Kurdische Verbände fordern Handeln gegen Chemiewaffen

Vor den Landesparlamenten in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg haben kurdische Verbände gegen die Chemiewaffenangriffe der türkischen Armee auf Guerillagebiete protestiert.

Auf der Landtagswiese in Düsseldorf stand heute ein Protestzelt der Föderation der freiheitlichen Gesellschaft Mesopotamiens in NRW e.V. (FED-MED) und des Verbands von Frauen aus Kurdistan in Deutschland (YJK-E). Die Aktivist:innen protestieren bereits seit Montag mit einer Mahnwache sowohl gegen die Angriffe der Türkei als auch gegen die Untätigkeit der internationalen Organisationen und die Haltung der Bundesregierung.

 

Im nordrhein-westfälischen Landtag wurde ein Informationsdossier zu der seit April andauernden Besatzungsoperation der türkischen Armee im südlichen Teil Kurdistans eingereicht. Neben der breitflächigen Bombardierung von Guerillagebieten und zivilen Siedlungen werden bei dieser grenzüberschreitenden Operation auch chemische Waffen eingesetzt. Besonders betroffen von Angriffen mit verbotenen Kampfstoffen sind unterirdische Höhlensysteme der Guerilla und Verteidigungsanlagen in Gebirgsmassiven. Seit Jahresbeginn sind mindestens 38 Kämpferinnen und Kämpfer in Südkurdistan durch Giftgas ums Leben gekommen.

Der kurdische Politiker Lezgin Botan erklärte vor dem Landtag: „Der türkische Staat setzt seit vielen Jahren Chemiewaffen gegen das kurdische Volk ein. Das hat er jahrelang insgeheim getan. Seit Jahresbeginn kommen bei den Besatzungsangriffen erneut chemische Kampfstoffe zum Einsatz. Dieses Mal geschieht es vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Die europäischen Staaten und Menschenrechtseinrichtungen schweigen dazu. Aus diesem Grund sind Kurdinnen und Kurden überall auf den Straßen. Wir rufen die Völker Europas zum gemeinsamen Kampf gegen diesen Völkermord auf. Der Faschismus wird zerschlagen werden, die Freiheit wird siegen!“

Die Musiker Hozan Seyîdxan und Hozan Kawa von der kurdischen Kulturbewegung TEV-ÇAND beteiligten sich mit vorgetragenen Liedern an der Protestveranstaltung. Die Mahnwache ist für fünf Tage geplant und geht am Mittwoch zwischen 13 und 17 Uhr vor der Statue „Bergischer Löwe” am südlichen Ende der Königsallee (Ecke Bahnstraße) weiter.

Eine ähnliche Aktion ist heute in Stuttgart gestartet worden. Die Föderation FCK, in der sich kurdische Vereine und Institutionen aus Bayern und Baden-Württemberg zusammengeschlossen haben, und die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) machten in der Nähe des Landtags auf die Situation in Kurdistan aufmerksam und protestierten gegen die allgemeine Untätigkeit angesichts der türkischen Kriegsverbrechen. Am Mittwoch wird die Mahnwache auf dem „Kobanê-Platz“ fortgesetzt.