Neue Ausgabe des Kurdistan Report erschienen

Die neue Ausgabe des Kurdistan Reports ist erschienen. In der aktuellen Ausgabe wird mit vielseitigen Artikeln über die Entwicklungen in Kurdistan informiert.

Die Ausgabe 216 für Juli/August 2021 des zweimonatlich erscheinenden Kurdistan Reports ist erschienen. Eine Auswahl der aktuellen Artikel ist bereits auf der Internetpräsenz zu finden. Wir werfen im Folgenden einen Blick auf die Artikel der aktuellen Ausgabe.

In mehreren Artikeln werden die jüngsten Militäroperationen in Südkurdistan der Türkei behandelt. In einer aktuellen Bewertung ordnet Cemil Bayık, Ko-Vorsitzender des KCK-Exekutivrats, die seit dem 23. April 2021 andauernden Angriffe auf die Regionen Zap, Avaşîn und Metîna in der Kurdistan-Region Irak ein. Er erklärt darin unter anderem, dass durch den von der der PKK angeführten Kampf die tatsächliche Beschaffenheit der gesellschaftlichen und politischen Strukturen in Kurdistan aufgedeckt wurden: „Nichts außer unserem Kampf wäre so gut dazu in der Lage gewesen, das wahre Gesicht der politischen Kräfte Kurdistans – insbesondere der PDK – offenzulegen. Auch die Aufdeckung des Bandenwesens und der vielen weiteren negativen Entwicklungen in der Türkei wären ohne unseren Kampf nicht denkbar gewesen. Ohne den Kampf der PKK und ihre Vision für den Mittleren Osten wäre weder das wahre Gesicht der autoritären Regime in der Region, noch das des Islamischen Staates (IS) heute weltweit bekannt. Ohne den von der PKK angestoßenen Kampf wäre auch der tatsächliche Charakter der kapitalistischen Moderne im Mittleren Osten nicht so gut sichtbar geworden. Die kalte Interessenpolitik Europas, der USA und aller anderen Kräfte der kapitalistischen Moderne wäre nicht so eindeutig benannt und damit auch nicht so klar als riesige Belastung für die gesamte Menschheit erkannt worden.“

Die gegenwärtigen Angriffe der türkischen Armee in Südkurdistan reihen sich in eine Gewaltchronik der letzten Jahrzehnte ein. Der Journalist Perwer Yaş fasst die Angriffe der Türkei in der Region in seinem Artikel unter dem Titel „Seit 38 Jahren erprobte Annexionsangriffe“ zusammen.

Im Juni dieses Jahres reiste die Initiative der internationalen „Delegation für Frieden und Freiheit in Kurdistan nach Südkurdistan. An der Delegation beteiligten sich Menschen aus elf europäischen Ländern mit unterschiedlichen Professionen und politischen Hintergründen. Sie hatten das Ziel, nach Südkurdistan zu reisen, um sich einen direkten Eindruck von der Situation vor Ort zu verschaffen und sich für ein Ende des Krieges und der Zerstörung einzusetzen. Während ein Teil der Delegation durch deutsche und südkurdische Behörden an der Reise gehindert wurde, hat es ein Teil der Gruppe geschafft, mit der Zivilgesellschaft und Parteien zusammenzukommen, um die menschenrechtliche Situation vor Ort zu dokumentieren. Kalle Schönfeld, Mitglied der Delegation, zieht in seinem Bericht für den Kurdistan Report folgende Bilanz: „Bislang lässt sich sagen, dass das Konzept, die Friedensdelegation als Kontrapunkt zu dem NATO-Gipfel staatlicher Gewalt zu setzen, ein überragender Erfolg war. Zum einen hat hier gesellschaftliche Vernetzung und Organisierung das Schweigen durchbrochen, das den Krieg staatlicher Mächte in Südkurdistan weltweit umhüllte und Öffentlichkeit für einen innerkurdischen Dialog geschaffen. Zum anderen haben die Staaten sich durch ihre koordinierte Repression gegen eine Friedensinitiative sich selbst die Maske vom Gesicht gerissen. Ihre Überreaktion hat gezeigt, dass sie ihre Kriegspläne durch Frieden gefährdet sehen, ihre geheimen Absprachen durch Transparenz und Offenheit und ihre Macht durch Solidarität. Diese Überreaktion hat besonders in Deutschland für Aufsehen gesorgt, wo ein offener Rechts- und Verfassungsbruch begangen wurde, um die machtpolitisch inszenierte Harmonie des NATO-Bündnisses nicht zu stören. Das Medienecho hierzu erfasste einen Großteil der etablierten Mainstream-Medien und wird auch rechtlich weitere Schritte nach sich ziehen.“

Auch die Lage in der Türkei wird in der aktuellen Ausgabe beleuchtet. Die Vertretung der Demokratischen Partei der Völker (HDP) in Europa fasst die letzten Entwicklungen in einem Beitrag unter dem Titel „Systematische Unterdrückung als Grundlage der »neuen Türkei« Erdoğans“ zusammen und erklärt die Bedeutung er HDP im Kampf um demokratische Rechte in der Türkei. Der kurdische Politiker Hatip Dicle wertete die auf YouTube veröffentlichten Geständnisse des Mafia Bosses und Auftragskiller des türkischen Staates, Sedat Peker, sowie die aktuellen und geschichtlichen Hintergründe aus. Er fasst die Diskussionen um den Mafiaboss unter der Formel „Der Staat wurde zur Mafia, die Mafia zum Staat“ zusammen.

Auch ein Blick auf die anderen beiden Teile Kurdistans wird geworfen. Während Gisela Rhein darüber schreibt, wie der türkische Staat Wasser gegen die Bevölkerung in Nordsyrien als Waffe einsetzt, schreibt die kurdische Journalistin Gulê Algunerhan über die Kolber (Kurdische Lastenträger:innen) die im Visier der Regimekräfte im Iran stehen.

Auch der Bogen nach Deutschland wird in der aktuellen Ausgabe des Kurdistan Reports geschlagen. Anja Flach, Autorin und Ethnologin, hat den 25. Todestag von Cengiz Ulutürk zum Anlass genommen, seinen Lebensweg „Von Anatolien nach Berlin, von Berlin nach Kurdistan“ zu zeichnen. Die Initiative Geschichte und Widerstand hat im Gespräch mit Marcel Braumann über die Geschichte der sorbischen Gesellschaft, ihre aktuellen Herausforderungen und was Rojava für sie bedeutet, gesprochen. Marcel Braumann arbeitet beim sorbischen Dachverband Domowina als Pressesprecher und pflegt persönliche Kontakte zur kurdischen Gesellschaft in Deutschland.

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