Ungebrochener Widerstand in Camp Mexmûr

Der Widerstand im Camp Mexmûr gegen die irakische Militärbelagerung ist weiterhin ungebrochen. Unterstützung kommt auch aus der nahegelegenen Kleinstadt, die nicht vergessen hat, wie die PKK und die Lagerbevölkerung sie gegen den IS verteidigte.

Der Widerstand im Camp Mexmûr gegen die irakische Militärbelagerung ist weiterhin ungebrochen. Die irakische Armee hat in der Umgebung des selbstverwalteten Geflüchtetenlagers Hunderte Soldaten mit gepanzerten Fahrzeugen und schwerem Baugerät positioniert, um trotz der durchgeführten Verhandlungen mit dem Volksrat von Mexmûr Gräben und Stacheldraht zu ziehen und mit Wachtürmen zu versehen. Dagegen leisten die Menschen in Mexmûr seit über eine Woche Widerstand und haben Zelte errichtet, in denen diskutiert und gesungen wird.


Unterdessen ist Besuch aus der nahegelegenen Kleinstadt Mexmûr im Camp eingetroffen. Die Besucher erklärten sich solidarisch mit der Lagerbevölkerung und sagten, sie hätten nicht vergessen, dass die PKK und das Camp sie 2014 gegen den „Islamischen Staat“ (IS) verteidigt hätten. „Wir unterstützen diesen Widerstand, denn wir leben seit zwei Jahrzehnten friedlich als Nachbarn. Wir sind wie eine große Familie und es hat nie Probleme zwischen uns gegeben. Wenn diese Belagerung weitergeht, werden wir uns dazu verhalten müssen“, sagte ein Sprecher der Besuchergruppe.


Die Nachrichtenagentur RojNews hat weitere Aufnahmen von dem Schusswaffeneinsatz der irakischen Armee am ersten Tag der Belagerung veröffentlicht. In dem Video ist zu sehen, dass direkt auf die Zivilbevölkerung geschossen wird und ein junger Mann verletzt auf dem Boden liegt.

Hintergrund: Was geschieht in Mexmûr?

In Mexmûr, das sich südwestlich von Hewlêr (Erbil) in einem zwischen der südkurdischen Regionalregierung und der irakischen Führung in Bagdad umstrittenen Gebiet befindet, leben etwa zwölftausend Menschen. Ein Großteil der Bevölkerung wurde in den 1990er Jahren im Zuge der antikurdischen „Aufstandsbekämpfung“ und der sogenannten Politik der verbrannten Erde – unter dem Vorwand, die PKK zu bekämpfen, wurden damals etwa 3.000 Dörfer entvölkert oder niedergebrannt – vom türkischen Staat vertrieben. Nach einer mehrjährigen Odyssee und Aufenthalten in verschiedenen Camps haben die Menschen 1998 am Rand der Wüste das Lager Mexmûr gegründet. Die Campbevölkerung bildet damit die größte kurdische Flüchtlingsgemeinschaft weltweit.

Offiziell steht Mexmûr unter dem Schutz und der Kontrolle des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR), praktisch ist die Organisation aber nur nominell präsent. Sie verließ das Lager bei den Angriffen der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) im Jahr 2014 und kehrte danach nicht mehr zurück.

Seit 2019 ist das Lager einem Embargo der von der Barzanî-Partei PDK dominierten Regierung der Kurdistan-Region Irak (KRI) ausgesetzt. Der Barzanî-Clan kollaboriert mit dem türkischen Staat, der Camp Mexmûr seit Jahren kontinuierlich und völkerrechtswidrig mit Drohnen angreift.

Am vergangenen Samstag ist die irakische Armee in Begleitung von Vertretern des irakischen Innen- und Verteidigungsministeriums ohne vorherige Ankündigung in Mexmûr eingetroffen, um das Lager mit Stacheldraht einzäunen zu lassen. Das Militär ist mit Dutzenden Panzerfahrzeugen angerückt, um die Anordnung der Regierung in Bagdad durchzusetzen. Dazu gehört neben einer Umzäunung auch die Stationierung von irakischen Polizei- und Militäreinheiten, die Schließung aller Ein- und Ausgänge bis auf den Hauptzugang, die Installierung von militärischen Betonbarrieren auf dem Zufahrtsweg und die Aufstellung von Beobachtungstürmen. Die Bevölkerung des selbstverwalteten Lagers ist gegen die Militarisierung von Mexmûr und hält Wache gegen die Belagerung.