Zeynep Ölbeci, Aktivistin der kurdischen Frauenbewegung TJA (Tevgera Jinên Azad), ist vor drei Jahren im Zuge des Kobanê-Verfahrens in der Türkei verhaftet worden. In einer von ihrem Rechtsbeistand übermittelten Grußbotschaft teilt sie mit, dass sie sich zusammen mit anderen Gefangenen dem Hungerstreik für eine Lösung der kurdischen Frage und die Freilassung von Abdullah Öcalan angeschlossen hat. In ihrer Botschaft schreibt Zeynep Ölbeci:
„Hallo liebes kurdisches Volk, liebe Sozialist:innen, Demokrat:innen, Intellektuelle, Frauen und junge Menschen, die ihr Land lieben,, ich grüße euch aufrichtig mit Respekt und Liebe. Bitte denkt nicht, dass ich diesen Gruß an Euch richte, weil ich ein Opfer oder unfähig bin. Als Frau, die seit drei Jahren im Kobanê-Prozess vor Gericht steht, bin ich Teil eines ehrenhaften Friedenskampfes und will Euch erreichen und Eurem Kampf für ein demokratisches, gleichberechtigtes und freies Leben zu begegnen.
Eine Lösung der kurdischen Frage ohne Waffen ist möglich
Wir haben das schwierige Jahr 2023 hinter uns gelassen. 2023 war eines der Jahre, in denen der Krieg zum Nutzen einiger fortgesetzt wurde und jeden Tag Feuer in unsere Häuser fiel. Die Befürworter des Status quo, die Kriegsbefürworter, sahen die Lösung der kurdischen Frage in der Vernichtung. Der 2013 eingerichtete Verhandlungstisch zeigte uns jedoch, dass eine Lösung der kurdischen Frage durch Gespräche, ohne Waffen, durch Politik möglich ist. Für den Frieden, für ein würdevolles Leben und die Einheit wurde ein hoher Preis gezahlt. Im Jahr 2015 wurde der Verhandlungstisch jedoch einseitig zugunsten des Status Quo und der Kriegsgewinnler um des politischen und wirtschaftlichen Profits willen umgestoßen.
Für den Frieden unerlässlich
Die kurdischen politischen Gefangenen, zu denen auch ich gehöre, sind der Meinung, dass eine Rückkehr zum Verhandlungsprozess und die Wiederaufnahme der Friedensgespräche nur dann möglich sind, wenn die führende Rolle von Abdullah Öcalan in der kurdischen Frage in Erinnerung gerufen wird, die schwere Isolation von ihm aufgehoben wird und Gespräche mit seinen Anwält:innen und Familienangehörigen stattfinden können. Das ist für den Frieden unerlässlich. Als kurdisches Volk und kurdische Frauen haben wir daran geglaubt und den Frieden in den Mittelpunkt unseres Kampfes gestellt. Am 27. November 2023 sind kurdische Gefangene für jeweils zehn Tage in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Unsere Hauptforderungen sind die Aufhebung der Isolation von Herrn Öcalan und ein Neubeginn der Verhandlungen zur Lösung der kurdischen Frage.
Krieg gegen das freie und gleiche Leben
Wir rufen die gesamte Öffentlichkeit auf, den Kampf für ein demokratisches und freies Leben im Sinne dieser Forderungen zu verstärken. Denn die Quelle allen Übels, das wir erleben, ist das Beharren auf dem Krieg gegen ein freies und gleiches Leben, gegen das Modell einer demokratischen Nation.
Wir sind nicht zu diesem organisierten Übel verdammt
Die Massaker an Frauen und Kindern, die Vergewaltigungen, der Hunger und das Elend, mit denen die Gesellschaft konfrontiert ist, der Zustrom von Drogenbaronen aus der ganzen Welt in das Land, die Tatsache, dass unser Volk sich in alle Welt zerstreuen muss, weil es in seinem eigenen Land keine Zukunft findet, die Quelle unserer Unfähigkeit, selbst mit den Naturkatastrophen fertig zu werden, sind ein organisiertes Übel. Wir sind nicht gezwungen und dazu verdammt, unter der Herrschaft dieses organisierten Übels zu leben. Ausgehend von dieser Tatsache besteht unsere grundlegende Notwendigkeit als Gesellschaft darin, nicht auf einem Krieg zu bestehen, sondern den Willen zu zeigen, die kurdische Frage mit demokratischen Methoden zu lösen.
Mit der Hoffnung auf einen würdevollen Frieden
Meine Freundinnen und ich sind in einen Hungerstreik getreten, um die Beendigung der Isolation und die Aufnahme von Verhandlungen zu fordern. Ich rufe die gesamte demokratische Öffentlichkeit auf, stärker für die Durchsetzung unserer gerechten und legitimen Forderungen zu kämpfen. Ich umarme Euch alle mit Respekt und Liebe, mit der Hoffnung und dem Glauben, dass bald ein würdevoller Frieden in der Region einkehrt."