In Kobanê haben tausende Menschen Abschied von Nûjiyan Ocalan, Viyan Kobanê und Rojîn Ehmed Îsa genommen. Die Aktivistinnen des Verbands junger Frauen, die autonome Frauenselbstorganisierung innerhalb der Jugendbewegung Nord- und Ostsyriens, sind drei von insgesamt fünf Todesopfern des türkischen Drohnenangriffs vom Samstag. Welid Mihemmed Menle und Mirhef Xelîl Îbrahîm, die ebenfalls durch den Luftschlag getötet worden sind, wurden in Ain Issa beigesetzt.
Unzählige Menschen reisten aus nahezu allen Regionen der Euphrat-Region nach Kobanê, um den drei Frauen die letzte Ehre zu erweisen. Die Särge mit ihren Leichnamen wurden vor dem Krankenhaus, wo die Toten bis zuletzt aufbewahrt worden waren, in Empfang genommen und in einer Prozession durch die Stadt bis zum Gefallenenfriedhof „Şehîd Dîcle“ begleitet. Entlang der Straßen, die der Trauerzug passierte, standen viele Menschen dicht an dicht und spendeten den Frauen Applaus.
Prozession durch Kobanê
Auf dem Friedhof wurden die Toten mit einer Zeremonie gewürdigt. Nach einer Schweigeminute sprach zuerst Tolhildan Zerdeşt von der Koordination der Revolutionären Jugendbewegung. Der Aktivist benannte die internationale Staatengemeinschaft als „Mitverantwortliche der tödlichen Aggression“ des Nato-Partners Türkei im nordostsyrischen Autonomiegebiet. „Würde der Westen die Angriffe des türkischen Staates nicht stillschweigend tolerieren, wären unsere Freundinnen heute am Leben. Daher sollte es nicht verwundern, dass die Völker Nord- und Ostsyriens hinsichtlich Verteidigung keiner Macht vertrauen außer ihrer eigenen.“
Nibo: Offener Zermürbungskrieg gegen unsere Völker
Der Ko-Vorsitzende des Kantonsrates von Girê Spî, Sebrî Nibo, war ebenfalls anwesend. Er sprach von einem „offenen Zermürbungskrieg“ des türkischen Staates gegen die Region, in dem es zu „genozidalen Aktionen“ komme. „Wir weisen nochmals darauf hin, dass diese Art der Kriegsführung unseren kollektiven Willen, die in Nordostsyrien von den Völkern aufgebaute Alternative zu verteidigen, nicht brechen kann“, sagte Nibo.
Efendî: Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Eyşê Efendî, Ko-Vorsitzende des Rates der Angehörigen von Gefallenen in der Euphrat-Region, bezeichnete den jüngsten Drohnenangriff auf Kobanê als eines von vielen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, die die Türkei in Nordostsyrien zu verantworten habe. „Niemand darf angesichts dieses Unrechts schweigen. Durch Angriffe wie diese sollen die Völker Nord- und Ostsyriens zur Aufgabe gezwungen werden. Wir aber sagen: Wir beugen uns nicht – vor niemandem. Wir werden kämpfen, bis die Revolution alle Ziele erfolgreich erreicht hat. Unsere Völker, die ganze Karawanen von Gefallenen in ihren Händen halten, werden den Kampf unserer Toten fortsetzen.“
Nach den Reden wurden die Gefallenenurkunden verlesen und den Hinterbliebenen ausgehändigt. Unter der Parole „Şehîd namirin“ (Gefallene sind unsterblich) wurden die Särge von Viyan Kobanê und Rojîn Ehmed Îsa in die Erde gelassen. Nûjiyan Ocalan soll in Şehba beerdigt werden.
Diese Meldung wurde um 19:09 Uhr aktualisiert