Hezex: Rodungen für Militärposten in ezidischem Dorf lösen Proteste aus

Im historischen ezidischen Dorf Kiwex bei Hezex hat der Bau eines neuen Postens für die türkische Armee begonnen. Damit verbunden ist eine Abholzung in Waldgebieten – teils auf Privatgrund. Dorfbewohner:innen kritisieren Eingriffe in Natur und Eigentum.

Über 2.800 Jahre altes Dorf Kiwex

Im mehr als 2.800 Jahre alten ezidischen Dorf Kiwex (tr. Mağara) in der nordkurdischen Provinz Şirnex (Şırnak) hat der Bau eines neuen Militärpostens begonnen. Nach Angaben von Anwohner:innen wird in diesem Zusammenhang derzeit im angrenzenden Waldgebiet massiv gerodet – teils auch auf privaten Grundstücken.

Kiwex liegt im Landkreis Hezex (Idil) und gilt als bedeutendes Zentrum ezidischer Geschichte und Kultur. Jährlich besuchen Tausende von Menschen die 1993 vom türkischen Staat zwangsgeräumte Ortschaft, die von der Provinzverwaltung für Şirnex inzwischen offiziell zum Tourismusgebiet erklärt wurde.

Soziale Struktur des Dorfes gefährdet

Seit rund einer Woche nun läuft laut Angaben von Dorfbewohner:innen eine großflächige Abholzung in der Nähe des geplanten Kasernengeländes. Nach Einschätzung der Betroffenen gefährdet das Vorgehen nicht nur das ökologische Gleichgewicht, sondern auch die soziale Struktur des Dorfes. „Es werden Bäume auf unserem Land gefällt – ohne unsere Zustimmung“, sagte ein Bewohner der Journalistin Zeynep Durgut. Aus Angst vor Repressionen wollte er anonym bleiben.

Vorwürfe gegen Lokalpolitiker

Die Kritik richtet sich unter anderem gegen den früheren HÜDA-PAR-Vorsitzenden im Kreis Midyad, Sait Sevim, sowie gegen Mitglieder des Bezirksrats Idil aus den Reihen der regierenden AKP. Ihnen wird vorgeworfen, die Rodung organisiert oder gebilligt zu haben. Demnach soll Sevim gegen Zahlung eines Geldbetrags die Zustimmung des Dorfvorstehers zur Rodung eingeholt haben.

Eingang des Dorfes Kiwex © Zeynep Durgut

„Unser Dorf wurde für den Tourismus geöffnet, aber nun zerstören sie die Natur vor unseren Augen“, sagte der Dorfbewohner weiter. Die betroffenen Flächen seien teilweise offiziell registrierter Privatbesitz. Das Fällen der Bäume erfolge ohne Genehmigung und ohne Rücksprache mit den Eigentümer:innen.

Kritik an Sicherheitsbegründung

Die Dorfgemeinschaft äußert zudem Unverständnis darüber, dass die Maßnahme mit „Sicherheitsbedenken“ begründet werde. Der geplante Bau eines Militärpostens könne aus ihrer Sicht nicht als Rechtfertigung für die Zerstörung des lokalen Ökosystems dienen. In einer gemeinsamen Erklärung riefen Bewohner:innen und Unterstützer:innen dazu auf, die Rodungen umgehend zu stoppen und „diesen ökologischen Eingriff öffentlich zur Diskussion zu stellen“.