Jeden 8. März wird global deutlich, dass der Kampf um Befreiung international ist. Denn an diesem Tag schließen sich weltweit Frauen, Lesben, trans, inter und nicht-binäre Personen zusammen und zeigen, dass der Widerstand gegen das kapitalistische Patriarchat keine Grenzen kennt. Women Defend Rojava erklärt in einem Aufruf zum diesjährigen Frauenkampftag:
Das männliche Herrschaftssystem baut auf der Versklavung der Frauen und allen weiteren unterdrückten Geschlechtern auf. Doch die Geschichte der Unterdrückung ist immer auch eine der Auflehnung und der Gegenwehr. Eine Geschichte derer, die die Hoffnung nicht verlieren, die entschlossen sind und den Kampf für befreite Gesellschaften nicht aufgeben. Die aber auch von Schmerz und Verlust, von Trauer und Wut begleitet wird.
Verluste, Morde, Repression – Wir vergessen nicht
Am 17. Juni 2021 wurde die HDP-Mitarbeiterin Deniz Poyraz in Izmir von einem türkischen Faschisten ermordet. Gegen Ende des Jahres wurden die Jugendaktivistinnen Nûjiyan Ocalan, Viyan Kobanê und Rojîn Ehmed Îsa durch einen gezielten türkischen Drohnenangriff auf die Jugendbewegung in Kobanê getötet und die Folter und sexualisierte Gewalt im Hochsicherheitsgefängnis Kandira in der Türkei führte zum Tod der politischen Gefangenen Garibe Gezer.
Diese Morde sind jedoch keine Einzelfälle. Vielmehr führt der türkische Staat einen gezielten Feminizid in Diese Morde sind jedoch keine Einzelfälle. Vielmehr führt der türkische Staat einen gezielten Feminizid in Kurdistan durch, um durch die Unterdrückung und Ermordung von Frauen die gesamte Gesellschaft zu unterdrücken. Dabei greift er gezielt die Frauenrevolution in Kurdistan und jene Frauen an, die sich darin organisieren. Tausende Frauen – Aktivist:innen, Politiker:innen, Journalist:innen, Künstler:innen – sind in den türkischen Gefängnissen eingesperrt. Die Angriffe des türkischen Staates gegen die Frauenrevolution in Rojava intensivieren sich von Tag zu Tag. Tägliche Verschleppungen, Vergewaltigungen und Ermordungen gehören zu seiner Eroberungsstrategie und bestimmen die aktuelle Situation der Frauen in den türkisch besetzten Gebieten in Nord- und Ostsyrien, beispielsweise in Efrîn.
Auch Deutschland ist mitschuldig am Krieg – Solidarität mit María
Mit jährlichen Waffenexporten in Millionenhöhe, dem öffentlichen Stillschweigen zu der faschistischen Politik Erdoğans und der Kriminalisierung der kurdischen Bevölkerung sowie massiver politischer Repression macht sich der deutsche Staat sogar zum Mittäter der Türkei. Nicht zuletzt der Fall von der spanischen Internationalistin María, zeigt uns, wie der deutsche Staat versucht, politisch aktive Frauen mundtot zu machen und Solidaritätsarbeit zu verhindern. Aufgrund ihres politischen Aktivismus in Solidarität mit der kurdischen Freiheitsbewegung wurde sie zur Ausreise aus Deutschland gezwungen und zusätzlich ein Einreise- und Aufenthaltsverbot in Deutschland für mehr als 20 Jahre ausgesprochen. Denn ihr wird vorgeworfen, dass sie ihren Aufenthalt in der BRD nur dafür genutzt habe, um an politischen Aktivitäten im Zusammenhang mit der kurdischen Freiheitsbewegung in der BRD teilzunehmen oder selbst entsprechende Aktivitäten zu organisieren. Wir sind traurig und wütend, dass María das Land verlassen musste. Doch gerade jetzt ist es wichtig, dass wir Öffentlichkeit für diesen Fall schaffen und gemeinsam dafür sorgen, dass wir unsere Trauer und unsere Wut organisieren.
In all diesen Angriffen wird wieder einmal deutlich, dass der Kampf für ein freies Leben, für Selbstbestimmung und Geschlechterbefreiung, die Errungenschaften der Revolution in Kurdistan, die die Befreiung der Frau in das Zentrum ihrer Kämpfe stellt, eine Gefahr für das patriarchale und kapitalistische System darstellt. Deshalb organisieren wir uns und zeigen, dass wir bei aller Repression nicht alleine sind. Mit dem Blick in die Vergangenheit und auf die Ausgangspunkte unserer weltweiten Kämpfe greifen wir dabei auch auf die Errungenschaften unserer Vorreiter:innen zurück.
In Erinnerung an Clara Zetkin kraftvoll in den 8. März 2022
Der 8. März ist ein Tag des Widerstandes, der die Verbindung unserer Kämpfe als Frauen und weitere unterdrückte Geschlechter auf der ganzen Welt sichtbar macht sowie deren Verbundenheit mit der Geschichte. Denn auch unsere Geschichte ist eine Geschichte des Widerstands. Denn dieser Widerstand hat es uns ermöglicht, uns gegen die Gewalt der Staaten und ihrer patriarchalen Mentalität zu verteidigen, die die Frauen versklaven müssen, um ihre Macht zu erhalten. Clara Zetkin war es, die damals in Verbindung mit der Tatsache, dass Frauenkämpfe in verschiedenen Teilen der Welt stattfanden, auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz (1910) einen internationalen Frauentag vorschlug. Später dann etablierte sich der 8. März zum internationalen feministischen und Frauenkampftag, an dem wir die Errungenschaften der Kämpfe im Laufe unserer Geschichte ehren und unseren Kampf für die Freiheit gemeinsam und organisiert in die Gesellschaft tragen.
Wenn wir unsere Kämpfe miteinander verbinden, uns gemeinsam organisieren und uns mit Entschlossenheit gegen jegliche Angriffe widersetzen, die versuchen uns das Leben zu nehmen, werden wir unsere Existenz, unser Land, unsere Kulturen und unsere Gesellschaften verteidigen.
Wenn wir unseren Feminismus nicht antikapitalistisch und international denken, wird er immer eine leichte Beute für jeden Aggressor sein. Des Weiteren braucht es eine starke Organisierung und Solidarität mit den Kämpfen weltweit, damit Angriffen der patriarchalen Politik standgehalten werden kann.
Jeder Tag ist 8. März – Lasst uns aktiv werden!
Deshalb rufen wir alle Gruppen, Vereine, Organisationen, Gewerkschaften und Studierendenverbände zu Aktionen auf. Zeigen wir unsere Solidarität mit der Revolution in Rojava und Kurdistan. Vergessen wir dabei nicht jene, die aktuell von Repression betroffen sind. Wir möchten unserer Freundin und Genossin María zeigen, dass uns Grenzen nicht voneinander trennen und wir, egal wo wir sind, für die Befreiung aller kämpfen. Nehmen wir an den unterschiedlichsten Orten Fotos von Aktionen auf, in denen wir Zitate der kurdischen Freiheitsbewegung, solidarische Botschaften an die Frauenrevolution oder die Repression gegen unsere Genoss:innen, wie María, aufgreifen. Setzen wir damit ein Zeichen gegen die Repression der patriarchalen Staaten.
Wir freuen uns, wenn ihr uns eure Aktionen an [email protected] sendet und sie am 8. März auf den unterschiedlichen Social-Media-Kanälen unter den Hashtags #LetsFightTogether, #WomendefendRojava und #SolidaritätmitMaría teilt. Wir rufen auch alle Genossen und Freunde dazu auf, den Widerstand aller unterdrückten Geschlechter sichtbar zu machen und zum 8. März aktiv zu werden – ob mit Kunst auf der Straße, Nachbarschaftsflyern oder Solidaritätsfotos, eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Der Weg zur Befreiung führt über unser organisiertes Handeln. Tragen wir entschlossen unsere Kraft nach außen und machen wir den 8. März zu einem Widerstandstag für Freiheit.