Polizei greift Kundgebung für Gefangene in Istanbul an

Die Polizei hat in Istanbul eine Mahnwache von Angehörigen politischer Gefangener angegriffen und sechs Personen festgenommen. Die Angehörigen, überwiegend Mütter, kämpfen um das Leben ihrer inhaftierten Kinder.

Seit Monaten halten Angehörige von politischen Gefangenen vor dem Istanbuler Justizpalast in Çağlayan donnerstags eine „Gerechtigkeitswache“ ab, um die Freilassung schwer Erkrankter und wegen fehlendem Reuebekenntnis trotz Vollendung ihrer Strafen weiterhin Inhaftierter zu fordern. Die Mahnwache wurde heute erneut von der Polizei angegriffen, es kam zu sechs Festnahmen.

Um die Angehörigen und ihre Forderung zu unterstützen, waren zahlreiche Menschen vor das Gerichtsgebäude gekommen, darunter der HDP-Abgeordnete Musa Piroğlu, die HDK-Sprecherin Esengül Demir, Mitglieder der Anwaltsvereinigung ÖHD, des HDP-Jugendrats und der sozialistischen Partei SYKP. Als die Angehörigen ihre Forderungen vortragen wollten, griff die Polizei ein und verwies auf ein behördliches Versammlungsverbot. Piroğlu protestierte gegen das willkürliche Verbot und sagte: „Wir sind hier, weil in den Gefängnissen Menschenrechte verletzt werden. Wir sind hier, damit Aysel Tuğluk und Mehmet Özkan nicht im Gefängnis sterben müssen. Es sollen keine weiteren Menschen in Haft sterben, die hier anwesenden Mütter wollen nicht, dass ihre Kinder das Gefängnis im Sarg verlassen.“

In der Folge kam es zu einem Polizeiangriff, bei dem mehrere Menschen zu Boden gestoßen und festgenommen wurden. Bei den Festgenommenen handelt es sich um die Gefangenenangehörigen Fince Akman, Kumru Akgül und Sıtkı Tatlıcıoğulları, die HDP-Jugendratsmitglieder Ahmet Bayazıt und Firat Kaya sowie um Firat Demir vom Solidaritätsverein ANYAKAY-DER.