TJK-E kündigt Aktionen zum Jahrestag der Morde von Paris an

Zum Jahrestag der Morde von Paris an den kurdischen Revolutionärinnen Sara, Rojbîn und Ronahî kündigt der Verband der kurdischen Frauenbewegung in Europa Aktionen auf dem gesamten Kontinent an.

Am 9. Januar 2013 wurden die PKK-Mitbegründerin Sakine Cansiz (Sara), die KNK -Vertreterin Fidan Doğan (Rojbîn) und Leyla Şaylemez (Ronahî) von der kurdischen Jugendbewegung durch den türkischen Geheimdienst MIT in Paris ermordet. Zum Jahrestag der Morde kündigt die Kurdische Frauenbewegung TJK-E Aktionen in ganz Europa an.

In der Erklärung der TJK-E heißt es: „Unsere Wut über das Massaker vom 9. Oktober ist so lebendig wie am ersten Tag, ebenso wie unser Schwur, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Unser Versprechen, die Erinnerungen dieser drei revolutionären Frauen zu verwirklichen, die eine Verbindung zwischen unserer Vergangenheit, unserer Gegenwart und unserer Zukunft darstellen, war immer unser Leitmotiv. Jeder Monat, jeder Tag, jeder Moment der neun Jahre wurde im Kampf verbracht. Die Frauen verstärkten auf den Spuren von Sara, Rojbîn und Ronahî ihren Aufstand. Der Widerstand der Frauen breitete sich von Kurdistan über den Nahen Osten und die Welt in Wellen aus und prägt das Jahrhundert. Heute sind Frauen in jeder Region von Afghanistan bis Lateinamerika, von Ägypten bis Spanien die aktivste Kraft, die das System in Frage stellt, die Grenzmauern niederreißt, die für Veränderungen kämpft und diese durchsetzt.

Wegen Profitinteressen werden die Hintergründe der Morde verborgen“

Der Kampf um Rechenschaft für das Massaker von Paris ist ein Kampf um Rechenschaft für die Morde an politischen Frauen. Seit neun Jahren verlangen kurdische Frauen, das kurdische Volk und demokratische Kräfte nach Rechenschaft für das Massaker. Sie protestieren auf den Straßen und treten juristisch für eine Verfolgung der Mörder ein. Die Beweise sind ebenso klar wie der Täter, deshalb fordern sie, dass dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht straflos bleibt.

Aufgrund der zwischenstaatlichen Interessen sollen die Tatsachen hinter den Morden jedoch vertuscht werden. Bereits weniger als ein Jahr nach dem Massaker deuteten alle Zeichen auf den türkischen Staat und die von Tayyip Erdogan geführte AKP hin. In der ersten Untersuchung wurde festgestellt, dass das Massaker vom MIT organisiert wurde, dennoch schloss der französische Staat den Fall mit der Begründung, dass der Schütze tot sei. Dann folgten die Geständnisse des MIT-Personals und die Aussagen des ehemaligen Stabschefs des Geheimdienstes Ismail Haki Pekin. Es stellt sich heraus, dass es in ganz Europa ähnliche Attentatspläne wie in Paris gab.

Immer neue Massaker“

Obwohl in Frankreich seit drei Jahren erneut ermittelt wird, geht das Verfahren nicht vor Gericht. Wir haben in den letzten neun Jahren gesehen, wie dies den AKP-Staat ermutigt, jeden Tag neue Massaker seinem Register hinzuzufügen. In Nordkurdistan wurden Pakize Nayır, Sêvê Demir und Fatma Uyar ermordet, in Rojava Hevrîn Xelef, Zehra Berkel, Amina Weysi. Diese Morde wurden nicht gesühnt. Diese Straflosigkeit spielte auch eine Rolle bei der Ermordung von Deniz Poyraz in Izmir und Garibe Gezer im Gefängnis und beim Sterben der kranken Gefangenen.

Aus all diesen Gründen haben wir als europäische kurdische Frauenbewegung im vergangenen Jahr die Kampagne „Der Diktator muss vor Gericht gestellt werden“ gestartet. Wir haben die Verbrechen Erdoğans und der AKP-Regierung in einer Akte gesammelt und diese veröffentlicht. Die 100 Gründe, die wir hier dargelegt haben, sind nur die Spitze des Eisbergs. Der Diktator Erdoğan ist direkt verantwortlich für Verbrechen gegen die Menschlichkeit, insbesondere gegen Frauen und Kinder. Diese Verbrechen reichen von allen vier Teilen Kurdistans bis nach Europa. 235.727 Unterschriften wurden überall auf der Welt für die Kampagne „100.000 Unterschriften aus 100 Gründen“ gesammelt. Nicht nur das kurdische Volk, sondern Menschen aus aller Welt erwarten nun einen Prozess. Die französische Justiz verfügt über konkrete Beweise für das Massaker von Paris und weitere Daten zu Dutzenden von Morden. Wenn Frankreich seine Position der letzten neun Jahre fortsetzt und keine Gerechtigkeit herbeiführt, wird es weder in der Lage sein, seiner eigenen Schuld zu entkommen, noch wird es die Verantwortung für weitere Verbrechen von sich weisen können.

Es ist jetzt an der Zeit, die freie Frau und die Gesellschaft gegen den Femizid zu verteidigen. Es ist an der Zeit, dass in Gestalt der Morde von Paris alle politischen Frauenmorde, alle Verbrechen des türkischen Staates vor Gericht kommen. Die Täter müssen verurteilt werden, ohne auf neue Mordnachrichten zu warten.

Am Jahrestag des Massakers von Paris werden wir die globale Solidarität der Frauen gegen den Faschismus, das patriarchale System und die Femizide nochmals verstärken. Wir werden zeigen, dass der Aufstand der Frauen nicht aufgehalten werden kann, dass der Kampf alle Grenzen überwinden und alle Mauern einreißen wird. In Sara, Rojbîn und Ronahî vereinen sich unsere Vergangenheit, unsere Gegenwart und unsere Zukunft. Wir werden niemals vergessen! Als TJK-E setzen wir heute wie gestern unsere Suche nach Gerechtigkeit fort, bis die Täter zur Rechenschaft gezogen wurden!

Wir werden am 5. und 8. Januar auf den Straßen von Paris und überall in Europa sein und rufen: „Es ist Zeit, die Täter zu verurteilen. Unser Aufruf gilt allen Frauen! Unser Aufruf gilt allen Menschen aus Kurdistan! Unser Aufruf gilt der gesamten demokratischen Öffentlichkeit, den sozialistischen Kräften den Linken! An alle, die die Verbrechen des türkischen Staates stoppen wollen!

Stellt die Mörder von Sara, Rojbîn und Ronahî vor Gericht! Keine Straflosigkeit für Verbrechen gegen die Menschlichkeit! Lasst uns das Jahr 2022 in ein Jahr verwandeln, in dem vom Patriarchat, den Vergewaltigern und Völkermördern Rechenschaft verlangt wird!

Als TJK-E gedenken wir in Person von Sara, Rojbîn und Ronahî, den Vorreiterinnen der Selbstverwaltung Sêvê, Pakize und Fatma all unseren Gefallenen voller Respekt und Dankbarkeit. In der Überzeugung, dass der Faschismus nur durch die Einheit der Frauen und Völker überwunden werden kann, rufen wir dazu auf gemeinsam, alle zusammen den Faschismus, die Vergewaltigungskultur, die Völkermordpolitik und den Mafia-Staat niederzureißen.

Auf dieser Grundlage werden, angeführt von der europäischen kurdischen Frauenbewegung TJK-E, am 5. Januar Proteste vor allen französischen Konsulaten in ganz Europa stattfinden, und wir werden den französischen Staat auffordern, seiner Verantwortung nachzukommen.

Am 8. und 9. Januar finden in vielen verschiedenen Städten Europas, insbesondere in Paris, unter der Führung der TJK-E Demonstrationen und Kundgebungen statt.“

Deutschland

Mittwoch, 5. Januar 2022

Hamburg: 13 Uhr, Französisches Konsulat (Heimhuder Straße 55)

Düsseldorf: 10 Uhr, Martin-Luther-Platz 26

Saarbrücken: 13 Uhr, Französisches Konsulat

Berlin: 11 Uhr, Pariser Platz 5

Hannover: 11 Uhr, Französische Vertretung (Herrenstraße 6)

Frankfurt: 14 Uhr, Französisches Konsulat

Samstag, 8. Januar 2022

Berlin: 14.00 Uhr, Alexanderplatz vor dem Roten Rathaus

Frankfurt am Main: 14.00 Uhr, Hauptbahnhof

Düsseldorf: 13.00 Uhr, DGB-Haus Friedrich-Ebert-Str.

Hamburg: 14.00 Uhr, Sternschanze vor dem S-Bahnhof

Bremen: 16.00 Uhr, Hauptbahnhof

Kiel: 15.00 Uhr, Europlatz

Saarbrücken: 13.30 Uhr, Europa-Galerie

Stuttgart: 15.00 Uhr, Lautenschlager Str.

Hannover: 14.00 Uhr, Hauptbahnhof

Aurich: 14.30 Uhr, Marktplatz

Schweiz

Basel: 14.00 Uhr, De-Wette Park Elisabethenstrasse

Österreich

Wien: 16.00 Uhr, Schwarzenbergplatz