Kalkan: Die Lösung liegt in euren Händen

Duran Kalkan (KCK) weist in einer Analyse zur kurdischen Frage auf die psychologische Kriegsführung gegen die kurdische Gesellschaft hin und erläutert die Lösungsansätze von Abdullah Öcalan.

Die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) hat eine umfassende Analyse von Duran Kalkan veröffentlicht, in der er die Grundlagen für die Lösung der kurdischen Frage und die damit verbundene Demokratisierung des Nahen Ostens erörtert. Dabei hebt er insbesondere die Rolle von Abdullah Öcalan in einem Friedens- und Demokratisierungsprozess hervor. Kalkans Analyse bietet auch eine Perspektive für den Kampf im neuen Jahr 2024.

Im Verweis auf Öcalans Aufruf „Werdet bewusster, organisiert euch mehr, vereinigt euch stärker und kämpft intensiver. Alle sollten in der Lage sein, auf der Grundlage der Nutzung aller Möglichkeiten zu kämpfen, wo immer sie sich befinden" schreibt Kalkan: „Das ist die grundlegende Perspektive. Sie ist eine Perspektive für diejenigen, die sie Perspektive nennen, eine Anweisung für diejenigen, die sie als Anweisung verstehen, eine Aufforderung für diejenigen, die sie annehmen, aber ein Aufruf an alle zum antifaschistischen, freiheitlichen und demokratischen Widerstand."

Zielgerichteter Angriff der psychologischen Sonderkriegsführung

Einleitend weist Kalkan in seiner Analyse auf die psychologische Kriegsführung des türkischen Staates hin: „Wir sind mit einem faschistischen Regime konfrontiert, das von Kopf bis Fuß bewaffnet ist, und wir sehen, dass es versucht, jeden Aspekt des Lebens in einen Teil des psychologischen Sonderkriegs zu verwandeln. Die Gesellschaft ist 24 Stunden am Tag einem solchen Totalangriff des faschistischen Sonderkriegs ausgesetzt. Das hat eine ernste ideologische, politische und militärische Bedeutung. Auf dieser Grundlage soll der Wille der kurdischen Gesellschaft und der revolutionären demokratischen Kräfte gebrochen werden. Es wird mit den Nerven der kurdischen Gesellschaft und ihrer Freundinnen und Freunde gespielt. Der Angriff wird auf den Punkt fortgesetzt, auf den sie am empfindlichsten reagieren, den Punkt, den sie als entscheidend für Krieg und Frieden ansehen, nämlich Rêber Apo [Abdullah Öcalan]. Es handelt sich um einen sehr gefährlichen Angriff, einen ernsten Vorfall, eine Situation, die in keiner Weise auf die leichte Schulter genommen werden darf. Es handelt sich um einen vollständig geplanten, organisierten und zielgerichtet entwickelten Angriff der psychologischen Sonderkriegsführung. Es sollte nicht vergessen werden, dass Imrali der Ort ist, an dem der Krieg am intensivsten und heftigsten ist. Jede Sekunde gibt es Angriffe der faschistisch-genozidalen und psychologischen Sonderkriegsführung. Das ganze Leben findet als Widerstand gegen diese Angriffe statt. Der härteste und intensivste Kampf findet auf Imrali statt.“

Gesellschaftliche Versöhnung über demokratische Verhandlungen

Die Lösungsmodelle von Abdullah Öcalan seien nicht auf die PKK oder das kurdische Volk beschränkt, sondern vielmehr „zu einem Phänomen geworden, das sich weit über sie hinaus auf die Völker der Türkei ausgedehnt hat und die freiheitlich-demokratischen Kräfte des Nahen Ostens und der Welt mit einbezieht“, schreibt Duran Kalkan und verweist auf eine Erklärung, die Öcalan 2019 nach dem mit einem Massenhungerstreik durchgesetzten Besuch seines Anwaltsteams auf der Gefängnisinsel Imrali abgegeben hat:

„In diesem historischen Prozess, den wir durchlaufen, ist eine tiefgreifende gesellschaftliche Versöhnung erforderlich. Für die Lösung der Probleme besteht starker Bedarf an einer Methode demokratischer Verhandlungen, jenseits jeglicher Polarisierung und Konfliktkultur. Die Probleme in der Türkei und sogar in der gesamten Region, insbesondere den Krieg, können wir durch ,Soft Power', also mit Intelligenz und politischer und kultureller Stärke lösen, statt mit physischer Gewalt“, erklärten Abdullah Öcalan und seine Mitgefangenen Hamili Yıldırım, Ömer Hayri Konar und Veysel Aktaş im Mai 2019, „Unsere Haltung auf Imrali richtet sich nach der Newroz-Deklaration von 2013. Wir sind entschlossen, die darin erklärte Ausdrucksmethode zu vertiefen und diesen Weg fortzusetzen. Ein würdevoller Frieden und eine demokratische politische Lösung stehen für uns an erster Stelle.“

Handeln statt fordern und abwarten

Diese Einschätzung habe in weiten Kreisen Zuspruch gefunden und viele Menschen zum politischen Handeln motiviert, meint Kalkan und weist auf einen weiteren wichtigen Aspekt in den Botschaften Öcalans hin. In der Vergangenheit sei immer an die Verursacher der kurdischen Frage appelliert worden, schreibt Kalkan. Öcalan habe sich jedoch auch diejenigen gewandt, die eine Lösung der kurdischen Frage und eine Demokratisierung der Türkei und des Nahen Ostens wollen, er habe dargelegt, was sie tun sollten. Dabei habe er gesagt:

„Wenn ihr auf dieser Forderung besteht, dann werdet ihr die tägliche ideologische, politische und aktive Arbeit leisten, die dies erfordert. Auch wenn ich in diesem Alter allein in einer Zelle festgehalten werde, arbeite ich 24 Stunden am Tag, ich konzentriere mich auf die Lösung, ich recherchiere, ich bin 24 Stunden am Tag auf der Suche nach einer Lösung. Wenn du also wirklich eine Lösung willst, wirst du auch 24 Stunden am Tag in dieser Richtung arbeiten wie ich, du hast mehr Chancen, mehr Möglichkeiten. Deshalb werdet ihr sie nutzen, euer Bewusstsein anheben, euch organisieren und eine echte Kraft der Lösung werden. Ihr werdet die Kräfte überwinden und besiegen, die sich einer Lösung verweigern und einer Lösung im Wege stehen, und ihr werdet euren Willen und eure Kraft steigern."

Die Lösung liegt in euren Händen

Öcalan habe alle Menschen dazu aufgerufen, die eigene Isolation zu durchbrechen und es nicht bei Worten zu belassen, sondern ihre Forderungen in mehr Bewusstsein, Organisation und gemeinsame Aktionen umzuwandeln, um eine größere Kraft zu schaffen, betont Kalkan in seiner Analyse. Auf dieser Grundlage habe Öcalan gesagt: „Die Lösung liegt in euren Händen, ihr seid die Kraft der Lösung, wenn ihr euch bewusst werdet, euch organisiert und kämpft, werdet ihr eine Lösung erschaffen. Also wartet nicht auf andere, seid nicht pessimistisch, werdet bewusster, organisiert euch und führt einen effektiveren Kampf. Dann werdet ihr gewinnen."

Öcalan muss frei leben und arbeiten können

Weiter schreibt Duran Kalkan: „Es kann keine Freiheit und Demokratie für irgendjemanden in Kurdistan oder in der Türkei geben, solange das Folter- und Isolationssystem auf Imrali nicht durchbrochen ist und Rêber Apo [Abdullah Öcalan] nicht frei leben und arbeiten kann. Der Kampf gegen das Folter- und Isolationssystem von Imrali ist zum grundlegenden Kern des antifaschistischen Kampfes für Demokratie geworden. Auf dieser Grundlage ist es notwendig, den Kampf noch zu verstärken.“

Frauenrevolution: Was könnte größer und schöner sein?

In diesem Zusammenhang verweist Kalkan auf die kurdische Frauenbewegung und den Freiheitskampf: „Vor allem kurdische Frauen sind überall, überall auf der Welt wird auf Kurdisch Jin-Jiyan-Azadî gerufen. Egal wie sehr der Faschismus versucht, uns das Kurdische innerhalb der Grenzen der Türkei vergessen zu lassen, Frauen auf der ganzen Welt sprechen jetzt Kurdisch, skandieren Slogans auf Kurdisch, alle lernen Kurdisch. Die Unterdrückten, die Arbeiter, die Beamten, die Völker, alle unterdrückten Gruppen werden durch den kurdischen Freiheitskampf inspiriert. Sie marschieren in den Freiheitskampf, indem sie die Philosophie von Rêber Apo verstehen und sich zu eigen machen, im Glauben, dass sie ihre eigene Befreiung erreichen werden. Die Kurden und Kurdinnen haben einen Freiheitskampf geschaffen, der viele unterdrückte Völker anspricht und inspiriert. Sie haben die Ausgegrenzten, die gesamte Menschheit, dazu gebracht, Kurdisch zu sprechen, die Sprache, die das System der kapitalistischen Moderne verbieten und zerstören wollte. Was könnte größer und schöner sein? Darüber hinaus sind der Enthusiasmus, der Wille und die Ausdauer der Frauen auf höchstem Niveau. Es zeigt, dass die Menschheit dem freien Leben auf der Grundlage der Frauenbefreiung am nächsten ist. Quantitativ werden Millionen erreicht, die Begeisterung ist auf höchstem Niveau und die Forderungen sind konkret, die Frauen wollen Freiheit und Gleichheit. Sie zeigen den Willen, eine Entwicklung zu schaffen, in der alle Arten von männerdominierter Mentalität und Politik gebrochen und zerstört werden und die Freiheit der Frauen auf der Grundlage einer Revolution erreicht wird.“

Wir werden stärker kämpfen und größer gewinnen

Das bedeute, so Duran Kalkan, „dass wir unsere Agenda nicht verengen dürfen, und wir dürfen keine engen emotionalen Ansätze haben. Es darf keine Einengung und Distanzierung vom Kampf geben. Wir müssen unseren Kampf für Freiheit und Demokratie mit einem kreativeren und reicheren Verständnis und Stil führen, der das Ziel genauer sieht und versteht. Wir müssen neue Bewegungen des Kampfes organisieren und entwickeln. Wir müssen in der Lage sein, jede Gelegenheit und Möglichkeit in dieser Hinsicht zu nutzen. Wir müssen äußerst kreativ und willensstark sein. In diesem Rahmen werden wir im Jahr 2024 auf jeden Fall ein Ergebnis erzielen, das die Isolation durchbricht, den Faschismus zerstört, Kurdistan frei und die Türkei und den Nahen Osten demokratisch macht. Wir werden stärker kämpfen und größer gewinnen. Auf dieser Grundlage gratuliere ich unserem Volk und der demokratischen Menschheit zum neuen Jahr und wünsche ihnen viel Erfolg“.