Die Ko-Vorsitzende der Demokratie- und Freiheitsbewegung Ostkurdistans (Komalgeyê Demokratîk û Azadê Rojhilatê Kûrdistanê, KODAR), Gulan Fehim, hat sich gegenüber ANF zu dem seit einem Monat andauernden und von Frauen anführten Volksaufstand in Iran geäußert. In ihrer Bewertung der aktuellen Situation erinnerte Gulan Fehim zunächst an die Menschen, die in den letzten Wochen im Widerstand gegen das Regime der Islamischen Republik ums Leben gekommen sind, und wies auf die mit kreativen Aktionsformen weltweit gezeigte Unterstützung der Proteste hin.
Der Serhildan (ku. für Volksaufstand, Erhebung) in Rojhilat und Iran habe sich mittlerweile auf alle Bevölkerungsgruppen ausgeweitet und bereits jetzt große Resultat erzielt, sagte die KODAR-Vorsitzende weiter: „Die Frauen zeigen eine Haltung, mit der sie ihrer selbst gerecht werden. Wir gehen davon aus, dass diese Haltung noch stärker werden wird. Der von Frauen angeführte Widerstand hat dem Kampf für Freiheit und Gleichheit in Rojhilat und Iran neue Lebendigkeit verliehen.“
Jin-Jiyan-Azadî ist eine Philosophie
Gulan Fehim erklärte, dass sich breite Kreise in Rojhilat und den anderen Teilen Irans mit dem Widerstand solidarisierten. „Hinter der Parole Jin-Jiyan-Azadî [Frau-Leben-Freiheit] steht eine Philosophie, eine Ideologie, eine neue Lebensweise. Der Kampf wird zwar von Frauen angeführt, aber diese Forderung betrifft die gesamte Gesellschaft und deshalb identifizieren sich so viele Menschen damit“, sagte Gulan Fehim und erinnerte an die Feststellung von Abdullah Öcalan: „Ohne freie Frauen kann eine Gesellschaft nicht frei sein“. Genau darum gehe es bei den revolutionären Entwicklungen in Iran.
Hoher Bewusstseinsgrad in Rojhilat
„Wir bewerten das aktuelle Geschehen in Rojhilat und Iran als vergleichbar mit dem ,Arabischen Frühling', der 2010/2011 die Regime in arabischen Ländern erschüttert hat. Damals wurden zwar einige Rechte erkämpft, aber der Widerstand umfasste nicht alle gesellschaftlichen Gruppen und führte nicht zu radikalen Veränderungen. In Rojhilat beobachten wir jedoch im Moment einen sehr hohen Bewusstseinsgrad, und die Hauptforderung ist Freiheit“, führte Fehim weiter aus.
Protestbewegungen seien in der Vergangenheit mehrfach brutal niedergeschlagen worden, die aktuellen Geschehnisse seien jedoch Ausdruck eines neuen Prozesses, in dem alle Bevölkerungsgruppen mit derselben Forderung zusammenkämen: „Aus dieser Situation werden wichtige Entwicklungen entstehen. Der iranische Staat hat die gesamte Bevölkerung entrechtet und das trifft vor allem auf die Frauen zu. Die Menschen führen momentan einen großen Kampf gegen das Regime und sie werden ihren Widerstand nicht aufgeben, bevor sie etwas erreicht haben. Das hat bereits jetzt einen hohen Preis gekostet, aber die Kämpfe werden zu großen Erfolgen führen.“
„Wir stützen uns auf keine fremden Kräfte“
An die Bevölkerung in Rojhilat appellierte Gulan Fehim: „Wir stützen uns auf keine fremden Kräfte. Unser Volk muss an seine eigene Stärke glauben und sich verteidigen. Es hat niemals auf Gewalt gesetzt. Wenn Iran das Problem lösen will, müssen die Forderungen der Bevölkerung angehört werden.“
Im Moment gebe es Einheit und Solidarität zwischen allen Völkern in Iran, betonte die Ko-Vorsitzende von KODAR abschließend: „Wenn das Regime nicht auf die Forderungen der Bevölkerung reagiert und kein Veränderungsprozess einsetzt, wird unser Volk den Kampf auf allen Ebenen fortsetzen. Wir sind davon überzeugt, dass dieser Widerstand nicht nur in Rojhilat und Iran, sondern in der gesamten Region große Erfolge einleiten wird.“