Gouverneur verbietet Konzert von Metin & Kemal Kahraman

Nach dem verhinderten Auftritt von Aynur Doğan in der Türkei ist nun auch ein Konzert von Metin & Kemal Kahraman verboten worden. Das Künstlerduo wollte am Dienstag in Mûş spielen, der Provinzgouverneur machte den Brüdern einen Strich durch die Rechnung.

Das Gouverneursamt für die nordkurdische Provinz Mûş hat ein für Dienstag geplantes Konzert von Metin & Kemal Kahraman verboten. Wie das Künstlerduo in einer Mitteilung erklärt, sei es über das Verbot der Veranstaltung erst heute in Kenntnis gesetzt worden. Die Bekanntgabe sei telefonisch erfolgt, kurz vor dem Dienstschluss der Behörde. Den schriftlichen Bescheid könne man erst morgen im Laufe des Tages erhalten, habe es geheißen. Für einen Eilantrag gegen die Verbotsverfügung bei Gericht bleibt dann wohl kaum noch Zeit.

„Dieses Vorgehen ist nicht lediglich beschränkt auf ein Verbot. Das Handeln [des Gouverneurs] bezweckt gleichzeitig eine materielle und moralische Belastung, sowohl für uns Musiker als auch die Organisatoren und unser Publikum“, kritisieren die Gebrüder Kahraman. Seit Monaten sei man kollektiv mit der Organisierung des Konzerts beschäftigt gewesen, Dutzende Menschen waren dafür im Einsatz. Der Veranstaltungssaal wurde ohne „institutionelle Unterstützung“ angemietet, Flugtickets für die Musiker gekauft und Hotels gebucht. Hinzu kommen noch der Druck von Konzertplakaten und Werbung, die im Netz geschaltet wurde. Auf diesen Kosten solle man nun sitzen bleiben, zusätzlich zur „Last des Hasses“ auf den Schultern.

Metin & Kemal Kahraman fordern die Verwertungsgesellschaften Müyorbir und Mesam sowie weitere einschlägige Einrichtungen auf, das Konzertverbot zu verurteilen und eine Haltung gegen den Umgang des Gouverneurs mit dem Duo einzunehmen. Der AKP-Beamte hat sich bislang nicht zu dem Vorgang geäußert.


Erst gestern war im westtürkischen Kocaeli ein für diese Woche geplantes Konzert der kurdischen Sängerin Aynur Doğan verboten worden. Die Veranstaltung sei nach durchgehender Prüfung durch die Stadtverwaltung der Gemeinde Derince als „nicht geeignet“ eingestuft und untersagt worden, hieß es lapidar zur Begründung. In sozialen Netzwerken rollte umgehend eine Empörungslawine an. Viele User sehen in dem Vorgehen der Stadtverwaltung Derine eine Diskriminierung der Kurdinnen und Kurden und werfen der Stadtverwaltung antikurdischen Rassismus vor. Dies dürfte auch im Fall der Gebrüder Kahraman zutreffen.

Metin & Kemal Kahraman stammen aus dem kurdisch-alevitischen Dersim. Anfang der 90er-Jahre begannen sie Feldaufnahmen in ihrer Heimat zu machen. Sie baten ältere Verwandte und Bekannte, Lieder zu singen, um die vom Verschwinden bedrohte Tradition Dersims zu dokumentieren. Diese Dokumentation ist eine Pionierarbeit. Sie besteht aus Musik, Märchen und Mythen der Kultur des Kirmanckî – diese Varietät des Kurdischen wird auch Zazakî, Dimilkî oder Kirdkî genannt. Metin & Kemal Kahraman betätigen sich aber nicht nur als Musiker und Liedermacher, sondern auch als Musikethnologen.