Mahnwachen gegen Chemiewaffen werden fortgesetzt

Im Bundesgebiet wird weiterhin gegen türkische Chemiewaffeneinsätze in Südkurdistan protestiert. Aktionen gab es in Düsseldorf, Stuttgart, München und Berlin.

Die kurdische Community setzt ihre öffentlichkeitswirksamen Aktionen im Bundesgebiet gegen den Einsatz von chemischen Kampfstoffen durch die türkische Armee in Südkurdistan fort. Dazu gibt es neben den Mahnwachen in Düsseldorf und Stuttgart nun auch Sit-ins und Informationsstände in München und Berlin. Der Protest richtet sich gleichermaßen gegen die Untätigkeit der internationalen Organisationen angesichts der Angriffe mit geächteten Waffen und die Haltung der Bundesregierung.

In Berlin trafen sich Aktivistinnen des Frauenrats Dest-Dan vor der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche auf dem Breitscheidplatz in Charlottenburg und verteilten Broschüren der Kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E) und ein von Civaka Azad erstelltes Factsheet zur türkischen Invasion in Südkurdistan unter dem Einsatz von Chemiewaffen gegen Guerilla und Zivilbevölkerung. Der Frauenrat fordert die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) auf, schnell zu handeln und den Vorwürfen kurdischer Institutionen nachzugehen. Am Donnerstag findet eine weitere Aktion am Brandenburger Tor statt.

Düsseldorf

Untätigkeit Europas nicht akzeptabel

Das Protestzelt der Föderation der freiheitlichen Gesellschaft Mesopotamiens in NRW e.V. (FED-MED) auf der Landtagswiese in Düsseldorf wurde heute ebenfalls wieder aufgestellt. Unter den Anwesenden war auch Zübeyde Zümrüt, Ko-Vorsitzende des kurdischen Dachverbands KON-MED. Die Politikerin gab einen kurzen Umriss der Vernichtungsfeldzüge des türkischen Staates gegen die kurdische Befreiungsbewegung. So sei es im Zuge des seit mehr als vierzig Jahren andauernden Widerstands häufig zu Angriffen mit geächteten C-Waffen gekommen. „Seit einigen Jahren beobachten wir, dass chemische Kampfmittel zu einer bevorzugten Waffe für Ankara geworden sind. Kamen diese Kampfstoffe in der Regel im Verborgenen zum Einsatz, passiert es heute ganz offen. Umso bezeichnender ist die Untätigkeit Europas diesen Kriegsverbrechen gegenüber. Insbesondere das Schweigen der Bundesrepublik gibt zu Bedenken und kann nicht akzeptiert werden.” Zümrüt rief die demokratische Öffentlichkeit in den europäischen Ländern auf, den Kampf der kurdischen Gesellschaft gegen Chemiewaffeneinsätze durch die Türkei zu unterstützen. Abgeschlossen wurde der Tag mit einem Konzert des Sängers Hozan Comerd.

Aktionen in München und Stuttgart bis Donnerstag

In München stellten Mitglieder des Demokratischen Gesellschaftszentrums zusammen mit Aktivistinnen der Frauenkommune Sara ein Protestzelt am Maxmonumen gegenüber des bayerischen Landtags auf. Die Beteiligten trugen weiße Schutzanzüge und Atemmasken, um auf die aktuellen Chemiewaffeneinsätze der türkischen Armee in Kurdistan aufmerksam zu machen.

Im Rahmen der Mahnwache in Stuttgart sind mehrere hundert Unterschriften gesammelt worden, um die OPCW zum Handeln aufzufordern. Mit zahlreichen Interessierten wurden persönliche Gespräche zur kriegsbedingten Situation in Kurdistan und die Kriegsverbrechen des türkischen Staates bei der seit April andauernden Invasion geführt. Die Aktion findet am Kobanê-Platz statt und geht noch bis morgen.