In Ostkurdistan (Rojhilat) und Iran geht der nach dem gewaltsamen Tod von Jina Mahsa Amini ausgebrochene Aufstand weiter. Die PJAK (Partei für ein freies Leben in Kurdistan) hat Vorschläge für die weiteren Entwicklungen veröffentlicht. In der Deklaration heißt es:
„Durch die seit über einem Monat andauernde Revolution der Völker Ostkurdistans und Irans sind materielle und geistige Werte geschaffen worden. Jetzt geht es vor allem darum, sich der Gefahren bewusst zu werden, von denen diese Revolution bedroht ist. Die Völker Irans müssen klare Antworten auf die Frage geben, was nach der Revolution geschehen wird. Parteien, politische Kräfte und die Gesellschaft müssen alles vermeiden, was die Revolution blockieren könnte. Das müssen sie klar zum Ausdruck bringen, damit die Revolution erfolgreich ist. Es liegt in der Verantwortung aller Bewegungen und Kräfte, jedes Hindernis für die Revolution zu überwinden. Aus diesem Grund muss jede Partei und jede Kraft ihr Programm, ihre Gedanken und ihre Haltung der Gesellschaft gegenüber klar darlegen. Auf der Grundlage der richtigen Positionen der Parteien können die Menschen mobilisiert bleiben und ihre Proteste fortsetzen.
Die Partei für ein freies Leben in Kurdistans (PJAK) hat ihren Standpunkt zu der ,neuen Revolution', die sich in Iran entwickelt, zugunsten der Revolution und der für die Revolution erforderlichen Maßnahmen dargelegt. Jetzt werden die Diskussionen über die Revolution und die Hindernisse, die ihr im Weg stehen, immer deutlicher. Ausgehend von dieser Debatte haben wir das Bedürfnis, unsere Haltung, Vorschläge und Einschätzungen im Sinne von ,Einheit und Solidarität' noch einmal zu erläutern. Wir halten es für notwendig, einige Dinge zu klären, damit sich das kurdische und die iranische Völker mit dieser Revolution identifizieren können. Auf dieser Grundlage erläutern wir unsere Position für das kurdische Volk und die Völker des Iran mit einem Programm.“
Die Revolution muss kontextualisiert werden
In dem Programm der PJAK sind folgende Punkte aufgeführt:
Die Revolution wird von Frauen angeführt. Sie ist seit Beginn eine Frauenrevolution und muss kontextualisiert werden. Alle sexistischen und maskulinen Methoden gegen Frauen müssen unterbunden werden. Die Idee der Frauenbefreiung muss verteidigt werden. Auf dieser Grundlage muss die gesamte Gesellschaft gebildet werden, damit ein freies Leben möglich ist.
Der Kampf muss Rassismus, Nationalismus und konfessionelle und religiöse Unterschiede überwinden. Derartige Diskurse und Praktiken müssen vermieden werden.
Der Kampf darf nicht mit einem zentralistischen Verständnis fortgesetzt werden, sondern muss den Schwerpunkt auf Selbstbestimmung legen.
Alle Regionen müssen sich auf ihre Selbstverwaltung konzentrieren und ein auf Demokratie und einem freien Leben mit der eigenen Kultur und Tradition basierendes Bildungssystem anstreben.
Die negativen Tendenzen des iranischen Regimes gegenüber dem Leben müssen bekämpft, Ökologie und Umwelt müssen geschützt werden.
Die Grundrechte aller Nationen, Völker, Religionen, Konfessionen und gesellschaftlichen Gruppen müssen verteidigt werden. Für ein Zusammenleben aller gesellschaftlichen Komponenten nach ethischen Grundsätzen sollte das Modell einer „Demokratischen Nation“ angestrebt werden.
Allen Religionen, Konfessionen und Glaubensgemeinschaften muss Freiheit zugestanden werden.
Revolutionäre Kräfte dürfen die Freiheit für alle Religionen, Glaubensrichtungen, Nationen und gesellschaftlichen Gruppen nicht nur im Diskurs fordern, sondern müssen auch in der Praxis unter dem Motto „Einheit und Solidarität ohne Unterschied" handeln.
Es sollten Plattformen für die Bevölkerung gebildet werden, in die im Rahmen von Einheit, Solidarität und gemeinsamer Koordinierung alle Bewegungen, Parteien, Institutionen, Vereinigungen, revolutionären Kräfte und Freiheit fordernden und dafür kämpfenden Menschen einbezogen werden, um eine Selbstverwaltung gegen die theokratische und religiöse Herrschaft aufzubauen.
Um den Volksaufstand und die Revolution zu stärken und voranzutreiben, sollte ein Ausschuss oder Rat benannt werden.
Zum Kampf des kurdischen Volkes
Der Widerstand für die Freiheit muss für alle in Kurdistan lebenden Identitäten, Kulturen, Traditionen, Sprachen und Religionen gelten.
Die Revolution des kurdischen Volkes wird bedingungslos und ohne weitere Rechtfertigung von Frauen angeführt.
Für die Entstehung einer radikalen und direkten Demokratie muss ein System der Selbstverwaltung in allem Institutionen und sozialen Plattformen des kurdischen Volkes eingeführt werden. Die Vorherrschaft irgendeiner Sprache oder Religion wird abgelehnt.
Im Rahmen der oben genannten Artikel erklärt die PJAK, dass sie alle Arten von Flaggen und Symbolen ablehnt. Die PJAK akzeptiert die Flagge der Republik Kurdistan (Mahabad) als Nationalflagge bis zur Einberufung eines nationalen Kongresses für die Einheit und Solidarität des kurdischen Volkes und einer neuen Entscheidung, die von allen kurdischen Kräften getroffen wird.