Weiterer Verbrecher auf Posten in Syrien
Mit scharfen Worten verurteilte Macîde Hesûn von der Koordination des Frauendachverbands Kongra Star im Firat Kanton der Demokratischen Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens (DAANES) die Ernennung von Abu Hatem Shaqra (Ahmad Ihsan Fayyad Al-Hayes) zum Kommandeur der 86. Division der neuen syrisch-arabischen Armee. Die Einheit soll in Teilen von Deir ez-Zor, Hesekê und Raqqa eingesetzt werden. Abu Hatem Shaqra ist Anführer der Dschihadistenmiliz „Ahrar al-Sharqiya“, die zur von der Türkei gesteuerten Islamistenallianz „Syrische Nationalarmee“ (SNA) gehört. Der aus Deir ez-Zor stammende Araber und seine Miliz werden von den Vereinten Nationen (UN) für zahlreiche Kriegsverberbrechen verantwortlich gemacht.
„Diese Person darf nicht freigesprochen, sondern muss zur Rechenschaft gezogen werden“, erklärte Hesûn gegenüber ANF, „er ist ein Mörder, er steht auf internationalen Terrorlisten. Als Frauen und als Volk von Nord- und Ostsyrien lehnen wir diese Entscheidung kategorisch ab.“
„Ein Schlag ins Gesicht aller Frauen“
Für Macîde Hesûn ist die Entscheidung der Regierung in Damaskus ein direkter Angriff auf die Frauenrevolution und den Freiheitskampf in Nord- und Ostsyrien: „Hevrîn Xelef war eine Vorkämpferin für die Freiheit der Frauen und ein Symbol des Dialogs. Ihre Ermordung war ein politisches Verbrechen. Dass ihr Mörder nun befördert wird, ist nicht nur beschämend, sondern ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.“
Hesûn fordert die sofortige Rücknahme der Entscheidung, eine öffentliche Entschuldigung bei der Familie von Hevrîn Xelef sowie die juristische Verfolgung Shaqras vor einem internationalen Strafgericht.
Aufruf zum Widerstand: „Nicht von Frauenmördern regieren lassen“
„Ein neues Syrien darf nicht von Terroristen wie Abu Hatem Shaqra regiert werden, sondern von Menschen, die an die Idee einer demokratischen Nation glauben“, so Hesûn weiter. Frauen und alle demokratischen Kräfte müssten jetzt entschlossen gegen solche Entscheidungen aufstehen.
Sie warnte auch vor einem Verlust der Glaubwürdigkeit der Übergangsregierung: „Diese Entscheidung widerspricht allen Prinzipien der Übergangsjustiz. Sie bedroht die Hoffnungen auf Gerechtigkeit und eine pluralistische, gleichberechtigte Zukunft.“
Mord an Hevrîn Xelef – ein Symbol politischer Gewalt
Hevrîn Xelef, Generalsekretärin der Zukunftspartei Syriens, war am 12. Oktober 2019 gemeinsam mit ihrem Fahrer Ferhad Remedan auf der Schnellstraße M4 von Angehörigen der protürkischen Dschihadistenmiliz „Ahrar al-Sharqiya“ brutal ermordet worden – just zu Beginn der türkischen Invasion in Serêkaniyê (Ras al-Ain) und Girê Spî (Tall Abyad). Verantwortlich: Abu Hatem Shaqra, Anführer der Miliz und seit neuestem offiziell ernannter Divisionskommandeur.
Bereits 2021 setzte das US-Finanzministerium ihn auf die Sanktionsliste wegen schwerer Menschenrechtsverbrechen, darunter Massenhinrichtungen, die Versklavung bzw. den Sklavenhandel verschleppter ezidischer Frauen und Kindern sowie die Rekrutierung ehemaliger IS-Mitglieder. Auch Amnesty International bezeichnete die Miliz „Ahrar al-Sharqiya“ in einem Bericht von 2018 als verantwortlich für Entführungen, Plünderungen und Gewalt gegen Zivilist:innen in den besetzten Gebieten.