Bei dem heutigen Drohnenangriff der Türkei auf Şengal ist Şêrzad Şemo Kasim ums Leben gekommen. Das teilt die autonome Sicherheitsbehörde Asayîşa Êzdîxanê mit. Kasim war Leitungsmitglied der ezidischen Sicherheitskräfte, die nach dem Genozid von 2014 in Şengal gegründet wurden.
In einer ersten Erklärung der Asayîşa Êzdîxanê heißt es: „Heute gegen 11.30 Uhr hat ein Angriff auf unsere Einheiten im Zentrum von Şengal stattgefunden. Bei diesem Angriff ist unser Weggefährte Şêrzad Şemo Kasim, Mitglied der Leitung der Asayîşa Êzdîxanê, gefallen. Wir werden in Kürze eine ausführliche Stellungnahme dazu abgeben. Wir wissen, dass dieser Angriff von der PDK und dem türkischen Besatzerstaat verübt wurde. Unserem patriotischen Volk und der Familie von Şehîd Şêrzad Şemo sprechen wir unser Mitgefühl aus. Als Asayîşa Êzdîxanê werden wir jeden Preis zahlen, der für die Verteidigung unseres Volkes und unseres Landes erforderlich ist. Unser Volk rufen wir dazu auf, gegen diese auf einen Völkermord abzielenden Angriffe Haltung zu beziehen. Der Genozid an unserem Volk wird fortgesetzt. Wir betonen erneut unsere Entschlossenheit, die Verteidigung von Ezdîxan und unserem Volk niemandem zu überlassen.“
Proteste angekündigt: Der Genozid wird fortgesetzt
Die Şengal-Region ist das letzte zusammenhängende Siedlungsgebiet der ezidischen Gemeinschaft und steht dauerhaft im Fokus grenzüberschreitender Luftangriffe der Türkei. Erst am Montag war es dort zu einem tödlichen Drohnenschlag gekommen. Dabei wurden zwei Kommandanten der Widerstandseinheiten YBŞ, die sich am Kampf gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat” (IS) beteiligten, getötet. Es handelte sich um Pîr Çeko und Agir Cefrî. Ein drittes Mitglied der YBŞ wurde bei dem Angriff verletzt.
Unter dem Vorwand der „Bekämpfung der PKK“ kommt es seit 2017 vermehrt zu Luftschlägen durch türkische Kampfflugzeuge und Drohnen auf Şengal. Konkrete Ziele sind hierbei zumeist Vertreterinnen und Vertreter von Einrichtungen, die unter dem Eindruck des IS-Genozids von 2014 aufgebaut wurden. Das zählen der Demokratische Autonomierat von Şengal (MXDŞ), die Selbstverteidigungseinheiten YBŞ sowie ihre autonome Frauenorganisation YJŞ und die Asayîşa Êzdîxanê. Bei den Todesopfern handelt es sich weitgehend um Menschen aus der Zivilbevölkerung – oftmals Überlebende des IS-Terrors.
In Xanesor werden für heute Proteste gegen den türkischen Staatsterror erwartet. Auch in Hannover ist eine Protestkundgebung angekündigt, Treffpunkt ist um 17 Uhr am Hauptbahnhof.