Während die gleichgeschalteten Medien des türkischen AKP-Regimes die extralegale Hinrichtung der kurdischen Politikerin Havrin Khalaf (auch bekannt als Hevrîn Xelef) in Nordsyrien als „gelungene Operation zur Neutralisierung einer Terroristin“ feiern, würdigt der Demokratische Syrienrat (MSD) die Akademikerin und Generalsekretärin der Zukunftspartei Syriens (Hizbul Suri Mustakbel) in einer Erklärung. Zu den Umständen ihres gewaltsamen Todes berichteten wir gestern bereits in unserem Liveticker: Das Fahrzeug der 34-Jährigen wurde Samstagmorgen auf dem internationalen Verkehrsweg M4 zwischen Qamişlo und Minbic bei einem von der Türkei unterstützten Hinterhalt einer islamistischen Söldnerfraktion zunächst angehalten und dann mit Schüssen durchsiebt. Die verletzte Politikerin wurde anschließend aus dem Wagen herausgezerrt und hingerichtet. Ihr Fahrer wurde ebenfalls getötet.
Nach Recherchen verschiedener Einrichtungen Nordostsyriens ist das „Bataillon 123“ der protürkischen Dschihadistenmiliz „Ahrar al-Sharqiya“, die als Proxy-Armee des Nato-Partners Türkei am Angriffskrieg gegen Rojava beteiligt ist, für den Anschlag verantwortlich. Nobahar Mustafa, die stellvertretende Vorsitzende des Ortsverbands der Zukunftspartei Syriens in Ain Issa gab an, dass Khalaf aus der Cizîrê-Region über Ain Issa nach Raqqa fuhr, als ihr die Islamisten an einem Kontrollpunkt den Weg versperrten. In den sozialen Medien aufgetauchte Aufnahmen und Bilder zeigen dieselben Söldner an gleicher Stelle mit weiteren gefangengenommenen Zivilisten.
Der MSD erklärte: „Der Anschlag auf Havrin Khalaf ist ein klarer Beweis dafür, dass der türkische Staat seine verbrecherische Politik gegenüber unbewaffneten Zivilist*innen fortsetzt. Professorin Havrin Khalaf war Generalsekretärin der Syrischen Zukunftspartei, einer Partei mit einer politischen Ausrichtung auf Gesamtsyrien. Sie engagierte sich weit entfernt von irgendeiner militärischen Agenda, um gemeinsam mit allen syrischen Parteien gleichermaßen die für Syrien so dringend notwendige pluralistische Gesellschaft aufzubauen. Sie gab allen Menschen in Syrien Hoffnung, dass die Zukunftspartei Syriens für ein neues, demokratisches, pluralistisches und dezentrales Syrien eintritt.“
Havrin Khalaf wurde 1984 in Dêrik (al-Malikiya) geboren, absolvierte 2009 die Fakultät für Agrarwissenschaften in Aleppo und spielte eine herausragende Rolle bei der Schaffung einer Politik der Versöhnung in Syrien. „Es scheint klar zu sein, dass diejenigen, die auf Krieg und Zerstörung angewiesen sind, unter der Führung der Türkei und ihrer verbrecherischen Politik entschlossen das Chaos in der Region, die bisher als die sicherste galt, zu vertiefen und damit dem IS neues Leben einzuhauchen“, so der MSD.
Der Rat fordert die internationale Gemeinschaft, die Vereinten Nationen und die Europäische Union auf, den türkischen Staat und die mit ihm verbundenen Milizen „für die schrecklichen Massaker in Nord- und Ostsyrien und auch in Efrîn“ zur Verantwortung zu ziehen. „Die Hinrichtung der Generalsekretärin der Zukunftspartei ist ein weiterer Beweis für ihre verbrecherische Politik und Massaker an der Zivilbevölkerung.“
Auch der Syrische Frauenrat verurteilte den Mord an Havrin Khalaf. Internationale Menschenrechts- und besonders Frauenrechtsorganisationen wurden ermahnt, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und einzugreifen. „Um die brutalen Verbrechen der Türkei gegen die Komponenten Nord- und Ostsyriens zu stoppen“.