TIHV: Mehr Gewalt und Verbote im Pride-Monat

Die Menschenrechtsstiftung der Türkei hat bei neun Protesten im Rahmen des Pride-Monats physische Angriffe durch die Staatsgewalt registriert. Es wurden mindestens 205 Personen festgenommen und zwei weitere verletzt.

Das Dokumentationszentrum der Menschenrechtsstiftung der Türkei (TIHV) hat einen Bericht über Übergriffe auf Veranstaltungen im Rahmen des Pride-Monats im Juni veröffentlicht. Der Bericht zeichnet ein Bild systematischer homo- und transphober Repression durch das AKP/MHP-Regime. In drei Provinzen sowie in einer Stadt und deren Umgebung wurden sämtliche LGBTIQ+-solidarische Aktionen verboten. Vier Veranstaltungen wurden direkt vom Gouverneur beziehungsweise durch die Universitätsleitung untersagt.

Auch die stattgefundenen Aktionen waren massiver Gewalt ausgesetzt. Dabei wurden mindestens zwei Personen verletzt, und 205 Personen, darunter vier Minderjährige, wurden festgenommen.

In Istanbul und Izmir kam es zu homophoben Angriffen auf Veranstaltungen der Anwaltskammern zu diesem Thema. Die Gouverneure der Provinzen erklärten, dass Pride-Märsche eine „Bedrohung der Institution der Familie“ darstellten, die „Garantie von Nation und Staates“ sei, und „im Widerspruch zu Gesetzen und Werten der Gesellschaft“ stünden. Daher würden sie nicht erlaubt.

Gleichzeitig wurde mit Repression gegen Kritiker:innen der Polizeimaßnahmen wie Abgeordnete vorgegangen. Darüber hinaus sind drei Konzerte von zwei Musiker:innen aufgrund homophober und sexistischer Drohungen abgesagt worden.

Die Bilanz zeigt, dass Homo- und Transphobie einen zentralen Platz in der türkischen Staatspolitik einnehmen und es versucht wird, die Bevölkerung in neofaschistischer Manier aufzuwiegeln. Der vollständige Bericht der TIHV findet sich unter: https://tihv.org.tr/wp-content/uploads/2023/06/2023-Onur-Ayi-Etkinlikleri-Hak-ihlalleri-TiHV.pdf

Titelbild: Istanbul-Pride 2022 | Zeynep Kuray