Hamburg: Solidarität mit Meryem und ihren Kindern
Vor dem Strafjustizgebäude in Hamburg haben Frauen erneut Solidarität mit Meryem S. gezeigt und Schutzkonzepte für Frauen und Kinder gegen männliche Gewalt gefordert.
Vor dem Strafjustizgebäude in Hamburg haben Frauen erneut Solidarität mit Meryem S. gezeigt und Schutzkonzepte für Frauen und Kinder gegen männliche Gewalt gefordert.
Vor dem Strafjustizgebäude am Sievekingplatz fand eine Kundgebung des Hamburger Bündnisses gegen Femizide für Meryem S. statt, die am 1. Mai 2020 durch ihren Ex-Partner schwer verletzt worden war. Der Täter hatte Meryem und ihre Kinder brutal mit einem Messer angegriffen und angezündet. Sie überlebten schwerverletzt.
Etwa 25 Menschen, überwiegend Frauen, waren gekommen, um ihre Solidarität mit Meryem zum Ausdruck zu bringen. Einige gingen anschließend in die Gerichtsverhandlung, um den Prozess zu beobachten, wurden jedoch schnell von dem Prozess ausgeschlossen, da die Inhalte der Verhandlung „zu privat“ seien.
Erst vor zwei Tagen ist es in Hamburg zu einem doppelten Femizid gekommen. In Bramfeld hat ein Mann zuerst seine Ex-Partnerin und dann seine Mutter ermordet, mutmaßlich, um die erste Tat zu vertuschen.
Eine Rednerin des Frauenrates Rojbîn erklärte vor dem Gerichtsgebäude am Sievekingplatz: „Wir fordern, Feminizide als solche zu benennen. Geschlechtsspezifische Gewalt muss sichtbar gemacht werden! Gewalttaten innerhalb der Familie oder in Partnerschaften sind keine Familien- oder Eifersuchtsdramen. Wir fordern ausdrücklich bessere Schutzkonzepte für Frauen und Kinder und rufen alle Frauen auf, sich gegen Gewalt zu organisieren und sich gemeinsam selbst zu verteidigen“.
Istanbul-Konvention erfüllen
Bis zum 9. Februar wurden in Deutschland in diesem Jahr bereits 18 Frauen und vier ihrer Kinder zumeist durch ihre (Ex-)Partner getötet, 33 weitere Frauen wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. „Bei jeder anderen Bevölkerungsgruppe wäre hier völlig zu Recht die Hölle los. Gewalt durch Männer in Partnerschaften ist keine ‚private‘ Gewalt! Durch Männergewalt sterben weltweit mehr Frauen zwischen 15 und 44 als an Krebs, Malaria, Kriegen und Verkehrsunfällen zusammen“, sagte eine weitere Rednerin. „Deutschland führt aktuell die Femizid-Statistik in Europa an, das ist unserem Land, einer der reichsten Industrienationen weltweit, absolut unwürdig“, führte sie fort. Die Frauen forderten die Umsetzung der Istanbul-Konvention, deren Kernauftrag die Prävention ist.
Die Hamburger Aktivistinnen sammelten auch Unterschriften für die Kampagne „100 Gründe, um den Diktator zu verurteilen“ und wiesen auf die Feminizide an den beiden arabischen Vertreterinnen des Zivilrats von Til Sheir, Sada al Harmoush und Hind al-Khedr, hin. Die beiden Frauen sind am 22. Januar durch den IS gezielt ermordet worden.