stellung zu beziehen. Es gehe um die Errungenschaften in ganz Kurdistan.
Angriff auf Mexmûr
Den Drohnenangriff auf das Flüchtlingslager Mexmûr bezeichnet die KCK als Ergebnis der Kriegspartnerschaft zwischen Ankara und Hewlêr im Kampf gegen die Befreiungsbewegung. „Das Camp ist bereits seit zwei Jahren einem Embargo der PDK unterworfen. Dass es im Belagerungszustand von türkischen Drohnen angegriffen wird, zeigt ein weiteres Mal die Amboss-Rolle der PDK auf. Das Embargo gegen Mexmûr dient der Türkei als Legitimation für ihre Angriffe.“ Auch mit Blick auf die Lage der Bevölkerung dieses Flüchtlingslagers müssten Kurdinnen und Kurden weltweit „aufstehen“ und für die Menschen dort eintreten. „Es ist die Zeit, überall gegen die Invasionsangriffe des türkischen Staates zu kämpfen und Widerstand zu leisten.“