Frauenstiftung Rojava ruft zu Spenden auf

Die „Stiftung der Freien Frau in Rojava“ ruft zu Spenden für die Unterstützung der vom Krieg betroffenen Frauen und Kinder in Nord- und Ostsyrien auf.

Die Stiftung der Freien Frau in Rojava (Weqfa Jina Azad A Rojava, WJAR) ruft zu Spenden für die Unterstützung der vom Krieg betroffenen Frauen und Kinder in Nord- und Ostsyrien auf:

Die aktuellen Angriffe der Türkei seit dem 9. Oktober 2019 treffen in hohem Maße die Zivilbevölkerung. Es gibt bereits zahlreiche Verletzte und Tote. In den ersten Tagen sind auch Mütter und Kinder verletzt worden -seit dem 16. Oktober berichtet Heyva Sor a Kurd (Kurdischer Roter Halbmond) gar von zivilen Verletzen chemischer Waffen. Trotz vielseitiger Friedensbestrebungen kann dieser Kriegszustand länger anhalten. Wir als Stiftung rufen zur Unterstützung der Zivilbevölkerung durch Spenden und Aktionen auf. Seit unserer Gründung am 1. September 2014 arbeiten wir als Weqfa Jina Azad a Rojava (Stiftung der Freien Frau in Rojava) in den nun vom Krieg betroffenen Regionen in Nord- und Ostsyrien zur Unterstützung von Frauen und Kindern. Wir begegnen den Schwierigkeiten von Frauen in Rojava auf wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, politischer, gesundheitlicher und kultureller Ebene und durch Bildung nach dem Motto, „Die freie Frau ist die Basis einer freien Gesellschaft“.

Aufgrund der aktuellen Situation mussten wir einige unserer Arbeiten umstellen. Wir konzentrieren uns stärker auf die Unterstützung der von der Grenze geflüchteten Menschen, indem wir Zelte aufbauen und sie mit Hilfsmitteln versorgen. Wir haben die Kinder von Kesûsorê Alan (Waisenhaus in Kobane) in sicheres Gebiet gebracht. Gleichzeitig steigern sich täglich die Sorgen um alle die anderen Kinder und Familien, die sich in der Nähe der Grenze aufhalten. Menschen, die lieber ihr Leben aufs Spiel setzen, als ihre Heimat zu verlassen und diese den jihadistischen Milizen und dem türkischen Staat zu überlassen. Wo es möglich ist, halten wir die Gesundheitszentren geöffnet. Das Stiftungszentrum in Heseke arbeitet weiter. Die Kursangebote in den Städten an der Grenze wurden vorerst eingestellt. Neben den Bombardierungen der Türkei werden für unsere Arbeiten zunehmend auch die Anschläge der sich reorganisierenden IS-Gruppen zu einer Bedrohung. So hat die Explosion in Qamişlo am 11. Oktober 2019 in unmittelbarer Nähe einer Stiftungsmitarbeiterin stattgefunden.

Dennoch sehen wir es als unsere Aufgabe, die Arbeiten weiterzuführen und sogar auszuweiten. Die Menschen wollen ihre Heimat nicht verlassen, fühlen sich aber nahe der Grenze nicht mehr sicher. Nach Angaben der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien sind derzeit knapp 200.000 Menschen auf der Flucht. Sie brauchen materielle und medizinische Unterstützung. Die Zahl der flüchtenden Menschen steigt täglich, ebenso ihre Not. So wie in den letzten Jahren auch, ist die staatliche internationale politische Unterstützung marginal. Die humanitäre Hilfe reicht nicht aus.

Angesichts der absurden Angst in Europa vor den Schutz suchenden geflüchteten Menschen aus kriegs- und krisenbetroffenen Ländern, lässt sich kaum ausmalen, in welche Panik ausgelöst wird, wenn die Türkei durch ihre gezielten Angriffe auf Gefängnisse die Söldner und Anführer des Islamischen Staat (IS) wieder freisetzt. Der einzige Feind, den der IS hatte, die lokalen Verteidigungskräfte wird durch brutale, von Macht- und Ökonomieinteressen geprägte Politik bedroht und durch einen völkerrechtswidrigen Angriff in den Krieg gedrängt. Es stellt sich die Frage, ob er nochmals bereit sein wird, die Welt vor dschihadistischem Terror zu schützen.

Friedensarbeit ist möglich! Wie die Selbstverwaltung bewiesen hat und auch wir bei unseren Arbeiten in den Flüchtlingscamps Hol und Roj feststellen konnten, ist trotz der großen Herausforderungen für Campleitung und Sicherheitskräfte eine Friedensarbeit möglich gewesen, wenn sie denn auf Dauer gewollt gewesen wäre. Europa kann sich nun  damit auseinandersetzen, welche Wirkung die Unterstützung einer Türkei hat, die darauf abzielt die IS-

Gefangenen freizusetzen und den dschihadistischen Terror wiederzubeleben. Auch wenn die Türkei diese skrupellosen Söldner für ihre osmanischen Großmachtbestrebungen und gegen das demokratische Friedensprojekt in Nord- und Ostsyrien einsetzt, so hat sie doch keine Kontrolle darüber, ob und wann sich diese brutalen Banden  gegen andere demokratische Kräfte (auch in Europa) wenden.

Wir müssen uns fragen, in welcher Welt wollen wir leben? Die Nato-Staaten sind in einer Sache konsequent: Wozu sollten sie humanitäre Hilfe leisten, wenn sie sich dem aggressivsten Kriegstreiber der Region mehr verbunden fühlen, als den Menschen und den demokratischen Bewegungen in der Region.

Aus diesen Gründen setzten wir als Frauenstiftung von Anfang an auf die Verbundenheit der Menschen in Europa mit dem Aufbruch der Frauen in Rojava/ Nord- und Ostsyrien. Denn die Frauen haben bewiesen, dass sie mit ihrem Willen – und sei der Feind noch so brutal und hochgerüstet – ihre Heimat in einen Ort des Friedens, der Gleichberechtigung und der Solidarität verwandeln können. Dies gilt nicht nur für Rojava.

Unsere Projekte zielen vor allem darauf ab, Frauen und Kinder in der Bewältigung der Folgen von Krieg und Flucht zu unterstützen, die strukturelle Gewalt gegen Frauen abzubauen und das soziale Leben von Frauen zu stärken. Gerade die Frauen in den Flüchtlingscamps konnten mit nur wenig Unterstützung unsererseits ihre Situation deutlich verbessern. Es gilt Möglichkeiten für Frauen zu schaffen, sich in den Umgestaltungsprozess der Gesellschaft aktiv einzubringen. Zahlreiche Frauen, die sich in unseren Projekten engagieren, waren vorher als Hausfrau und Mutter tätig, sollten als Mädchen oder junge Frauen verheiratet werden, sind geschieden oder verwitwet. Die Frauen in Nordsyrien haben je nach kulturellem Hintergrund mit unterschiedlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. So sind kurdischen Frauen stark von den Folgen der Nicht-Anerkennung ihrer Identität, des Krieges und von Flucht betroffen, während viele arabische Frauen in Nordsyrien mit der Revolution beginnen sich  erstmals aus den tiefsitzenden feudalen Strukturen zu befreien. Die Stiftung strebt eine Zusammenarbeit aller Ethnien und Religionen, auch in ihren eigenen Reihen, an.

Wir sehen unsere Arbeit als eine nachhaltige Friedensarbeit, die der Völkerverständigung dient und zur Stärkung der gesamten Gesellschaft beiträgt. Alle Projektbereiche werden zwei- bis dreisprachig für Frauen und Kinder organisiert: Die kommunale Gesundheitsarbeit, Gesundheitskampagnen, Gesundheitszentren, Kooperativen, sozialpsychologische Beratung, Handwerks- und Berufsausbildung, das Waisenhaus Alan‘s Rainbow, Kindergärten, Arbeiten in den Flüchtlingslagern (u.a. Hol und Roj), das Frauendorf Jinwar, uvm.

Bisher haben wir in den Städten Qamişli (Kurdisch: Qamişlo), Raʾs al-ʿAin (Serêkaniyê), Al-Malikiya (Dêrik), Al-Muabbada (Girke Lege), Tepke (Dorf bei Derik), Ain al-Arab (Kobanê), vor der Besatzung der Türkei in Efrîn, jetzt im Flüchtlingslager in Şehba, in Al-Darbasiyah (Dirbesiyê) und Hesekê. Vor kurzem haben wir mit den Arbeiten in Raqqa und Tabqa begonnen. Dafür wurde ein arabisches Team ausgebildet, das die Leitung dieser Arbeiten übernimmt.

Aufgrund der Kriegshandlungen sind wir gezwungen die Arbeitsschwerpunkte nach den aktuellen Ereignissen zu gestalten, d.h. Flüchtlinge zu versorgen und Nothilfe zu leisten. Wo es möglich ist, erhalten wir unsere Versorgungsangebote und die Arbeiten in den geförderten Projekten aufrecht. Derweil engagieren wir uns aktiv in der Kampagne #womendefendrojava, da wir überzeugt sind, dass wir gemeinsam einen Frieden realisieren können!

Wir bitten zur Unterstützung unserer Arbeiten mit Flüchtlingen und Nothilfemaßnahmen um Spenden!

Wir rufen alle Freundinnen, Freunde und Förderer dazu sich an den Kampagnen #Womendefendrojava und #riseup4rojava zu beteiligen und sich mit uns gegen diesen Krieg und für die Realisierung der Forderungen der Kampagne zu engagieren!

Lasst uns weiter den Aufbau der demokratischen, ökologischen und genderbefreiten Gesellschaft für alle Menschen im Mittleren Osten aktiv unterstützen!

Gespendet werden kann an:

Organisation: Kurdistan Hilfe e.V., Ottenser Hauptstr. 35, 22765 Hamburg / Deutschland

Bank: Hamburger Sparkasse AG, Wikingerweg 1, 20537 Hamburg / Deutschland

Bankkonto: Hamburger Sparkasse, Hamburg, Deutschland

Stichwort: WJAR

IBAN: DE40 2005 0550 1049 2227 04

BIC/swift : HASPDEHHXXX