Frauendorf Jinwar: Wir sind hier, auf unserem Land
Das Geräusch von türkischen Kampfflugzeugen, Panzern und Bomben ist sehr nah, erklären die Bewohnerinnen des Frauendorfs Jinwar in Nordsyrien. Das Leben und der Kampf gehen trotzdem weiter.
Das Geräusch von türkischen Kampfflugzeugen, Panzern und Bomben ist sehr nah, erklären die Bewohnerinnen des Frauendorfs Jinwar in Nordsyrien. Das Leben und der Kampf gehen trotzdem weiter.
Vor zwei Jahren ist nach langer Aufbauphase das Frauendorf Jinwar in Rojava offiziell eröffnet worden. Aufgrund der türkischen Invasion in Nordostsyrien ist auch Jinwar akut bedroht. Der Rat des Frauendorfs hat sich mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit gewandt:
Jinwar steht für Stärke und Hoffnung
Im Zuge der anhaltenden Invasion sind Frauen und Kinder aus Jinwar wie alle Menschen in Nord- und Ostsyrien mit allen möglichen Situationen und Gesichtern des Krieges konfrontiert.
Jinwar steht für die Stärke, die Anstrengung und die Fähigkeit von Frauen, ihren Willen zu einem freien und gemeinsamen Leben in die Tat umzusetzen. Für viele Menschen wurden Jinwar und die Frauenrevolution zur Inspiration und Hoffnung, eine gerechtere und freiere Gesellschaft aufzubauen. Aus diesem Grund verfolgen Menschen aus der ganzen Welt mit Aufmerksamkeit unsere Situation. Daher halten wir es für notwendig, eine weitere Erklärung abzugeben und einen Überblick über unsere Situation und Perspektive zu geben.
Kampf von Frauen für die Verteidigung des befreiten Landes
Seit dem 9. Oktober 2019 werden systematische Angriffe und Völkermordversuche gegen die kurdische, arabische, armenische und assyrische Bevölkerung Nord- und Ostsyriens durchgeführt. Dabei handelt es sich um einen direkten Angriff auf die demokratischen und sozialen Institutionen und die demokratische Selbstverwaltung der Menschen in der Region. Diese brutalen Angriffe der türkischen Armee und der dschihadistischen Stellvertreter erfolgen unter dem Kommando des türkischen Terroristenführers Erdoğan.
Freiheitsliebende Menschen auf der ganzen Welt
Die Türkei wird durch die Besatzungspolitik Erdoğans regiert. Die Verbündeten dieser Besatzungspolitik vereinen sich mit dem Terror von Erdoğan und schließen die Augen vor der Besetzung jeder Region, in der Kurden und Menschen anderer Nationen leben. Diese Situation wurde von freiheitsliebenden Menschen in vielen Ländern auf der ganzen Welt anerkannt. Es ist ein Völkermord des 21. Jahrhunderts, der in Live-Sendungen von allen verfolgt wird. Viele Reaktionen in diesen Ländern wurden mit Gewalt beantwortet. Aber der Widerstand hält bis heute an. Es ist sehr ehrenhaft, dass sich so viele verschiedene Menschen mit dem Kampf und den Ansprüchen der Menschen hier identifizieren und versuchen, Wege für eine Lösung zu finden.
Praktizierte Methoden des Widerstands
In Nord- und Ostsyrien wurden diese Lösungs- und Widerstandsmethoden praktiziert. Der erste Weg ist das Recht auf legitime Selbstverteidigung, die fortgesetzt wird, bis die Lösungswege geklärt sind. Der zweite Weg ist die tägliche Entwicklung eines Systems demokratischer Organisationen und Institutionen. Das System der demokratischen Nation ist in den Bereichen Bildung, Wirtschaft, Gesundheit, gemeinsames freies Leben, Politik und anderen geprägt. Es ist die Transformation eines Geistes in die Praxis.
Die Arbeit in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Wirtschaft, Kommunales, Ökologie und Politik geht unter allen Umständen weiter. Als Teil dieses Systems demokratischer Nationen umfassen diese Tätigkeiten mit ihren verschiedenen Dimensionen das tägliche Leben in der Region.
Das Frauendorf Jinwar
In allen Lebensbereichen wie Bildung, Gesundheit, Ökologie, Wirtschaft, Landwirtschaft, Gartenbau und Viehzucht konnte Jinwar zu einem Beispiel für ein kollektives und friedliches Leben werden. Da aber die gesamte Region von einem Besatzungskrieg bedroht ist, sind auch das Leben von Frauen und Kindern sowie die Existenz von Jinwar gefährdet. Das Geräusch von türkischen Kampfflugzeugen, Panzern und Bomben ist sehr nah. Die Frauen und Kinder von Jinwar, die bereits verschiedene schmerzhafte Lebenserfahrungen gemacht hatten, fanden in dem Dorf zum ersten Mal einen friedlichen und sicheren Ort. Jetzt müssen sie sich wieder der Angst vor Krieg und Tod stellen. Diese Bedingungen machten es notwendig, dass einige Kinder und Frauen mit Gesundheitsproblemen oder besonderen Bedürfnissen an andere Orte gehen. Sie warten auf das Ende des Krieges, um zu ihren Freundinnen in ihrem Dorf zurückzukehren.
Das Leben geht weiter
Die Frauen in Jinwar organisieren weiter ihr Leben im Dorf, auch wenn die Bedingungen schwierig geworden sind. Gleichzeitig haben sie sich den Protesten gegen den Krieg angeschlossen, wie Demonstrationen, Versammlungen und öffentlichen Aktivitäten. Sie unterstützen Kriegsopfer und besuchen Kranke und Verwundete. Mit der Teilnahme an Beerdigungen von Gefallenen bringen sie ihre Besorgnis und Solidarität zum Ausdruck. Sie nehmen ihre soziale Verantwortung wahr und besuchen die umliegenden Dörfer. Auch um die Gesundheitsversorgung von Frauen und Kinder kümmern sie sich weiter.
Den Kampf fortsetzen
Das Frauendorf Jinwar wurde am Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen am 25. November 2017 eröffnet. Bis jetzt haben Dutzende von Frauen und Kindern in Jinwar gewohnt und ihr Brot, Essen und Wasser hier miteinander geteilt. Die Bewohnerinnen von Jinwar sind tief miteinander und mit ihrem Dorf verbunden. Das Leben im Dorf ist zu einem Vorbild für ihre Freundinnen und Nachbarinnen geworden.
Einladung nach Jinwar
Am 25. November werden wir in unserem Dorf wieder den Jahrestag der Öffnung von Jinwar feiern und uns gegen jede Form von Gewalt gegen Frauen erheben. Wir werden unseren Kampf fortsetzen, um unser Leben in Frieden fortzusetzen. In der Hoffnung, Sie alle am 25. November in Jinwar zu sehen, verurteilen wir alle Völkermorde, Massaker, religiösen Fundamentalismus, Sexismus und Rassismus und laden Sie ein, die Erfolge der Frauenkämpfe mit uns zu feiern.
Wir sind hier
Wir sind hier, auf unserem Land. Wir sind hier, in unserer Heimat. Überall dort, wo ökologisch-demokratisches Leben wächst, ist unser Land. Jedes System, in dem es eine Vielzahl von Nationen, Sprachen, Kulturen und Glauben gibt, ist unser System. Alle Menschen, die für diese Rechte kämpfen, sind bei uns.