Karayılan: Der Feind wird die notwendige Antwort bekommen
Der PKK-Kommandant Murat Karayılan geht für die kommenden Tage von einer Ausweitung der türkischen Besatzungsangriffe auf Guerillagebiete in Südkurdistan aus.
Der PKK-Kommandant Murat Karayılan geht für die kommenden Tage von einer Ausweitung der türkischen Besatzungsangriffe auf Guerillagebiete in Südkurdistan aus.
Murat Karayılan hat sich als PKK-Exekutivkomiteemitglied im Radiosender Dengê Gel zum Stand des Krieges in den Medya-Verteidigungsgebieten geäußert. Die Guerillagebiete in Südkurdistan/Nordirak werden seit Jahren von der Türkei angegriffen, die Kämpfer:innen der HPG und YJA Star leisten Widerstand gegen die Besatzung.
Karayılan erklärte, dass der Kampf in den Regionen Zap, Avaşîn und Metîna sowohl in der Geschichte Kurdistans als auch in der Weltgeschichte einzigartig seien: „Der Widerstand, der gegenwärtig in Girê FM, Girê Cudî, Girê Amêdî und Sîda geleistet wird, geht ins dritte Jahr und betrifft das gesamte Gebiet zwischen Heftanîn und Xakurke. Der türkische Staat will die strategischen Gebiete Südkurdistans besetzen, indem er eine Pufferzone schafft, und die Guerilla leistet einen historischen Widerstand dagegen. Dieser Widerstand dauert seit vier Jahren an, und seit drei Jahren wird vor allem in Zap, Metîna und Avaşîn mit semimobilen Teams vor Ort auf der Grundlage des Tunnelwiderstands gekämpft.
Zweitgrößte NATO-Armee gestoppt
Der längste Widerstand in der kurdischen Geschichte war der Widerstand in der Burg Dimdim. Er dauerte etwas mehr als ein Jahr und der Krieg war zeitweise unterbrochen. Und natürlich gab es damals noch nicht die Waffen von heute. Aus diesem Grund sagen wir, dass es sich um eine Premiere in der Geschichte des kurdischen Volkes handelt und es so etwas nie zuvor gegeben hat. Dieser Widerstand ist auch etwas Neues in der Geschichte der Menschheit. Eine große Armee mit modernen und hochtechnologischen Waffen wird gestoppt und es wird Gegenwehr dagegen geleistet. Das ist nicht etwas Alltägliches.“
Unsere Informationen kommen nicht an
Karayılan sagte, es sei nicht gelungen, die Realität des Krieges in der Weltöffentlichkeit bekannt zu machen. Das betreffe sowohl die Kampfdoktrin der Guerilla als auch den Einsatz verbotener Kampfmittel durch die Türkei. Nicht einmal in Kurdistan werde ausreichend reflektiert, mit welcher Intensität das türkische Militär Waffen aller Art einsetze. Als Beispiel wies Karayılan auf die seit dem 10. Mai andauernden Chemiewaffenangriffe auf einen Guerillatunnel im Gebiet Girê FM an der Westfront der Zap-Region hin und sagte: „Können unsere Menschen in Kurdistan oder in Europa spüren, dass dort rund um die Uhr ein permanenter Krieg herrscht? Nein, das tun sie nicht.“
Zap im Zentrum massiver Angriffe
Die Aufmerksamkeit auf die vom türkischen Staat angekündigte Großinvasion in Metîna zu legen, sei angesichts der massiven Angriffe auf die Gebiete westlich und östlich des Zap falsch, so Karayılan: „Im Zap findet der größte Krieg statt. Solche Kriege sind in der Geschichte selten. So wird beispielsweise ein einziger Hügel stundenlang vergast. Es werden taktische Nuklearbomben eingesetzt; es wird ständig mit Panzern angegriffen, es werden Artilleriegranaten abgefeuert und Sprengkörper von Drohnen abgeworfen; es wird mit Flugzeugen angegriffen. Alle Arten von Waffen werden tagtäglich gegen diese Gebiete eingesetzt. Ein solcher Krieg findet gerade im Zap statt.“
Neue Seite in der Geschichte des Guerillakampfes
Karayılan betonte, dass der derzeit in Tunneln und im Gelände von spezialisierten Guerillateams geführte Kampf eine neue Seite in der Geschichte der Kriegsführung aufgeschlagen habe. Diese Dimension werde offenbar noch nicht von allen verstanden und könne auch nicht in wenigen Sätzen erklärt werden: „Es ist sowohl ein Kampf des Willens, der Ideologie und des Mutes, als auch eine Vertiefung und Entwicklung der Kriegskunst mit großer Kreativität. Diese beiden Phänomene sind in diesem Krieg vorhanden. Andernfalls könnte die Guerilla nicht einen Tag standhalten.“
Sie kämpfen allein in den Tunneln
„Im Tunnel des Dorfes Sîda zum Beispiel kämpfen die Freundinnen und Freunde allein und haben Geschichte geschrieben. Was auch immer ihr Schicksal sein mag, sie haben ihre Tapferkeit bewiesen und das Epos der Burg Dimdim übertroffen. Der Feind setzt alle Arten von Waffen gegen sie ein. Vor kurzem wurden irakische Grenzschützer, darunter auch PDK-Kräfte, in die Nähe gebracht. Sie helfen dort indirekt dem türkischen Staat, der chemische Waffen gegen die Guerilla einsetzt.“
Irakischer Grenzschutz verteidigt türkische Besatzungstruppen
„Der türkische Staat hat Orte in Heftanîn und Zap eingenommen und Truppen an den Stellen stationiert, die er kontrollieren kann. Er hat dort Militärbasen errichtet. In den Tälern und auf den Pässen kann er nicht bleiben, weil er Angst vor der Guerilla hat. An solchen Orten stellt er irakische Grenzsoldaten als seine Hilfstruppen auf, zum Beispiel an verschiedenen Stellen in Heftanîn. Im Zap will er mit der gleichen Methode Grenzschutzeinheiten entlang der Rençpiraxa-Linie platzieren. Diese Truppe hat nur einen Auftrag: dem türkischen Staat zu helfen. Sie soll überall dort die Stellung halten, wo die Möglichkeit eines Angriffs besteht. Das ist eine neue Situation, für die es wahrscheinlich kein anderes Beispiel auf der Welt gibt, oder nur sehr wenige. Der Grenzschutz der irakischen Armee verteidigt die türkische Armee, die Südkurdistan und damit einen Teil des Irak besetzt. Es ist eine sehr komplexe Situation.“
Der Widerstand wird weiter gehen
Karayılan erklärte, der Widerstand der Guerilla werde weitergehen, niemand werde angesichts der feindlichen Angriffe zurückweichen: „Wenn es diesen Widerstand nicht gäbe, wäre die Besatzung bereits auf die gesamten Medya-Verteidigungsgebiete ausgedehnt worden. Er ist ein Hindernis. Der türkische Staat will jedoch in einigen Gebieten teilweise neue Besatzungsangriffe entwickeln. In Metîna versucht er seit dem 16. April mit einer neuen Methode, seine Position im Feld Stück für Stück auszubauen und in den von ihm besetzten Gebieten vorzurücken. Auch hier ist zu erwarten, dass das Ausmaß der Angriffe in den nächsten Tagen zunehmen wird. Ebenso wird ein Invasionsangriff auf den Girê Bahar vermutet. Es könnte auch eine Invasion auf der Linie Xakurke-Xinerê stattfinden. Diese Möglichkeiten bestehen. Wir sollten wissen, dass der Feind ohne den seit drei Jahren andauernden Widerstand viel umfangreichere Invasionsangriffe durchgeführt hätte. Wenn an diesen neuen Orten, an die er denkt, ein Widerstand mit der gleichen Methode entsteht, wird er noch mehr blockiert sein. Wir gehen davon aus, dass der Feind sowohl in Metîna als auch am Girê Bahar oder in Xinerê die notwendige Antwort bekommen wird. Der dortige Widerstand wird den allgemeinen Widerstand vervollständigen und stärken. Dadurch wird sich auch der aussichtslose Zustand des Feindes in den Medya-Verteidigungsgebieten verschärfen. Wir glauben, dass der Widerstand damit in eine neue, höhere und stärkere Phase eintreten wird.“