Am 21. Mai findet im Filmforum NRW in Köln die erste Vorführung des Guerillafilms „Blackberry Season“ statt. Das ist dem türkischen Konsulat offenbar ein Dorn im Auge. Berichten zufolge übte das türkische Konsulat Druck auf die Leitung des Filmforums NRW aus und konnte zunächst die Absage der Vorführung erzwingen. Die Filmproduzenten wurden vom Kino informiert, ihr Film könne aufgrund „technischer Probleme“ nicht gezeigt werden. Kurze Zeit später ruderten die Verantwortlichen des Filmforums zurück und erklärten telefonisch, der Film sei nicht verboten, in Deutschland fände keine Zensur statt und er werde wie geplant gezeigt.
„Durch Zensur will sich das Regime dauerhaft an der Macht halten“
Mit einer Presseerklärung protestierten die Filmemacher:innen gegen den Zensurversuch: „Es ist verständlich, dass der türkische Staat Angst vor Kunst hat. Noch in der letzten Woche hat er Konzerte kurdischer Musiker:innen absagen lassen und Künstler:innen verhaftet. Die AKP/MHP-Regierung kriminalisiert alles, was das Leben verändern, verschönern und lebenswerter machen kann. Diese Verbote sind zur üblichen Praxis der türkischen Regierung geworden. So versucht sie sich als legitim darzustellen und sich an der Macht zu halten. Wie wir in den letzten Tagen gesehen haben, übt der türkische Staat starken Druck auf kurdische Künstler:innen aus. Die türkische Regierung will diese Praktiken auch den europäischen Staaten aufzwingen und die Kunst mit ihren schmutzigen Machtinteressen infizieren. In diesem Sinne versucht sie, ein allgemeines Verständnis von Kunst als Verbrechen und Kunstschaffende als Kriminellen durchzusetzen. Wir unterstreichen als Filmteam, dass wir diesen Ansatz verurteilen. Wir glauben, dass unser Film von allen Kunstliebhaber:innen mit großer Leidenschaft angenommen wird. Unser Ziel ist es, unserem Publikum gerecht zu werden und ihm neue Aspekte aufzuzeigen. Auf diese Weise soll, wenn auch nur ein bisschen, Bewusstsein geschaffen werden.“
Der Film „Blackberry Season“
„Blackberry Season“, „Zeit der Brombeeren“, oder wie der kurdische Name lautet, Dema Dirîreşkan, ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Murat Türk und wurde in einem Gefängnis in der Türkei angelehnt an Türks Biografie geschrieben. Der Film zeigt die Odyssee eines verletzten Guerillakämpfers, der sich allein in Nordkurdistan durchschlagen muss.
Ein Projekt von MED-Film und der Filmkommune Rojava
Der Film wurde von MED-Film in Kooperation mit der Filmkommune Rojava produziert. Gedreht wurde Blackberry Season in der Nähe von Silêmanî in Südkurdistan. Der Filmemacher Haşim Aydemir ist 1979 in einem Dorf bei Licê in Nordkurdistan geboren, das später ebenfalls vom türkischen Staat niedergebrannt wurde. Bei den Darsteller:innen handelt es sich Flüchtlinge aus Camp Mexmûr. Das Lager ist vor über zwanzig Jahren von Menschen gegründet worden, die in den 1990er Jahren aufgrund der Politik der verbrannten Erde gezwungen waren, ihre Dörfer in der Botan-Region in Nordkurdistan zu verlassen.
Vorführungen in Deutschland
Köln: 21. Mai – 19.00 Uhr, Filmforum NRW, Bischofsgartenstraße 1
Nürnberg: 26. Mai – 16.30 und 19.15 Uhr, FilmhausK4/Kunst Kultur Quartier, Königstr 93
Heidelberg: 18. Juni – 19.00 Uhr, Karlstorkino, Am Karlstor
Kiel: 26. Juni – 19.00 Uhr, PUMPE, Haßstraße 22