Die nach dem gewaltsamen Tod von Jina Mahsa Amini ausgebrochenen Aufstände in Rojhilat (Ostkurdistan) und Iran dauern seit einem Monat an. Der Ko-Vorsitzende der PJAK (Partei für ein freies Leben in Kurdistan), Siamand Moini, hat sich gegenüber ANF dazu geäußert.
Moini erinnert zuerst an die Menschen, die von der iranischen Polizei und Paramilitärs getötet worden sind, und weist auf die von der PJAK in der Vergangenheit initiierten Projekte für eine Demokratisierung Irans und Selbstbestimmung in Rojhilat hin. Das diktatorische Regime der Islamischen Republik reagiere mit massiver Gewalt auf demokratische Forderungen, erklärt der PJAK-Vorsitzende: „Was im Moment geschieht, ist eine von Frauen angeführte Revolution von historischem Ausmaß. Das System Irans ist erschüttert. Es handelt sich um eine Revolution, die nicht nur in Iran, sondern im gesamten Nahen Osten die Tür für Veränderungen öffnet.“
Moini betont, dass die momentanen Geschehnisse den Lauf der Geschichte verändern werden: „Denn das ist der gemeinsame Punkt, an dem sich die Menschen, die gegen Hunger und Armut kämpfen und Freiheit einfordern, treffen: Sie wollen eine Veränderung.“
Beginn einer Renaissance-Bewegung
Gerichtet an die Menschen aus verschiedenen Schichten und Bevölkerungsgruppen, die seit Wochen auf den Straßen, an Schulen und Universitäten und in der Industrie Widerstand leisten, sagt Moini: „Eure Aktionen sind der Beginn einer Renaissance-Bewegung, die die gesamte Region beeinflussen wird. Die Worte Jin-Jiyan-Azadî [Frau Leben Freiheit] sind über die feministische Bewegung hinaus zur Parole einer Freiheitsbewegung geworden. Wir sind davon überzeugt, dass diese Bewegung Kolonialismus, Diktatur und alles Reaktionäre beenden wird.“
Der Ko-Vorsitzende der PJAK weist darauf hin, dass die Fortsetzung der Proteste einen hohen Preis von den Menschen einfordert. An die Bevölkerungsgruppen, die sich bisher nicht daran beteiligen, appelliert er: „Es ist an der Zeit, dass ihr euch erhebt.“ Auch die Arbeiter:innen müssten teilhaben an der Revolution, deren Startschuss bereits gefallen sei.
„Wir stehen an der Seite der Belutschen“
Zu den fortgesetzten Massakern am belutschischen Volk, die am „blutigen Freitag“ vor zwei Wochen mit mindestens 66 getöteten Demonstrant:innen in Zahedan in der Provinz Sistan-Belutschistan ihren Höhepunkt fanden, erklärt Moini: „Das belutschische Volk hat massive Unterdrückung durch das faschistische Regime erfahren und auch jetzt werden Massaker begangen. Die Belutschen und die anderen Völker sollen wissen, dass das kurdische Volk und unsere Bewegung immer an ihrer Seite stehen. Mit unserem Kampf werden wir auch die in der jüngsten Zeit getöteten Belutschinnen und Belutschen rächen.“
„Jin Jiyan Azadî“ steht für eine revolutionäre Entwicklung
Der Slogan „Jin Jiyan Azadî“ stehe für eine revolutionäre Entwicklung, die alle Bevölkerungsgruppen einschließe, betont Siamand Moini: „Das gesamte kurdische Volk muss geschlossen vorgehen. Die stattfindende Revolution wird von Kurdinnen und Kurden angeführt und muss mit der Beendigung des nationalstaatlichen Systems zur Entstehung eines demokratischen Systems für alle Bevölkerungsgruppen führen.“