Erstmals seit dem Ausbruch des verheerenden Waldbrands im Landkreis Xozat bei Dersim am 17. August durch Artilleriebeschuss der türkischen Armee sind am Sonntag Brandbekämpfungsmaßnahmen eingeleitet worden. Wie das Gouverneursamt mitteilte, sind seit dem Morgen neben Feuerwehrleuten am Boden auch zwei Löschhubschrauber im Einsatz. Zuvor sei die Ausbreitung der Flammen durch das Schlagen von Feuerschneisen präventiv eingegrenzt worden, so die Behörde. Man hoffe, dass der Brand bis zum Abend vollständig unter Kontrolle ist.
Den dreizehnten Tag in Folge wüten die Flammen in Dersim bereits. Der erste Brandherd befindet sich im Weiler Koçerî, der im Umland des Dorfes Zoxer (Kurukaymak) bei Xozat liegt. Das Waldgebiet war von der türkischen Armee im Zuge einer Militäroperation in Brand geschossen worden. Vor dem Artilleriebeschuss aus einem Hubschrauber wurde die Region drei Mal von Kampfdrohnen angegriffen, wie inzwischen bekannt ist. Ein weiterer Brandherd wurde vor einigen Tagen zwischen Tokmak Baba und Dere Emirgan in Pilûr (Ovacık) lokalisiert, der zuletzt auch Siedlungsgebiete erreicht hatte. Das Militär verhinderte bisher, das Löschmaßnahmen eingeleitet werden. Freiwillige wurden daran gehindert, die Flammen auf eigene Faust zu bekämpfen.
Ein Löschhubschrauber am Sonntag über Xozat | Foto: MA
HDP/DBP-Abordnung in Dersim
Derweil ist eine parlamentarische Delegation aus Abgeordneten der HDP und DBP in Dersim eingetroffen, um sich zusammen mit der Zivilgesellschaft über die staatliche Zerstörung der Wälder in der nordkurdischen Provinz zu beraten. Neben Mahmut Toğrul und Mehmet Rüştü Tiryaki von der HDP befindet sich auch die DBP-Vorsitzende Saliha Aydeniz vor Ort. Bei einer Zusammenkunft mit der Initiative der werktätigen Demokratie-Kräfte bezeichnete die Parlamentarierin die Waldbrände in Dersim als „Ergebnis der Politik der Feindseligkeit gegenüber dem kurdischen Volk“ und verwies auf die seit Jahrzehnten in Kurdistan gültige „Aufstandsbekämpfung“. Unter dem Deckmantel der Grenzverteidigung und „Bedrohungen für die nationale Sicherheit“ praktiziere der Staat einen Ökozid mit dem Ziel einer vollständigen Entvölkerung der kurdischen Regionen. Der Ko-Vorsitzende des Zentrums für Dersim-Studien (DAM), Selman Yeşilgöz, fügte an: „Wir sehen diese Brände als totalen Angriff auf unsere Regionen, Wälder, Sprache und Kultur.“
Militär verweigert Fahrt zum Brandherd
Nach dem Treffen wollte die Delegation zusammen mit Vertreter:innen zivilgesellschaftlicher Organisationen die Löscharbeiten am Brandherd auf Sichtweite beobachten, sie erreichten aber nur den Eingang zum Dorf Bilgeç (Aşlıca). Dort wurde die Durchfahrt von türkischen Militärs verweigert. Aktuell hält sich die Delegation im Zentrum von Pilûr zu weiteren Gesprächen auf.
Weiterer Brand in Dersim
Ein weiterer Waldbrand in Dersim wütet derweil im Munzur-Tal. Das Feuer brach im Gebiet der Fırtına-Veli-Quelle aus, die zwischen der Provinzhauptstadt und dem Landkreis Pilûr liegt.
Eine vor den Flammen flüüchtende Gazelle im Tal des Munzur, eingefangen heute von einer Wildkamera von MA
Ob Löschversuche unternommen worden sind, ist derzeit noch unklar. Starker Wind begünstigt allerdings die Ausweitung der Flammen.