Die Polizei in der westtürkischen Metropole Istanbul hat zum wiederholten Mal eine Mahnwache von Angehörigen politischer Gefangener aufgelöst und mehrere Personen gewaltsam festgenommen. Unter den Betroffenen ist auch die HDP-Politikerin Aygül Sincar. Im Gefangenentransporter setzte sich die Gewalt gegen die Festgenommenen fort.

Die inzwischen zwölfte Woche haben Angehörige von politischen Gefangenen an diesem Donnerstag vor dem Justizpalast Çağlayan eine „Gerechtigkeitswache“ abgehalten, um die Freilassung schwer Erkrankter und wegen fehlendem Reuebekenntnis trotz Vollendung ihrer Strafen weiterhin Inhaftierter zu fordern. Bei den Beteiligten handelt es sich überwiegend um Mütter, die um das Leben ihrer inhaftierten Kinder kämpfen.

An der heutigen Gerechtigkeitswache beteiligten sich Fince Akman als Mutter des im Hochsicherheitsgefängnis Silivri inhaftierten Yakup Akman sowie Cemile Karakaş, deren Sohn Xemgin Karakaş bei seiner Verlegung aus Silivri in ein Gefängnis in Afyon im vergangenen Februar schwer misshandelt wurde. Als sich die Frauen zusammen mit Unterstützer:innen in einem Café am Eingang des Gerichtsgebäudes versammelten, fuhr die Polizei mit mehreren Einsatzwagen und einem Gefangenentransporter auf und kesselte die Gruppe ein. Zur Begründung wurde auf ein vom zuständigen Landratsamt erteiltes Demonstrationsverbot verwiesen.

„Wir sind lediglich hier, um auf die Rechtsverletzungen in den Gefängnissen hinzuweisen und die Freiheit unserer Kinder einzufordern. Wir wollen verhindern, dass noch mehr Menschen in Haft sterben. Doch obwohl wir hier nur friedlich sitzen, fährt die Polizei mit einem großen Aufgebot vor und greift uns an. Das akzeptieren wir nicht“, sagte Fince Akman noch, bevor sie abgeführt wurde. Neben Fince Akman sowie Aygül Sincar, die Ko-Vorsitzende des HDP-Kreisverbands in Kartal ist, wurden auch Cemile Karakaş und Meryem Güneş vom HDK-Rat der Ältesten in Gewahrsam genommen. Sie alle erwartet nun eine Anzeige wegen Verstoß gegen das türkische Versammlungsgesetz.