Das Komitee für Außenbeziehungen der PKK hat eine Erklärung zu den aktuellen Entwicklungen im Zuge der türkischen Invasion in Südkurdistan abgegeben. In der Erklärung geht das Komitee auf den Drohnenangriff auf Mexmûr, die Öffnung des irakischen Luftraums für völkerrechtswidrige Angriffe der Türkei, den Tod von Peschmerga-Kämpfern und die Rolle der PDK ein. Die vollständige Erklärung lautet:
„Die auf einen Völkermord abzielenden Angriffe des faschistischen türkischen Besatzerstaats auf die Freiheitsguerilla, das Volk und den Boden Kurdistans gehen weiter. Weder der türkische Staat noch seine Kollaborateure halten es für notwendig, diese Angriffe geheim zu halten. Mit der Guerilla sind das Volk, die Natur, die Sprache, die Kultur und die nationale Einheit Kurdistans im Visier. Ausgehend von dieser Tatsache leistet die Guerilla mit hoher Opferbereitschaft Widerstand, um die grundlegenden Werte unseres Volkes und die nationale Würde zu verteidigen.
Angesichts des Guerillawiderstands erfährt der türkische Staat eine schwere Niederlage und kann seine Besatzungsoperationen nicht wie gewünscht durchführen. Er hat am 5. Juni 2021 das unter dem Schutz der UN und des Irak stehende Camp Mexmûr angegriffen. Verantwortlich für diesen Angriff ist der türkische Staat, aber auch der irakische Staat und die UN tragen dafür Verantwortung, weil sie zu den Drohungen und Besatzungsangriffen des faschistischen Diktators Erdogan schweigen und ihnen sogar den Weg freimachen.
Mit welchem Recht überfliegen türkische Drohnen und Kampfjets ein Flüchtlingslager, das unter dem Schutz der UN und des Irak steht? Auf welchem internationalen Recht basiert die Öffnung des Luftraums für Angriffe auf Zivilist:innen? Ohne die Einwilligung dieser Kräfte ist die Nutzung des Luftraums für Angriffe des türkischen Staates nicht möglich. Die Absicht hinter den Angriffen auf Flüchtlinge innerhalb des Camps ist eindeutig. Damit soll gezeigt werden, dass alle Kurdinnen und Kurden, die mit ihrer Sprache, ihrer Kultur und ihren patriotischen Aufgaben leben, überall angegriffen werden, auch wenn es sich um Zivilist:innen handelt. Die kämpferische Haltung unseres Volkes soll zermürbt werden. Bei der Bevölkerung von Mexmûr handelt es sich um Menschen, die seit 1993 bis heute von Botan bis Mexmûr jeden Tag Widerstand leisten und ihren Patriotismus bewahren. Die stattfindenden Angriffe sind Teil des Völkermordplans des türkischen Staates, der zum Scheitern verurteilt ist.
Es liegt in der Verantwortung der UN, der EU, des Irak, der Regionalregierung Kurdistans und der PDK, diese völkerrechtswidrigen und menschenverachtenden Angriffe auf unser Volk in Mexmûr zu stoppen. Wir fordern von diesen Kräften, die zu den Angriffen schweigen, sie zulassen und genehmigen, ihrer Aufgabe nachzukommen. Mexmûr ist eine Festung der Würde und des Widerstands in Kurdistan. Wir verurteilen den Angriff auf unser Volk in Mexmûr scharf.
Angriff auf PDK-Einheit ist erlogen
Die Meldung über einen Angriff der Guerilla auf eine Gruppe der Zerevanî-Einheiten der PDK, die am Morgen des 5. Juni 2021 in das Guerillagebiet in Metîna eindringen wollte, ist bewusst veröffentlicht worden. Auch die Meldung über den am 8. Juni 2021 in Derkar erschossenen Peschmerga sollte den HPG angehängt werden. Diese Meldungen entsprechen nicht der Realität. Sie sind manipulativ und verfolgen den Zweck, die Besatzung durch den türkischen Staat zu legitimieren und sogar eine türkische Niederlage zu verhindern. Wir verurteilen diese erlogenen und haltlosen Meldungen und Erklärungen, die sich im Rahmen der türkischen Spezialkriegspläne gegen die Guerilla und unsere Bewegung richten. Die HPG haben bei beiden Vorfällen eine Beteiligung öffentlich dementiert. Das die PDK und ihre Medien trotzdem beharrlich der Guerilla die Schuld zuschieben wollen, ist geplant und beabsichtigt.
Die Guerilla leistet seit 46 Tagen einen heldenhaften und erfolgreichen Widerstand gegen den faschistischen türkischen Staat. Damit hat sie die türkische Armee an den Rand einer Niederlage gebracht. Die PDK verbreitet absichtlich Falschmeldungen in einer Zeit, in der die Bevölkerung Südkurdistans sowie die kurdische und internationale Öffentlichkeit sich gegen Besatzung, Plünderung, Diebstahl und Massaker des türkischen Staates positionieren. Auffällig ist, dass diese Falschmeldungen nach den Versammlungen des türkischen Staates mit der PDK in Hewlêr in den letzten Tagen erfolgen. Unsere Guerilla greift den türkischen Staat an, der Kurdistan Schritt für Schritt besetzen will. Sie leistet seit Jahrzehnten einen nationalen Widerstand von historischer Bedeutung gegen die auf einen Völkermord und die Ausbeutung Kurdistans abzielenden Angriffe. Es ist nicht hinnehmbar, dass die Kräfte, die selbst nicht in der Lage sind, sich gegen die türkische Besatzung zu positionieren und dagegen zu wehren, die revolutionäre Kampfposition der Guerilla, die unter großen Opfern Widerstand leistet, ausnutzen und die Gelegenheit ergreifen, provokativ seit 25 Jahren von der Guerilla genutzte Gebiete einzunehmen. Die PDK legitimiert die türkische Aggression und Besatzung und versucht gleichzeitig, den Kampf des Volkes und seiner politischen Kräfte zu behindern. Sie muss ihre Einheiten aus Metîna und Berbizina abziehen.
Der Status von Südkurdistan und ein freies und demokratisches Leben lassen sich nicht durch das Schweigen zur türkischen Besatzung schützen, sondern durch die Unterstützung der Widerstand leistenden Kräfte. Diese Aufgabe fällt auch dem Parlament Südkurdistans zu. Das Parlament muss die stattfindenden Entwicklungen mit der erforderlichen Aufmerksamkeit des kurdischen Patriotismus betrachten und alle Parteien aus dem Süden zum gemeinsamen Widerstand aufrufen. Wir fordern außerdem alle Kreise dazu auf, von allen Initiativen Abstand zu nehmen, die den Besatzern in diesem Krieg Erleichterung verschaffen und die nationale Einheit scheitern lassen.
Die Guerilla kämpft für ein freies und würdevolles Leben gegen die faschistische Besatzung. Alle kurdischen Kräfte und unser Volk laden wir dazu ein, sich auf der Seite der Guerilla in diesen Prozess einzubringen und den Besatzern gemeinsam eine Niederlage zu bereiten.“