Havrin Khalaf - Ein Leben für die Frauenrevolution

Hevrîn Xelef hat mit ihrem Wirken eine unvergessliche Rolle in der Frauenrevolution von Rojava und für die Gemeinschaft der Völker gespielt. In einem Hinterhalt von einer mit der Türkei verbündeten dschihadistischen Mörderbande wurde sie hingerichtet.

Havrin Khalaf, oder auch Hevrîn Xelef, wurde 1984 in Dêrik geboren. Sie wuchs als Kind in einer gesellschaftlich und politisch engagierten Familie auf. Vier ihrer Brüder und Hevrîns Schwester Zozan schlossen sich dem Befreiungskampf an und sind in den Reihen der kurdischen Freiheitsbewegung gefallen.

Ihre Mutter Sûad nahm an vielen Volksversammlungen von Abdullah Öcalan teil. Was sie hier lernte, hatte auch einen großen Einfluss auf die Erziehung und Persönlichkeitsentwicklung von Hevrîn. Nachdem Hevrîn ihre Schulbildung in Dêrik abgeschlossen hatte, studierte sie in Aleppo Agrarwissenschaften. Nach dem Abschluss ihres Studiums kehrte sie wieder nach Dêrik zurück. Mit dem Beginn der Revolution in Rojava beteiligte sich Hevrîn hier am Freiheitskampf und an den Arbeiten der Jugendbewegung. Kurze Zeit später begann sie mit Organisierungsarbeiten zum Aufbau zivilgesellschaftlicher Einrichtungen und übernahm leitende Funktionen im Wirtschaftsrat von Qamişlo. Mit der Ausrufung der Demokratischen Autonomieverwaltung übernahm sie als stellvertretende Ko-Vorsitzende Verantwortung im Energie-Komitee der Demokratischen Selbstverwaltung im Kanton Cizîre. Im Jahr 2015 spielte sie eine wichtige Rolle dabei, die Energieversorung und die ökonomischen Arbeiten im Kanton Cizîre zu verbessern und zu stärken.

Bei diesen Arbeiten galt ihre besondere Aufmerksamkeit den ökonomischen Bedürfnissen von Frauen und der Entwicklung der Frauenökonomie. 2018 beteiligte sich Hevrîn am Aufbau- und Gründungsprozess der Zukunftspartei Syriens mit der Zielsetzung, sich für die Belange aller Bevölkerungsgruppen Syriens und eine demokratische Erneuerung Syriens einzusetzen. Bei der Gründung der Zukunftspartei am 27. März 2018 in Raqqa übernahm sie selbstlos und engagiert die Aufgabe als Generalsekretärin. In einer Rede anlässlich des 8. Jahrestags des Volksaufstands in Syrien verlieh Hevrîn ihrer Überzeugung Nachdruck, dass sich die politische Krise in Syrien durch Krieg nicht lösen lässt. Sie sagte: „Acht Jahre sind vergangen. Die Volksaufstände gegen die Krise und der Kampf der Völker Syriens sind unter großen Opfern geführt worden und haben sich in einen Krieg verwandelt. Die andauernde Krise in Syrien, die der Grund für die Vertreibung und Ermordung der Bevölkerung ist, ist ohne eine politische Lösung nicht möglich.”

In jeder ihrer Reden betonte Hevrîn die Wichtigkeit des Dialogs unter den verschiedenen syrischen politischen Kräften und Bevölkerungsgruppen. Sie bestand darauf, dass die Völker gemeinsam ihre Zukunft selbst bestimmen, ihr politisches und soziales Leben selbst gestalten sollten. Mit ihrem politischen Kampf forderte Hevrîn alle Kreise der Gesellschaft und politische Akteure auf, sich an einer demokratische Lösung der Krise in Syrien zu beteiligen.

Mit dem Beginn des türkischen Besatzungskriegs gegen die Gebiete der Demokratischen Autonomieverwaltung in Nord- und Ostsyrien am 9. Oktober 2019 führt Hevrîn ihren politischen Kampf entschlossen fort. In einem Hinterhalt von mit der Türkei verbündeten Mitgliedern einer dschihadistischen Mörderbande wurde sie gezielt hingerichtet.

Hevrîn Xelef hat mit ihrem Leben und Wirken eine unvergessliche Rolle in der Frauenrevolution von Rojava und Gemeinschaft der Völker gespielt. Ihr zu gedenken, bedeutet die Frauenrevolution in Nord- und Ostsyrien entschlossener denn je zu verteidigen und ihren Funken in allen Ländern des Mittleren Ostens und der Welt weiter anzufachen.

Der Nachruf auf Hevrîn Xelef erschien im Original auf der Webseite der Kampagne „Women Defend Rojava“ der kurdischen Frauenbewegung Kongreya Star.