Hüseyin-Çelebi-Literaturfest in Berlin

In Berlin hat am Samstag das 31. Hüseyin-Çelebi-Literaturfest stattgefunden. Die alljährliche Veranstaltung ist ein Wettbewerb zur Förderung der kurdischen Kultur und zeichnet selbstverfasste Kurzgeschichten und Gedichte in verschiedenen Sprachen aus.

Kulturabend mit Preisverleihung

In Berlin hat am Samstag das Hüseyin-Çelebi-Literaturfest der Studierendenverbände Yekîtiya Xwendekarên Kurdistan (YXK) und Jinên Xwendekarên Kurdistan (JXK) stattgefunden. Mit der Veranstaltung wird seit 1993 an das Vermächtnis von Hüseyin Çelebi angeknüpft, einem Pionier der kurdischen Freiheitsbewegung in Deutschland und Mitbegründer der studentischen Organisierung in Europa. Das Literaturfest ist ein Wettbewerb zur Förderung der kurdischen Kultur und zeichnet selbstverfasste Kurzgeschichten und Gedichte in verschiedenen Sprachen aus.


Am 31. Literaturfest nahmen zahlreiche Autor:innen und Kunstschaffende teil, darunter auch die Musiker Rotînda, Hozan Comerd, Hozan Aydın und Talat Yeşil. Zu Beginn wurde eine Schweigeminute für die Gefallenen des kurdischen Freiheitskampfes abgehalten und ein Film über das Leben und den Kampf von Hüseyin Çelebi gezeigt. In der Begrüßungsansprache wurde auch an seinen im Mai 2023 verstorbenen Vater Rıfat Çelebi erinnert.

„Rıfat und Hüseyin Çelebi leben in dieser alljährlichen Literaturveranstaltung und in unserer politischen Arbeit weiter“, sagte die Sprecherin. Sie seien nicht nur Vater und Sohn gewesen, sondern auch enge Weggefährten, die in den 1980er und 1990er Jahren großen Einfluss auf die kurdische Community in Europa gehabt hätten. Die Aufgabe der Studierendenverbände sei es, diese Tradition fortzusetzen und eine Brücke zwischen Kurdistan und Europa sowie zwischen den Universitäten und der Gesellschaft zu bilden. „Als kurdische Diaspora kämpfen wir für den Schutz unserer Identität, Sprache, Literatur und Kultur“, so die Sprecherin. Die kurdische Kultur werde kriminalisiert und unterdrückt, Frauen spielten eine wichtige Rolle im Kampf zur Bewahrung der eigenen Identität. Die Rednerin beendete die Begrüßungsansprache mit einem Zitat von Abdullah Öcalan: „Keine Macht kann unsere Sprache, Identität und Kultur mehr verleugnen.“

Kulturprogramm mit Theater, Tanz und Musik

Danach wurden Erinnerungen von Bilgin Kılıç an seine Zusammenarbeit mit Hüseyin Çelebi im Kurdistan-Komitee in Köln und bei der Übersetzung des Manifests der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) vorgetragen. Nurê Alkış vom ezidischen Frauenrat in Berlin trug das Gedicht „Ferman e Dayê“ von Lava Şengalî vor, es folgten ein Theaterstück von Yekta Hêvî und eine Tanzaufführung des belutschischen Kunstkollektivs Yaagi, die mit dem Ruf „Jin Jiyan Azadî“ endete.

Ausgezeichnete Gedichte und Geschichten

Auf der Veranstaltung wurden Gedichte und Geschichten in den kurdischen Sprachen Kurmancî und Soranî sowie Deutsch, Türkisch und Persisch ausgezeichnet. Lukas erhielt den ersten Preis für seine Geschichte „Ein Freund kommt zurück“, weitere Preise in der Kategorie gingen an Helin Kurt für „In der Notaufnahme“ und Ilhami Akter für „Das Trauma des Kriegsveteranen“. Eylem Kahraman wurde für ihr Gedicht „Süßholzwurzgeschmack“ ausgezeichnet.

 

Hüseyin Çelebi

Hüseyin Çelebi wurde am 22. September 1967 als Sohn einer türkischen Mutter und eines kurdischen Vaters in Hamburg geboren, wo er bis zu seinem 18. Lebensjahr aufwuchs. Seine ersten politischen Aktivitäten begannen 1974, als er an einer Demonstration gegen die Abschiebung von 169 Kurden durch den damaligen türkischen Premierminister Ecevit an das Saddam-Regime im Irak teilnahm. Alle 169 Kurden wurden nach der Abschiebung hingerichtet. Nach dem Abbruch seines Studiums widmete sich Hüseyin Çelebi ganz der politischen Arbeit. Er arbeitete vor allem daran, mehr Öffentlichkeit für die kurdische Frage in Deutschland und Österreich zu erreichen. Unter anderem war er Mitbegründer des Studierendenverbands YXK und der Zeitschrift Kurdistan Report.

Im Februar 1988 wurde er festgenommen und im Düsseldorfer Prozess mit 18 weiteren kurdischen Aktivist:innen als Terrorist angeklagt. Auch während der Haft hörte er nicht auf, für eine gerechte Lösung der kurdischen Frage zu kämpfen. Im Gefängnis tauschte er sich mit anderen politischen Gefangenen aus. Sein Briefwechsel mit der RAF-Gefangenen Christa Eckes ist 2021 als Buch erschienen. Im Sommer 1991 ging Hüseyin Çelebi nach Kurdistan, er hatte sich für den Guerillakampf entschieden. Mitte Oktober 1992 kam er bei einem Angriff kurdischer Kollaborateure und der türkischen Armee in der Region Heftanîn in Südkurdistan ums Leben.