Berlin: Rund 80.000 Menschen bei Demonstration für Iran

In Berlin haben sich rund 80.000 Menschen an einer Solidaritätsdemonstration für die Protestbewegung in Iran beteiligt. Im kurdischen Block wurden Fahnen der Komara Kurdistanê geschwenkt.

Mit einer Großdemonstration durch das Berliner Regierungsviertel haben an diesem Samstag rund 80.000 Menschen den seit Wochen andauernden Volksaufstand in Iran unterstützt. Die Teilnehmenden kamen aus weiten Teilen Europas zusammen, um ihre Solidarität mit der Protestbewegung gegen den herrschenden Klerus in Iran zu zeigen.

Der Demonstrationszug führte von der Siegessäule über die John-Foster-Dulles-Allee und die Straße des 17. Juni zurück zum Großen Stern. Immer wieder erklang in verschiedenen Sprachen der Slogan „Frau, Leben, Freiheit“ – die Hauptparole des von Frauen angeführten revolutionären Aufbruchs in Iran. Immer wieder forderten die Demonstrierenden den Sturz des Regimes und riefen „Tod dem Diktator“ – in Anspielung auf den „Obersten Führer“ Ayatollah Ali Chamenei. Seit fünf Wochen demonstrieren in Iran tausende Menschen für einen Systemwechsel. Laut Menschenrechtsgruppen wurden mehr als 240 Menschen getötet und Tausende inhaftiert. Entzündet hatten sich die Proteste am Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini, die Mitte September in Gewahrsam der iranischen Sittenpolizei zu Tode misshandelt wurde.

Angemeldet wurde die Berliner Demonstration vom „Woman* Life Freedom Kollektiv“, das sich gegen Unterdrückung und Diskriminierung im Iran starkmachen will. Unter den vielen Organisationen, die zur Teilnahme an der Demonstration aufriefen, war auch die Vereinigung der Familien der Opfer von Flug PS752. Die NGO wurde von Hinterbliebenen der Menschen an Bord der Boeing 737-800 der Ukraine International Airlines (UIA) gegründet, die am 8. Januar 2020 bei dem Abschuss der Maschine durch zwei iranische Flugabwehrraketen ums Leben gekommen waren.

In der Demonstration lief auch ein riesiger kurdischer Block mit. An der Spitze trugen Frauen mehrere Fronttransparente, auf denen „Jin, Jiyan, Azadî“ – eine der ältesten Parolen der kurdischen Freiheitsbewegung, mit denen Frauen zunächst in Ostkurdistan, später im ganzen Iran auf die Straßen zogen – zu lesen war und die Konterfeis kurdischer Revolutionärinnen auf die Menge blickten. Abgebildet war unter anderem Shirin Alamhouli, eine der „Sêdar-Gefallenen“, die 2010 im Teheraner Evin-Gefängnis hingerichtet wurde. Auf einem anderen Transparent waren 17 Guerillakämpfer:innen zu sehen, die in den letzten Wochen an den Folgen von Chemiewaffenangriffen der Türkei in Südkurdistan ums Leben kamen.

Der kurdische Block schwenkte auch verschiedene Fahnen. Neben der Ala Rengîn, Fahnen in den Farben grün, rot und gelb, Wimpeln von YPG und YPJ sowie Zeichen verschiedener kurdischer Frauenorganisationen stach besonders die Flagge der Komara Kurdistanê hervor. Die Republik Kurdistan, auch Volksrepublik Mahabad genannt, wurde 1946 gegründet und bestand nur elf Monate. Sie verwendete eine rot-weiß-grüne Trikolore, auf der sich mittig das Wappen der Republik befand: eine strahlende Sonne als Sinnbild der Freiheit, eine Schreibfeder als Symbol von Kultur und Wissenschaft, und ein Ährenkranz, der Produktion und Arbeit verkörpert.