Zilan-Festival am 17. Juni in Gelsenkirchen: Jin Jiyan Azadî!

Unter der Devise „Von Kurdistan in die Welt: Jin Jiyan Azadî!“ findet am 17. Juni das traditionelle Zilan-Frauenfestival in Gelsenkirchen statt. Die Veranstaltung wird der in Paris ermordeten kurdischen Revolutionärin Evîn Goyî gewidmet.

Das Zilan-Frauenfestival findet in diesem Jahr am 17. Juni in Gelsenkirchen statt. Das teilt der Verband der Frauen aus Kurdistan in Deutschland (YJK-E) mit. Die Veranstaltung wird der am 23. Dezember 2022 in Paris ermordeten Kurdin Evîn Goyî (Emine Kara) gewidmet.

Das Frauenfestival wird zum 17. Mal in Deutschland durchgeführt, das diesjährige Motto lautet „Von Kurdistan in die Welt: Jin Jiyan Azadî!“. Im Bühnenprogramm sind Tanzaufführungen und Musikauftritte von Jin Ma, Mizgîn Tahir, Kevana Zêrîn, Eylem Aktaş, Beser Şahin und Firmesk angekündigt. Darüber hinaus soll die „Jin Jiyan Azadî“-Philosophie auf einer Podiumsdiskussion vorgestellt werden. Die Parole „Frau Leben Freiheit“ hat ihren Ursprung in der von Abdullah Öcalan bereits in den 1990er Jahren vorgelegten Frauenbefreiungsideologie und wurde in Rojava/Nordsyrien zur Devise des unter hohen Opfern geführten Kampfes gegen den „Islamischen Staat“ (IS). Seit vergangenem Herbst ist „Jin Jiyan Azadî“ mit dem Aufstand nach dem Mord an der Kurdin Jina Mahsa Amini im Iran von Kurdistan aus weltweit bekannt geworden.

Wie in jedem Jahr gibt es auf dem Frauenfestival ein reichhaltiges Rahmenprogramm. An Ständen werden von Frauen hergestellte Produkte vorgestellt, eine Bilderausstellung thematisiert den Frauenbefreiungskampf. Für Kinder wird ein Sonderprogramm angeboten.

Jînda Deniz und Ayten Kaplan von der Kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E) gehören zu den Organisatorinnen des Festivals und haben sich gegenüber ANF zu den Vorbereitungen geäußert.

Gegen Besatzung und Patriarchat


Jînda Deniz betont, dass das Zîlan-Festival eine internationalistische Ausrichtung hat. Die Vorbereitungen stünden vor dem Abschluss und das Ziel des Festivals sei es, die Stärke von Frauen sichtbar zu machen: „Jin-Jiyan-Azadî steht für Frauenbefreiung und Frauenrevolution. In dieser Hinsicht wird das Festival sowohl eine Botschaft als auch einen Aufruf beinhalten. Diese Botschaft richtet sich an die ganze Welt, es ist eine Botschaft an die Herrschenden. Je mehr Frauen sich zusammenschließen und organisieren, desto stärker werden sie, und in gleichem Ausmaß werden Patriarchat und Herrschaft geschwächt. Wir sagen: Lasst uns mehr werden und eine Stimme gegen Besatzung, patriarchale Herrschaft und männerdominiertes Denken werden. In diesem Sinne rufen wir zur Teilnahme an unserem Festival auf.“

Wir sind mit Jin-Jiyan-Azadî in der Offensive“


Ayten Kaplan sagt: „Wir haben eine sehr intensive Zeit hinter uns. Das vergangene Jahr war von Gewalt und Morden an Frauen geprägt. Der Mord an Jina Amini im Iran, das zweite Massaker in Paris, das Erdbeben und ähnliche Vorfälle haben Frauen auf besondere Weise getroffen. Trotz alledem haben Frauen ihren Kampf verstärkt. Vor allem durch den Frauenwiderstand in Rojhilat [Ostkurdistan/Iran] hat unsere Kampfdevise Jin-Jiyan-Azadî eine globale Dimension eingenommen. Der Widerstand von Kobanê hat den Kampf kurdischer Frauen weltweit bekannt gemacht, durch die Frauen in Rojhilat ist unser Kampf universell geworden. Mit dem Zilan-Festival wollen wir unseren organisierten Kampf auf der ganzen Welt bekannt machen. Wir haben das Ziel, unsere Kraft mit allen Frauenbewegungen zu vereinen und gemeinsam zu kämpfen. In diesem Sinne sind wir in der Offensive. Auf dem Festival werden wir uns mit verschiedenen Frauenzusammenhängen treffen und über unseren gemeinsamen Kampf und unsere globalisierte ,Jin Jiyan Azadî'-Philosophie diskutieren.“

Zîlan-Frauenfestival: Kurdische Tradition seit 2004

Das erste Zîlan-Frauenfestival hat 2004 unter dem Motto „Frauen überschreiten Grenzen“ in Gelsenkirchen stattgefunden. Im Jahr danach widmete die Frauenbewegung das Festival den Internationalistinnen Uta Schneiderbanger (Nûdem) und Ekin Ceren Doğruak (Amara), die am 31. Mai 2005 bei einem Autounfall in Südkurdistan ums Leben gekommen sind. In den folgenden Jahren standen zentrale Themen der Frauenbewegung im Mittelpunkt, so etwa der Kampf gegen den herrschenden Ehrbegriff („Wir sind niemandes Ehre, unsere Ehre ist unsere Freiheit!“) und gegen Feminizid („Frauen sind Leben, töte nicht das Leben!“) im Mittelpunkt. 2013 erklärten Tausende Frauen ihre Entschlossenheit, den Kampf der vom türkischen Geheimdienst in Paris ermordeten Revolutionärinnen Sakine Cansız (Sara), Leyla Şaylemez (Ronahî) und Fidan Doğan (Rojbîn) fortzusetzen. Weitere Festivals wurden den kämpfenden Frauen in Kobanê und Şengal gewidmet. Nach der türkischen Invasion in Efrîn lautete 2018 das Motto: „Efrîn verteidigen bedeutet die Frauenrevolution zu verteidigen“. 2019 fand das Festival unter dem Motto „Frauenwiderstand befreit“ statt. Nach zwei Jahren „Corona-Pause“ stand das Festival im vergangenen Jahr in Frankfurt unter der Devise „Wehr dich! Organisiere dich! Lebe deine Freiheit!“.